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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sagte er. »Und ziehen Sie die hier an.«
    Holly starrte ihn an. »Warum?«, sagte sie.
    Borken lächelte.
    »Das gehört alles mit zu dem Spiel«, sagte er. »Wenn Sie bis zum Einbruch der Nacht nicht zurück sind, lassen wir die Hunde los. Die brauchen Ihre alten Hemden wegen der Witterung.«
    Holly schüttelte den Kopf.
    »Ich werde mich nicht ausziehen«, sagte sie.
    Borken sah sie an und nickte.
    »Wir drehen uns um«, sagte er. »Aber Sie bekommen nur eine Chance. Wenn Sie es nicht tun, werden diese Jungs das für Sie erledigen, ist das klar?«
    Er erteilte den Befehl, und die fünf Wachen schwärmten im weiten Bogen aus und drehten sich zu den Bäumen um. Borken wartete, bis auch Reacher sich umgedreht hatte, vollführte dann selbst eine Kehrtwendung und starrte in die Luft.
    »Okay«, sagte er. »Los jetzt.«
    Die Männer hörten, wie Knöpfe geöffnet wurden und dann das Rascheln von Baumwollstoff. Sie hörten, wie das alte Hemd auf den Boden fiel und das neue übergestreift wurde. Dann hörten sie das Klicken von Fingernägeln auf Knöpfen.
    »Erledigt«, murmelte Holly.
    Reacher zog seine Jacke und sein Hemd aus und fröstelte in der kühlen Bergluft. Er nahm das neue Hemd von Borken entgegen und schlüpfte hinein. Warf sich die Jacke über die Schultern. Borken nickte, und dann reichte der Wachsoldat Reacher die Schaufel und die Brechstange. Borken deutete in den Wald hinein.
    »Gehen Sie hundert Meter in westlicher Richtung«, sagte er. »Dann weitere hundert nach Norden. Wenn Sie angekommen sind, werden Sie schon wissen, was zu tun ist.«
    Holly sah Reacher an. Der nickte. Sie setzten sich in Bewegung.
     
    Als sie dreißig Meter zurückgelegt hatten und außer Sichtweite von Borken und seinen Leuten waren, blieb Holly stehen.
Sie stieß ihre Krücke in den Boden und wartete darauf, dass Reacher sich zu ihr umdrehte.
    »Borken«, sagte sie. »Ich weiß, wer er ist. Ich habe seinen Namen in unseren Akten gesehen. Man verdächtigt ihn wegen Raubes, irgendwo im Norden von Kalifornien. Zwanzig Millionen Dollar in Inhaberobligationen. Der Fahrer eines gepanzerten Geldtransports wurde getötet. Das Sacramento-Büro hat Ermittlungen angestellt, aber sie konnten ihm nichts nachweisen.«
    Reacher nickte.
    »Das war er natürlich«, sagte er. »Das steht für mich fest. Fowler hat es zugegeben. Er sagt, sie haben zwanzig Millionen auf den Cayman-Inseln. Vom Feind erobert.«
    Holly verzog das Gesicht.
    »Das erklärt den Maulwurf in Chicago«, sagte sie. »Mit zwanzig Millionen auf der Bank kann Borken es sich leisten, recht großzügig mit Bestechungsgeldern umzugehen, oder nicht?«
    Reacher nickte bedächtig.
    »Kennen Sie jemanden, der Bestechungsgeld annehmen würde?«, fragte er.
    Sie zuckte die Schultern. »Die meckern alle wegen ihres Gehalts.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er. »Denken Sie an jemanden, der nicht meckert. Jemand, der Borkens Inhaberaktien im Hintergrund hat, macht sich keine Sorgen mehr um Geld.«
    Sie zuckte wieder die Schultern.
    »Es gibt auch welche, die nicht meckern«, sagte sie. »Manche finden sich einfach damit ab. So wie ich beispielsweise. Aber ich bin wahrscheinlich anders.«
    Er sah sie an. Ging weiter.
    »Sie sind anders«, wiederholte er. »Ganz bestimmt sogar.«
    Er sagte das ohne Ausdruck, dachte darüber nach. Sie gingen zehn Meter weiter. Er ging langsamer, als er das üblicherweise tat, und sie hinkte neben ihm her. Er war in Gedanken verloren. Immer wieder hörte er Borkens hohe
Stimme, wie er behauptete: Sie ist mehr als bloß die Tochter ihres Vaters.
    Und hörte, wie ihre eigene Stimme verärgert die Frage stellte: Warum zum Teufel glaubt eigentlich jeder, dass alles, was mit mir passiert, bloß wegen meines verdammten Vaters geschieht? Dann blieb er wieder stehen und sah ihr gerade in die Augen.
    »Wer sind Sie, Holly?«, fragte er.
    »Sie wissen, wer ich bin«, sagte sie.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, das weiß ich nicht«, sagte er. »Zuerst dachte ich, Sie wären einfach irgendeine Frau. Dann waren Sie eine Frau namens Holly Johnson. Dann waren Sie FBI-Agentin. Dann waren Sie General Johnsons Tochter. Und dann hat Borken mir gesagt, dass Sie sogar noch mehr als das seien. ›Sie ist mehr als bloß die Tochter ihres Vaters‹, hat er gesagt. Als Sie vorher Ihren Coup gelandet haben, hat er sich fast in die Hose geschissen. Sie sind eine Spitzengeisel, Holly, drei Sterne. Also, wer zum Teufel sind Sie?«
    Sie sah ihn an. Seufzte.
    »Das ist eine

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