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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Holly, für Gefühle gibt’s da keinen Raum. Wenn das die Strategie von diesen Leuten ist, vergeuden sie ihre Zeit. Das kann nicht funktionieren.«
    Sie blieb eine Weile stumm.
    »Dann geht es vielleicht um Rache«, sagte sie langsam. »Vielleicht will ihn jemand für etwas bestrafen, was in der Vergangenheit geschah. Vielleicht soll ich in den Irak gebracht werden. Vielleicht wollen sie ihn dazu zwingen, sich für Wüstensturm zu entschuldigen. Oder für Panama, oder Grenada, oder alles mögliche andere.«
    Reacher lag auf dem Rücken und ließ sich von dem dahinrollenden Wagen schaukeln. Er konnte einen leichten Luftzug spüren, das kam von den Löchern im Dach. In dem Laderaum war es jetzt wesentlich kühler, wegen der Ventilation. Oder wegen seines veränderten Gemütszustandes.
    »Zu kompliziert«, sagte er. »Man müsste ein ziemlich scharfsinniger Analytiker sein, um dem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs die Schuld für all das zu geben. Da existieren eine ganze Menge naheliegenderer Ziele. Prominentere, sichtbarere Leute, ja? Der Präsident, der Verteidigungsminister, Personen im Auswärtigen Dienst, Generale im unmittelbaren Fronteinsatz. Wenn Bagdad daran interessiert wäre, jemanden öffentlich zu demütigen, würden sie sich jemanden aussuchen, den man im Irak identifizieren kann, nicht einen Schreibtischkrieger aus dem Pentagon.«
    »Und was soll das Ganze dann?«, fragte Holly.
    Reacher zuckte erneut die Schultern.
    »In letzter Konsequenz gar nichts«, sagte er. »Die haben sich das nicht gründlich genug überlegt. Und genau das macht sie so gefährlich. Sie sind Profis, aber sie sind dumm.«
     
    Der Lieferwagen dröhnte weitere sechs Stunden dahin. Weitere dreihundertfünfzig Meilen, wie Reacher schätzte. Die Temperatur im Laderaum war zurückgegangen, aber Reacher hatte aufgehört, die Richtung, in der sie fuhren, nach der Temperatur einzuschätzen. Die Durchschüsse im Dach hatten diese Kalkulation durcheinander gebracht. Er rechnete jetzt nur noch mit der zurückgelegten Distanz. Insgesamt achthundert Meilen von Chicago entfernt, kalkulierte er, und nicht in östlicher Richtung. Das ließ eine große Zahl von Möglichkeiten zu. Er schlug im Kopf einen Kreisbogen im umgekehrten Uhrzeigersinn. Sie könnten in Georgia, Alabama, Mississippi oder Louisiana sein. Oder in Texas, in Oklahoma, der südwestlichen Ecke von Kansas. Wahrscheinlich nicht weiter westlich. Reachers Landkarte, die er vor seinem inneren Auge sah, war braun schattiert und zeigte die Osthänge der Berge; der Lieferwagen mühte sich aber ganz offensichtlich nicht auf irgendwelchen Steigungsstrecken. Sie könnten in Nebraska sein oder in South Dakota. Vielleicht würde er zum zweiten Mal in seinem Leben dicht an Mount Rushmore vorbeifahren. Aber ebensogut konnten sie auch an Minneapolis vorbei nach North Dakota gefahren sein. Achthundert Meilen von Chicago,
irgendwo auf einem riesigen Kreisbogen, der sich über den ganzen Kontinent erstreckte.
     
    Durch die Schusslöcher im Dach kam schon seit Stunden kein Licht mehr herein, als der Lieferwagen schließlich langsamer wurde und nach rechts steuerte. Eine Auffahrt hinauf. Holly regte sich und drehte den Kopf. Sah Reacher an. In ihren Augen standen Fragen. Reacher zuckte die Schultern und wartete. Der Lieferwagen bog nach rechts. Rollte eine gerade Straße hinunter, bog nach links, dann nach rechts und fuhr wieder auf geradem Kurs weiter, aber jetzt noch langsamer. Reacher setzte sich auf und holte sich sein Hemd. Schlüpfte hinein. Holly setzte sich ebenfalls auf.
    »Wieder ein Versteck«, sagte sie. »Das ist eine gut geplante Operation, Reacher.«
    Diesmal war es eine Pferdefarm. Der Lieferwagen polterte über eine längere Zufahrt und bog dann ab. Fuhr rückwärts. Reacher hörte, wie einer der Männer ausstieg. Seine Tür knallte zu. Der Lieferwagen ruckelte langsam noch weiter zurück, offenbar wieder in irgendein Gebäude. Reacher hörte, wie das Auspuffgeräusch von den Wänden widerhallte. Holly stieg Pferdegeruch in die Nase. Der Motor verstummte. Die beiden anderen Männer stiegen aus. Reacher hörte, wie sie sich alle drei hinten an dem Lieferwagen versammelten. Der Schlüssel glitt ins Schloss. Die Tür öffnete sich einen Spalt. Die Schrotflinte schob sich durch den Spalt herein, diesmal war sie nicht nach oben gerichtet. Sie zielte waagrecht auf sie.
    »Raus!«, rief Loder. »Die Schlampe zuerst. Allein.«
    Holly fuhr zusammen. Dann hob sie zu Reacher gewandt die

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