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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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dann. Zog mit dem einen Arm die Kette so weit es ging und schob mit dem anderen das
Essgeschirr über den Boden. Dann drehte sie sich halb herum und benutzte ihren unverletzten Fuß, um das Blechgeschirr weiterzuschieben. Reacher machte sich lang, so weit seine Kette das zuließ. Aber es war hoffnungslos. Er war einen Meter dreiundneunzig groß, und seine Arme waren so ziemlich die längsten, die die Schneider der Army je zu sehen bekommen hatten, trotzdem fehlte ein reichlicher Meter. Er und Holly hatten sich beide so weit ausgestreckt, wie ihre Ketten das zuließen, aber das Essgeschirr war trotzdem noch außerhalb seiner Reichweite.
    »Vergessen Sie es«, sagte er. »Holen Sie es sich zurück, solange es noch geht.«
    Sie hakte ihren Fuß um das Geschirr und zog es wieder zu sich her.
    »Tut mir Leid«, sagte sie. »Sie werden hungrig bleiben.«
    »Ich werd’s überleben«, meinte er. »Schmeckt wahrscheinlich ohnehin scheußlich.«
    »Stimmt.« Sie nickte. »Scheußlich. Wie Hundefutter.«
    Reacher starrte durch die Finsternis zu ihr hinüber. Plötzlich war er beunruhigt.
     
    Holly legte sich kleinlaut auf ihre Matratze und schlief nach einer Weile ein, aber Reacher blieb wach. Nicht wegen des Steinbodens. Er war kalt und feucht und hart. Und das Kopfsteinpflaster war scheußlich uneben. Aber das war nicht der Grund. Er wartete auf etwas. Es war, als würden die Minuten in seinem Kopf dahinticken, und er wartete. Er vermutete, dass es vielleicht drei Stunden dauern würde, möglicherweise auch vier. Bis zu den frühen Morgenstunden.
    Ein langes Warten. Die dreizehntausendsiebenhundertundeinundsechzigste Nacht seines Lebens, ganz im unteren Drittel der Skala, wach daliegend und darauf wartend, dass etwas passierte. Etwas Schlimmes, und er würde möglicherweise keine Chance haben, es zu verhindern. Es würde kommen. Er war sich dessen ganz sicher. Er hatte die Anzeichen gesehen. Er lag da und wartete darauf, und die Minuten tickten dahin. Drei Stunden, vielleicht vier.
     
    Es geschah nach drei Stunden und vierundfünfzig Minuten. Der namenlose Fahrer kam in die Scheune zurück. Hellwach und allein. Reacher hörte seine leisen Schritte draußen auf dem Weg. Er hörte das Klappern des Vorhängeschlosses und der Kette. Er hörte, wie er den schweren Querbalken aus seiner Halterung hob. Die Scheunentür ging auf. Ein Streifen helles Mondlicht fiel herein. Der Fahrer trat durch das Mondlicht. Reacher sah sein rosafarbenes Schweinchengesicht aufleuchten. Der Mann hastete den Mittelgang hinunter. Keine Waffe in der Hand.
    »Ich beobachte Sie«, sagte Reacher leise. »Zurück, oder Sie sind ein toter Mann.«
    Der Mann blieb stehen. Er war kein völliger Schwachkopf. Er blieb außer Reichweite. Seine wachen Augen wanderten von der Handschelle an Reachers Handgelenk an der Kette entlang und verharrten schließlich an dem Eisenring in der Wand. Dann lächelte er.
    »Kannst ja zusehen, wenn du Lust hast«, sagte er. »Ich habe nichts gegen Zuschauer. Und am Ende lernst du noch was.«
    Holly regte sich im Schlaf und wachte auf. Hob den Kopf und sah sich um, riss in der Dunkelheit die Augen auf.
    »Was geht hier vor?«, fragte sie.
    Der Fahrer drehte sich zu ihr herum. Reacher konnte sein Gesicht nicht sehen. Es war von ihm abgewandt. Aber das Hollys konnte er sehen.
    »Wir werden unseren kleinen Spaß haben, Schlampe«, sagte der Fahrer. »Bloß du und ich. Und dein Freund hier, das Arschloch, wird zusehen und was lernen.«
    Er griff an seinen Gürtel und schnallte ihn auf. Holly starrte ihn an. Schickte sich an, sich aufzusetzen.
    »Das muss wohl ein Witz sein«, sagte sie. »Wenn Sie in meine Nähe kommen, bringe ich Sie um.«
    »Das würdest du doch nicht tun«, sagte der Fahrer. »Nicht wahr, das würdest du doch nicht? Wo ich dir doch eine Matratze gebracht habe und so? Damit wir es bequem haben, wenn wir es tun.«
    Reacher stand in seiner Box auf. Seine Kette klirrte laut durch die nächtliche Stille.
    »Ich bringe Sie um«, sagte er. »Wenn Sie sie anrühren, sind Sie ein toter Mann.«
    Er sagte es einmal, und dann sagte er es noch einmal. Aber es war, als ob der andere ihn nicht hören würde. Als ob er taub wäre. Reacher verspürte eine eisige Aufwallung von Angst. Wenn der Mann nicht auf ihn hörte, würde er nichts unternehmen können. Er schüttelte seine Kette. Sie klirrte laut durch die Stille der Nacht. Doch das hatte keine Wirkung. Der Mann ignorierte ihn einfach.
    »Wenn Sie in meine Nähe kommen, bringe

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