Ausgeliefert: Roman (German Edition)
Fahrer atmete schnell und stand über ihr.
»Ich hab dich was gefragt«, sagte er.
Holly war totenbleich und zitterte. Sie wand sich auf der Matratze, den einen Arm hinter ihr gefangen und keuchte vor Schmerz. Reacher sah ihr Gesicht in dem schmalen Streifen Mondlicht aufblitzen.
»Ich warte, Schlampe«, sagte der Mann.
Reacher sah ihr Gesicht wieder. Sah, dass sie erledigt war. Ihr Kampfgeist war dahin.
»Willst du noch einen Tritt?«, fragte der Fahrer.
In der Scheune herrschte wieder Stille.
»Ich warte auf eine Antwort«, sagte der Mann.
Reacher starrte hinüber, wartete. Immer noch herrschte Stille. Bloß der keuchende Atem von drei Menschen war zu hören. Und dann Hollys Stimme.
»Was willst du wissen?«, sagte sie leise.
Der Fahrer grinste.
»Hast du unter diesem Kostüm etwas an?«
Holly nickte. Sie sagte nichts.
»Okay, was?«
»Unterwäsche.« Sehr leise.
Der Mann hielt sich die Hand ans Ohr.
»Ich kann dich nicht hören, Schlampe«, sagte er.
»Ich trage Unterwäsche, du Mistkerl«, sagte sie lauter.
Der Mann schüttelte den Kopf.
»Du beschimpfst mich ja«, sagte er. »Dafür wirst du dich entschuldigen müssen.«
»Du kannst mich mal«, sagte Holly.
»Ich werde dir noch einen Tritt verpassen«, erwiderte der Mann. »Gegen dein Knie. Wenn ich das tue, wirst du nie mehr ohne Stock gehen können, solang du lebst, du Schlampe.«
Holly sah weg.
»Kannst es dir aussuchen, Schlampe«, sagte der Mann.
Er hob den Fuß. Holly starrte auf die Matratze hinunter.
»Okay, ich bitte um Entschuldigung«, sagte sie. »Es tut mir Leid.«
Der Mann nickte zufrieden.
»Beschreib mir deine Unterwäsche«, sagte er. »Aber mit allen Einzelheiten.«
Sie zuckte die Schultern. Wandte ihr Gesicht ab und sprach zu der Bretterwand gewandt.
»BH und Höschen«, sagte sie. »Victoria Secret. Apricotfarben.«
»Knapp?«, fragte der Fahrer.
Sie zuckte erneut die Schultern, bedrückt, als wisse sie ganz genau, wie die nächste Frage lauten würde.
»Ich denke schon«, sagte sie.
»Willst du sie mir zeigen?«, fragte der Mann.
»Nein«, sagte sie.
Er trat einen Schritt näher.
»Dann willst du wohl wieder einen Tritt?«, sagte er.
Sie blieb stumm. Der Mann hielt sich wieder die Hand ans Ohr.
»Ich kann dich nicht hören, Schlampe«, sagte er.
»Wie war die Frage?«, murmelte Holly.
»Ob du noch einen Tritt willst?«
Holly schüttelte den Kopf.
»Nein.«
»Okay«, sagte er. »Dann zeig mir deine Wäsche, dann kriegst du keinen.«
Er hob den Fuß. Holly hob die Hand. Sie griff an den obersten Knopf ihres Kostüms. Reacher beobachtete sie. Ihre Jacke hatte fünf Knöpfe. Reacher versuchte ihr zu suggerieren, jeden einzelnen Knopf langsam und rhythmisch zu öffnen. Das war wichtig, lebenswichtig. Langsam und rhythmisch, Holly, konzentrierte er sich stumm. Er packte seine Kette mit beiden Händen. Anderthalb Meter von der Stelle, wo sie durch den eisernen Ring an der hinteren Wand geführt war. Er spannte beide Hände um die Kettenglieder.
Sie öffnete den obersten Knopf. Reacher zählte: Eins. Der Fahrer sah lüstern auf sie hinunter. Ihre Hand schob sich an den nächsten Knopf. Wieder spannte Reacher beide Hände um die Kette. Sie öffnete den zweiten Knopf. Reacher zählte: Zwei. Ihre Hand schob sich zum dritten Knopf. Reacher drehte sich zur Hinterwand seiner Box und atmete tief. Wandte dabei den Kopf herum und beobachtete das Geschehen über die Schulter. Holly knöpfte den dritten Knopf auf. Jetzt war die Rundung ihrer Brüste zu sehen. Apricotfarbener BH, spitzenbesetzt und knapp. Der Fahrer tänzelte von einem Fuß auf den anderen. Reacher zählte: Drei. Er atmete aus den Tiefen seiner Lunge aus. Hollys Hand glitt zum vierten Knopf. Reacher atmete tief durch, den tiefsten Atemzug, den er in seinem ganzen Leben getan hatte. Seine Hände spannten sich um die Kette, bis seine Knöchel weiß hervortraten. Holly öffnete den vierten Knopf. Reacher zählte: Vier. Ihre Hand glitt nach unten. Hielt kurz inne. Wartete. Öffnete den fünften Knopf. Jetzt war ihre Kostümjacke ganz geöffnet. Der Fahrer starrte sie lüstern an und begann zu keuchen. Reacher zuckte zurück und schmetterte seinen Fuß gegen die Wand. Unmittelbar unter den eisernen Ring. Er warf sein ganzes Gewicht rückwärts gegen die Kette, hundert Kilo geballter Wut explodierten. Feuchte Holzsplitter barsten aus der Wand. Die Bohlen zersplitterten. Die Schrauben fetzten aus dem Holz. Reacher wurde nach rückwärts geschleudert. Er
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