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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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verstummte der Motor, und es wurde still.
    »Wir sind in einer Art Scheune«, sagte Reacher. »Und das Tor ist geschlossen.«
    Holly nickte ungeduldig.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Ein Kuhstall. Ich kann es riechen.«
    Reacher konnte hören, dass draußen jemand halblaut redete. Schritte um den Lieferwagen herum zu den Türen hinten. Ein Schlüssel, der ins Schloss gesteckt wurde. Der Türgriff drehte sich. Eine blendende Lichtflut, als die Tür aufging. Reacher kniff die Augen zusammen, um sie vor dem plötzlichen grellen elektrischen Licht zu schützen, und starrte an Holly vorbei auf drei Männer, zwei Glocks und eine Schrotflinte.
    »Raus«, sagte der Anführer.
    Sie mühten sich heraus, mit Handschellen aneinander gefesselt, steif und wund und von den sechs Stunden, die sie sich gegen den Radkasten gestemmt hatten, verkrampft. Hollys Knie hatte völlig den Dienst aufgegeben. Reacher wollte ihre Gehhilfe holen.
    »Liegen lassen, Arschloch«, sagte der Anführer.
    Der Mann klang müde und gereizt. Reacher sah ihn bloß an und zuckte die Schultern. Holly verzog das Gesicht und
versuchte ihr Gewicht auf ihr anderes Bein zu verlagern. Stöhnte gequält und gab auf. Sah Reacher unpersönlich an, als ob er eine Art Baum wäre, und streckte ihre ungefesselte linke Hand aus, um sich an seinem Hals festzuhalten. Das war die einzige Möglichkeit, die sie hatte, um aufrecht zu bleiben.
    »Entschuldigen Sie bitte«, murmelte sie.
    Der Anführer gestikulierte mit seiner Glock und deutete nach links. Sie befanden sich tatsächlich in einem großen Kuhstall. Keine Kühe, aber dem Geruch nach war es noch nicht lange her, dass man welche weggebracht hatte. Der Lieferwagen parkte in einem breiten Mittelgang. Beiderseits gab es Boxen für Kühe, geräumig, aus zusammengeschweißten, verzinkten Stahlrohren. Reacher drehte sich zur Seite und stützte Holly an der Hüfte, und dann hoppelten und taumelten die beiden zu der Box hinüber, auf die der Mann mit der Glock zeigte. Holly packte eine Geländerstange und hielt sich verlegen daran fest.
    »Entschuldigen Sie«, murmelte sie erneut.
    Reacher nickte und wartete. Der Fahrer mit der Schrotflinte hielt sie in Schach, und der Anführer ging weg. Er stemmte die große Tür auf und trat ins Freie. Reacher konnte einen Blick auf den dunkler werdenden Himmel erhaschen. Wolkig. Keinerlei Hinweis darauf, wo sie sich befanden.
    Der Anführer blieb fünf Minuten weg. In dem Stall herrschte Stille. Die beiden anderen Männer standen stumm da, die Waffen schussbereit. Der nervöse Typ mit der Glock starrte Reacher ins Gesicht. Der Fahrer mit der Schrotflinte starrte auf Hollys Brüste. Lächelte schief. Niemand sagte etwas. Dann kam der Anführer wieder herein. Er trug ein zweites Paar Handschellen und zwei lange Ketten.
    »Sie machen hier einen großen Fehler«, sagte Holly zu ihm. »Ich bin FBI-Agentin.«
    »Das weiß ich, du Schlampe«, sagte der Mann. »Und jetzt halt’s Maul.«
    »Sie begehen eine schwere Straftat«, sagte Holly.
    »Das weiß ich, du Schlampe«, sagte der Mann wieder. »Und ich hab dir gesagt, dass du das Maul halten sollst. Noch ein
Wort und ich jage diesem Kerl eine Kugel in den Kopf. Und dann kannst du die Nacht angekettet an eine Leiche verbringen, okay?«
    Er wartete, bis sie stumm nickte. Dann bezog der Fahrer mit der Schrotflinte hinter ihnen Stellung, und der Anführer sperrte ihre Handschelle auf und befreite ihre beiden Handgelenke. Er schlang eine der Ketten um eines der Eisenrohre der Box und befestigte die beiden Enden in der freien Hälfte der Handschelle, die von Reachers linkem Arm herunterbaumelte. Zog und zerrte daran, um sich zu vergewissern, dass sie auch hielt. Dann führte er Holly zwei Boxen weiter und benutzte die neue Handschelle und die zweite Kette dazu, um sie vielleicht sechs Meter von Reacher entfernt an den Rohren anzuschließen. Ihr Knie versagte ihr den Dienst, und sie stürzte schwer und mit einem gequälten Aufstöhnen auf das schmutzige Stroh. Der Anführer ignorierte das völlig. Er ging zu der Stelle zurück, wo Reacher angekettet war. Stellte sich vor ihn hin.
    »So, und wer zum Teufel bist du eigentlich, du Arschloch?«, fragte er.
    Reacher gab keine Antwort. Er wusste, dass die Schlüssel für beide Handschellen in der Tasche von diesem Mann steckten. Er wusste, dass er vielleicht eineinhalb Sekunden brauchen würde, um ihm mit dem Stück Kette, das an seinem Handgelenk herunterhing, den Hals zu brechen. Aber die beiden anderen

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