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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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und hat sich sein ganzes Leben lang bei der Army hochgearbeitet. Schneller als die meisten anderen, das gebe ich ja zu, aber ich weiß, was die Army bezahlt. Ich war schließlich auch dreizehn Jahre dabei. Mich hat das nicht reich gemacht, und ihn bestimmt auch nicht. Nicht reich genug, dass jemand auf die Idee von Lösegeld kommen könnte. Wenn irgendwelche Kerle sich damit ein Lösegeld verdienen möchten, dass sie die Tochter von jemandem entführen, dann gibt es allein in Chicago eine Million Leute, die sich dafür besser eignen als Sie.«
    Holly nickte.
    »Es geht um Einfluss«, sagte sie. »Er ist für zwei Millionen Leute und zweihundert Milliarden Dollar im Jahr verantwortlich. ’ne Menge Einfluss, oder?«
    Reacher schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte er. »Und genau hier liegt das Problem. Ich kann einfach nicht erkennen, was das Ganze bewirken soll.«
    Er ließ sich auf die Knie nieder und kroch auf der Matratze nach vorn.
    »Was zum Teufel haben Sie jetzt vor?«, fragte ihn Holly.
    »Wir müssen mit denen reden«, sagte er. »Ehe wir unser Ziel erreichen.«
    Er hob seine mächtige Pranke und fing an, damit gegen die Trennwand zu schlagen. So kräftig er konnte. Unmittelbar hinter der Stelle, wo der Kopf des Fahrers sein musste. Er fuhr fort, gegen die Blechwand zu schlagen, bis er das bekam, was er wollte. Es dauerte eine Weile. Einige Minuten. Seine Faust fing zu schmerzen an. Aber dann begann der Lieferwagen zu schwanken und wurde langsamer. Er spürte, wie die Vorderräder im Kies mahlten. Die Bremsen griffen. Reacher wurde gegen die Wand gedrückt. Holly rollte ein Stück auf der Matratze nach vorn. Stöhnte auf, als sich ihr Knie dabei verdrehte.
    »Sie sind an den Straßenrand gefahren«, sagte Reacher. »Mitten im Niemandsland.«
    »Das war jetzt ein großer Fehler, Reacher«, sagte Holly.
    Er zuckte die Schultern, griff nach ihrer Hand und war ihr dabei behilflich, sich wieder aufzusetzen und an die Wand zu lehnen. Dann rutschte er ein Stück vor und postierte sich zwischen ihr und den Türen an der Hinterseite. Er hörte, wie die drei Männer ausstiegen. Türen knallten zu. Ihre Schritte knirschten auf dem Kies. Zwei auf der rechten Seite, einer auf der linken. Er hörte, wie der Schlüssel ins Schloss geschoben wurde.
    Die linke Tür öffnete sich einen Spalt breit. Das Erste, was er zu sehen bekam, war der Lauf der Schrotflinte. Dahinter sah Reacher einen Streifen Himmel. Hellblau, kleine weiße Wolken. Es hätte überall sein können. Das Zweite, was er zu sehen bekam, war eine Glock 17. Dann ein Handgelenk. Die Manschette eines Baumwollhemds. Die Glock bewegte sich keinen Millimeter. Das war Loder.
    »Ich kann nur hoffen, dass du dafür einen guten Grund hast, Schlampe!«, rief er.
    Feindselig, angespannt.
    »Wir müssen miteinander reden!«, rief Reacher zurück.
    Die zweite Glock tauchte in dem schmalen Spalt auf. Zitterte leicht.
    »Worüber reden, Arschloch?«, rief Loder.
    Reacher hörte die Anspannung in der Stimme des Mannes und beobachtete die zweite Glock auf ihrem zitternden Zickzackkurs.
    »So läuft das nicht, Leute«, sagte er. »Wer auch immer euer Auftraggeber ist, er hat sich das nicht gründlich überlegt. Ihm kam das vielleicht recht schlau vor, aber es taugt nichts. Es wird nichts dabei herauskommen. Bloß eine Menge Ärger für euch, Leute.«
    Außen am Lieferwagen herrschte Schweigen. Bloß einen Augenblick lang. Aber lang genug, um Reacher erkennen zu lassen, dass Holly recht hatte. Lang genug, um zu wissen, dass er einen schlimmen Fehler begangen hatte. Die stabile Glock verschwand. Die Schrotflinte machte einen Ruck, so als
ob sie gerade den Besitzer gewechselt hätte. Reacher warf sich zurück und riss Holly auf die Matratze herunter. Der Lauf der Schrotflinte kippte ein Stück nach oben. Reacher hörte das leise Klicken des Abzugs den Bruchteil einer Sekunde vor einer gewaltigen Explosion. Die Schrotflinte feuerte in das Wagendach. Eine gewaltige Explosion. Hundert winzige Löcher erschienen in dem Blech. Hundert winzige blaue Lichtpünktchen. Schrotkugeln prasselten herunter und prallten wie Hagelschloßen von den Wänden ab. Dann verhallte der Schuss im Dröhnen zeitweiliger Taubheit.
    Reacher spürte, wie die Tür zugeknallt wurde. Der Streifen Tageslicht verschwand. Er spürte das Schwanken des Fahrzeugs, als die drei Männer wieder einstiegen. Er spürte das Zittern, als der Dieselmotor ansprang. Dann ein Ruck nach vorn und ein leichtes Abkippen nach links,

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