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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Seuchenbakterien infizierte Artilleriegeschosse in den See schießen, aus dem unser Wasser kommt. Also haben wir einen Vorrat an Trinkwasser angelegt. Über neunzigtausend Liter. Das hatte erste Priorität. Dann haben wir uns Konserven besorgt, genug für zwei Jahre. Nicht genug, wenn eine Menge Leute reinkommen und sich uns anschließen, aber immerhin ein guter Anfang.«
    Der Lagerschuppen war voll gestopft. Ein ganzes Abteil enthielt vom Boden bis zur Decke nur Kleidung – das Reacher inzwischen vertraute olivfarbene Drillichzeug, Tarnjacken, Stiefel. Alle in irgendeiner Militärwäscherei gewaschen und gebügelt, gebündelt und ballenweise verkauft.
    »Brauchen Sie was?«, fragte Fowler.
    Reacher wollte schon weitergehen, blickte dann aber an sich hinab. Er hatte seine Kleidung jetzt ständig, seit Montagmorgen, getragen. Drei Tage hintereinander. Es war ohnehin nicht gerade die beste Kleidung gewesen, und die drei Tage hatten sie nicht besser gemacht.
    »Okay«, sagte er.
    Die größten Größen lagen unten in dem Haufen. Fowler stemmte einen Ballen hoch und zerrte eine Hose, ein Hemd
und ein Jackett heraus. Die auf Hochglanz polierten Stiefel interessierten Reacher nicht. Er zog seine eigenen Schuhe vor. Schnell zog er sich aus und wieder an, indem er auf dem kahlen Holzboden von einem Fuß auf den anderen hüpfte. Er knöpfte das Hemd zu und schlüpfte in das Jackett. Es schien ganz gut zu passen. Er brauchte keinen Spiegel. Schließlich wusste er, wie er in Drillichzeug aussah. Er hatte genügend Jahre seines Lebens in solcher Kleidung verbracht.
    Neben der Tür lagerten auf Regalen medizinische Vorräte. Plasma, Antibiotika, Verbandszeug. Alles ordentlich aufgereiht, um einen schnellen Zugriff zu ermöglichen. Saubere Stapel mit genügend Platz dazwischen. Borken hatte ganz offensichtlich seine Leute gut ausgebildet, damit sie sich hier in aller Eile versorgen und Erste Hilfe leisten konnten.
    »Bohnen und Verbandszeug«, sagte Reacher. »Und was ist mit Munition?«
    Fowler deutete mit einer Kopfbewegung auf den etwas abseits stehenden Schuppen.
    »Dort ist die Waffenkammer«, sagte er. »Ich zeige sie Ihnen.«
    Die Waffenkammer war größer als der andere Lagerschuppen. Ein mächtiges Schloss an der Tür. In dem Schuppen lagen mehr Waffen, als Reacher seit langem an einem Ort zu sehen bekommen hatte. Hunderte von Karabinern und Maschinenpistolen in ordentlichen Reihen. Über allem hing der durchdringende Geruch von frischem Waffenöl. Vom Boden bis zur Decke reichende Stapel mit Munition. Vertraute Holzkisten mit Handgranaten. Regale voll Pistolen. Nichts schwerer, als was ein Infanterist tragen konnte, aber trotzdem ein beeindruckender Anblick.
     
    Die zwei Schrauben, mit denen der Drahtrahmen befestigt war, bereiteten die geringste Mühe. Sie waren kleiner als die anderen. Die großen Schrauben, die das Gestell zusammenhielten, trugen die ganze Last. Der Drahtrahmen war nur aufgelegt. Die Schrauben, mit denen er befestigt war, hatten keine strukturelle Bedeutung. Man hätte sie auch weglassen können, und das Bett hätte trotzdem seinen Zweck erfüllt.
    Sie schabte und kratzte Farbe ab und erwärmte die Schraubenköpfe mit dem Handtuch. Dann zog sie die Gummikappe von ihrer Krücke und drückte das Ende des Aluminiumrohrs in ovale Form. Sie legte ihre ganze Kraft in ihre Fingerspitzen, um das Oval möglichst dicht anliegend über den Schraubenkopf zu pressen. Den Handgriff benutzte sie, um die ganze Krücke wie einen riesigen Steckschlüssel zu drehen. Er rutschte von der Schraube ab. Sie fluchte halblaut und drückte das Rohr mit der Hand noch fester zusammen. Drehte Hand und Krücke gemeinsam. Die Schraube bewegte sich.
     
    Ein ausgetretener Weg führte von dem Ring aus Holzbauten nach Norden. Fowler benutzte mit Reacher jetzt diesen Weg, der sie zu einem Schießplatz brachte. Es handelte sich um eine lange, flache Schneise, die sorgfältig von Bäumen und Unterholz gesäubert worden war. Im Augenblick herrschte dort Stille, niemand war zu sehen. Die Schneise war nur zwanzig Meter breit, aber an die achthundert Meter lang. An einem Ende lagen Matten für die Schützen und in weiter Ferne konnte Reacher die Ziele erkennen. Er schlenderte gemächlich auf sie zu. Sie sahen wie die üblichen aus Sperrholz gefertigten Silhouetten laufender oder sich duckender Soldaten aus, wie das Militär sie zu benutzen pflegte. Die Bemalung ließ erkennen, dass sie aus dem Zweiten Weltkrieg stammten. Der primitive

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