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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Er stand einfach da und wartete darauf, angesprochen zu werden.
    »Ich habe einen Auftrag für Sie«, sagte der Kommandant. »Sie sind doch jung, wie? Kennen sich mit dem ganzen Technikscheiß aus?«
    Der Mann nickte vorsichtig.
    »Gewöhnlich komme ich mit dem Zeug klar, Sir«, sagte er.
    Der Kommandant nickte ebenfalls.
    »Wir haben ein neues Spielzeug«, sagte er. »Einen Scanner für Radiofrequenzen. Ich will eine Überwachung installieren.«
    Der junge Mann spürte, wie ihm das Blut in den Adern gerann.
    »Warum das, Sir?«, fragte er. »Denken Sie, jemand benutzt einen Funksender?«
    »Könnte sein«, sagte der Kommandant. »Ich vertraue niemandem und verdächtige jeden. Ich kann gar nicht vorsichtig genug sein. Nicht in diesem Augenblick. Muss mich um Details kümmern. Es heißt ja immer, dass Genie zu haben bedeutet, Details wichtig zu nehmen.«
    Der junge Mann schluckte und nickte.
    »Bauen Sie das Ding also auf«, sagte der Kommandant. »Machen Sie mir einen Einsatzplan. Zwei Schichten, sechzehn Stunden täglich, okay? Im Augenblick brauchen wir unbedingt ständige Wachsamkeit.«
    Der Kommandant wandte sich ab. Der junge Mann nickte und atmete erst jetzt aus. Sah unwillkürlich in die Richtung, wo sein ganz spezieller Baum stand, und war froh, dass er seinen Gefühlen vertraut hatte.
     
    Milosevic fuhr Brogan in seinem neuen Truck nach Norden. Sie machten einen kleinen Umweg und hielten am Postamt von Wilmette an, damit Brogan seine beiden Unterhaltsschecks
absenden konnte. Dann machten sie sich auf die Suche nach der Praxis des toten Zahnarztes. Auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude erwartete sie ein uniformierter Polizist vom örtlichen Revier. Er schien kein schlechtes Gewissen zu haben, dass er die Meldung der Ehefrau des toten Zahnarztes nicht weitergegeben hatte. Milosevic setzte ihn ein wenig unter Druck, so als ob der Polizist persönlich für Holly Johnsons Entführung verantwortlich wäre.
    »Eine Menge Ehemänner verschwinden«, meinte der Beamte. »Das passiert ständig. Das hier ist schließlich Wilmette, oder? Die Männer hier sind genauso wie überall, bloß dass sie hier genügend Geld haben, um auch tun zu können, wonach ihnen ist. Was soll ich da sagen?«
    Milosevic ließ sich davon nicht besänftigen. Der Polizist hatte noch zwei weitere Fehler gemacht. Zum einen hatte er angenommen, das FBI sei wegen dem Mord an dem Zahnarzt in seinem Revier aufgekreuzt. Zum zweiten schien ihm wichtiger zu sein, in dieser Geschichte seinen eigenen Hintern zu retten, und weniger wichtig, dass vier Killer Holly Johnson auf offener Straße entführt hatten. Milosevic fing an, der Geduldsfaden zu reißen. Aber dann sagte der Mann etwas, was einiges gutmachte.
    »Was ist nur in die Leute gefahren?«, sagte er. »Verbrennen ständig Autos! Irgendso ein Arschloch hat draußen am See ein Auto verbrannt. Wir mussten es wegschaffen. Die Anwohner dort haben sich beschwert.«
    »Wo genau?«, fragte ihn Milosevic.
    Der Polizist zuckte die Schultern. Er wollte ganz präzise antworten.
    »Diese Abfahrt am Ufer«, sagte er. »An der Sheridan Road, unmittelbar vor dem Washington Park. Ich habe so etwas noch nie gesehen, jedenfalls nicht in Wilmette.«
    Milosevic und Brogan fuhren hin, um sich selbst ein Bild zu machen. Sie folgten dem Polizisten in seinem chromblitzenden Streifenwagen, und er führte sie zu der Stelle. Es war kein Personenwagen. Es war ein Pick-up, ein zehn Jahre alter Dodge. Keine Nummernschilder. Mit Benzin übergossen und praktisch völlig ausgebrannt.
    »Das ist gestern passiert«, sagte der Polizist. »Heute morgen gegen halb acht entdeckt. Wir haben ’ne Menge Anrufe von Leuten auf dem Weg zur Arbeit bekommen.«
    Er ging um das Wrack des Pick-up herum und musterte es gründlich.
    »Nicht aus der Gegend«, sagte er. »Vermute ich wenigstens.«
    »Warum nicht?«, fragte ihn Milosevic.
    »Die Kiste hier ist zehn Jahre alt, stimmt’s?« meinte der Mann. »In der Gegend hier gibt es wenige Pick-ups, aber wenn, dann sind das Spielsachen, verstehen Sie? Große Achtzylinder mit viel Chrom? Eine alte Kiste wie die hier würde sich keiner in seine Einfahrt stellen wollen.«
    »Was ist mit Gärtnern?«, fragte Brogan. »Poolpfleger und dergleichen?«
    »Warum sollten die ihren Pick-up verbrennen?«, meinte der Cop. »Wenn die einen neuen brauchen, dann geben sie doch den alten in Zahlung, oder? Niemand verbrennt Firmeninventar, oder?«
    Milosevic dachte darüber nach und nickte dann.
    »Okay«, sagte er.

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