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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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»Wir übernehmen das. Bundesermittlung. Wir schicken so bald es geht einen LKW, um das Wrack hier abzuholen. Und bis dahin bewachen Sie es, okay? Und zwar ordentlich, bitte ich mir aus. Lassen Sie niemand ran!«
    »Warum?«, fragte der Polizist.
    Milosevic sah ihn an, als wäre er schwachsinnig.
    »Das ist der Truck der Gangster«, sagte er. »Sie haben ihn hier beseitigt und den Lexus für den Überfall gestohlen.«
    Der Polizist warf einen Blick auf Milosevic’ erregtes Gesicht und sah dann zu dem verbrannten Truck hinüber. Einen Augenblick lang fragte er sich, ob wohl vier Männer auf der Bank des Dodge Platz finden konnten. Aber er sagte nichts. Er wollte sich nicht noch einmal lächerlich machen. Er nickte bloß.

17
    Holly hockte auf der Matratze, ein Knie ans Kinn angezogen, das verletzte Bein ausgestreckt. Reacher saß nach vorn gebeugt neben ihr, besorgt mit einer Hand gegen das Rütteln und Stoßen des Lieferwagens ankämpfend, mit der anderen sein Haar zerwühlend.
    »Und Ihre Mutter?«, fragte er.
    »War Ihr Vater berühmt?«, fragte Holly zurück.
    Reacher schüttelte den Kopf.
    »Wohl kaum«, sagte er. »Die Männer in seiner Einheit wussten wahrscheinlich, wer er war.«
    »Dann wissen Sie nicht, wie das ist«, sagte sie. »Ich konnte tun, was ich wollte, es hing immer mit meinem Vater zusammen. Auf der Schule hatte ich lauter Einsen, ich war in Yale und in Harvard und habe dann in der Wall Street gearbeitet, aber das war nicht ich, das war immer diese seltsame andere Person, die das schaffte, die Tochter von General Johnson. Und beim FBI war’s genauso. Alle glauben, ich hätte das wegen meines Vaters erreicht, und seit ich dort angekommen bin, behandelt mich die Hälfte der Leute immer noch besonders nett, und die anderen, die andere Hälfte, packt mich besonders hart an, bloß um zu beweisen, dass mein Name sie überhaupt nicht beeindruckt.«
    Reacher nickte. Dachte darüber nach. Er war jemand, der es weiter gebracht hatte als sein Vater, jemand, der auf die traditionelle Art vorangekommen war, den alten Herrn hinter sich zurückgelassen hatte. Aber er hatte genug Leute mit berühmten Eltern gekannt. Die Söhne großer Soldaten. Sogar die Enkel. So hell ihr Licht auch leuchtete, es wurde immer vom Glanz ihres großen Namens überstrahlt.
    »Okay, dann ist es eben hart«, sagte er. »Und Sie können sich ja bis an Ihr Lebensende bemühen, das einfach zu ignorieren, aber im Augenblick müssen wir uns damit auseinandersetzen. Das bringt uns nämlich eine ganze Menge neuer Probleme.«
    Sie nickte. Seufzte übertrieben. Reacher sah sie im Halbdunkel an.
    »Seit wann sind Sie sich darüber im Klaren?«, fragte er.
    Sie zuckte die Schultern.
    »Von Anfang an, denke ich«, meinte sie. »Ich sagte Ihnen ja schon, das ist reine Gewohnheit. Alle sind der Ansicht, dass alles wegen meines Vaters passiert. Und ich auch.«
    »Nun, dann danke ich Ihnen jedenfalls dafür, dass Sie es mir wenigstens jetzt sagen«, meinte Reacher.
    Darauf gab sie keine Antwort. Beide versanken in Schweigen. Es war drückend heiß, und irgendwie vermengte sich die Hitze und das gnadenlose Dröhnen von der Straße. Die Dunkelheit, die Hitze und der Lärm füllten den Laderaum des Lieferwagens wie dicke Suppe. Reacher fühlte sich, als würde er darin ertrinken. Aber in Wirklichkeit kam das von der Unsicherheit. Er war schon oft dreißig Stunden an einem Stück in Transportmaschinen gereist und das unter wesentlich unangenehmeren Bedingungen als diesen hier. Was ihn aus dem Gleichgewicht brachte, war die gewaltige neue Dimension der Unsicherheit.
    »Also, was ist mit Ihrer Mutter?«, fragte er erneut.
    Holly schüttelte den Kopf.
    »Sie ist gestorben«, sagte sie. »Ich war damals zwanzig, auf der Schule. Irgendeine Krebsgeschichte.«
    »Tut mir Leid«, sagte er. Zögerte nervös. »Brüder, Schwestern?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf.
    »Bloß ich«, sagte sie.
    Er nickte.
    »Das hatte ich befürchtet«, sagte er. »Ich hatte irgendwie gehofft, dass diese Geschichte etwas anderes betreffen könnte, Sie wissen schon, vielleicht weil Ihre Mutter Richterin ist oder Sie einen Bruder oder eine Schwester haben, die Kongressabgeordnete sind, oder so etwas.«
    »Das können Sie vergessen«, sagte sie. »Es gibt nur mich. Mich und Dad. Und das hier betrifft Dad.«
    »Aber was ist mit ihm?«, fragte er. »Was zum Teufel soll das bewirken? Lösegeld? Das können Sie vergessen. Ihr alter Herr ist eine große Nummer, aber er ist bloß Soldat

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