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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gebrannt worden, und einige der eingelagerten Mineralien hatten sich zu einer glasigen Masse verbunden. Aber die Schichten waren eindeutig. Die äußeren Schichten waren dünn. Die Geologen folgerten daraus, dass sie sich während einer langen Fahrt quer durch das Land dort abgelagert hatten. Dann gab es gemischte Steinpartikel aus einigen Jahren. Diese ganz spezielle Mischung war hochinteressant. Es handelte sich um eine so vielfältige Kombination einzelner Sandarten, dass es keine Mühe bereiten sollte, ihren genauen Ursprung zu identifizieren. Unter jener Mischung lag eine dicke Schicht Wüstenstaub, die die Grundlage bildete. Die Geologen waren sich sofort darüber einig, dass der Lieferwagen sein Leben im Bereich der Mojave-Wüste begonnen hatte.
     
    Jede einzelne Polizeidienststelle in fünfundvierzig Staaten war mit der Beschreibung und dem Kennzeichen des gestohlenen weißen Econoline ausgestattet worden. Jeder einzelne diensthabende
Beamte in der ganzen Nation hatte Anweisung, danach Ausschau zu halten, den Wagen zu finden – geparkt oder unterwegs, verbrannt oder versteckt, oder einfach stehen gelassen. An jenem Mittwoch war der weiße Econoline auf kurze Zeit das meistgesuchte Fahrzeug auf dem ganzen Planeten.
    McGrath saß am Kopfende des Konferenztisches in dem Besprechungsraum und rauchte, wartete. In dem Raum herrschte Stille. McGrath war nicht optimistisch. Wenn der Lieferwagen geparkt und versteckt war, würde er höchstwahrscheinlich nie gefunden werden. Diese Aufgabe war einfach zu gewaltig. Jede geschlossene Garage, jedes Gebäude und jede Scheune konnte ihm für alle Ewigkeit als Versteck dienen. War er noch irgendwo auf der Straße unterwegs, waren die Chancen besser. Und genau das war im Augenblick die große Frage, die ihn mehr als alles andere beschäftigte: Hatten die Entführer nach achtundvierzig Stunden ihr Ziel erreicht oder waren sie noch unterwegs?
     
    Zwei Stunden, nachdem sie mit der Suche begonnen hatten, lieferte die Fingerabdruckdatenbank einen Namen: Peter Wayne Bell. Die Übereinstimmung war perfekt – rechte Hand, Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Der Computer bewertete die Übereinstimmung des teilweise vorhandenen Abdrucks des kleinen Fingers als sehr wahrscheinlich.
    »Einunddreißig Jahre alt«, sagte Brogan. »Aus Mojave, Kalifornien. Zweimal wegen Sexualvergehen verurteilt. Vor drei Jahren wegen Vergewaltigung in zwei Fällen angeklagt, aber nicht verurteilt. Die Opfer waren drei Monate im Krankenhaus. Dieser Bell hatte ein Alibi von drei Freunden. Die Opfer konnten ihn nicht eindeutig identifizieren; sie waren von ihm so zugerichtet worden, dass ihr Urteilsvermögen darunter gelitten hatte.«
    »Sympathischer Bursche«, sagte McGrath.
    Milosevic nickte.
    »Und dieser Kerl hat Holly in seiner Gewalt«, sagte er. »Im Laderaum seines Lieferwagens.«
    McGrath äußerte sich dazu nicht. Dann klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer ab. Hörte einen kurzen Satz, den jemand
ins Telefon bellte. Er saß da, und Brogan und Milosevic sahen, wie sein Gesicht plötzlich zu strahlen begann, so als hätte er soeben erlebt, wie seine sämtlichen Teams am selben Tag alle Meisterschaften gewannen: Baseball, Football, Basketball und Hockey, alle am selben Tag, an dem auch sein Sohn in Harvard sein Examen summa cum laude besteht und seine Aktien ihren Wert verdoppeln.
    »Arizona!«, schrie er. »Sie sind in Arizona in nördlicher Richtung auf der US60 unterwegs.«
     
    Ein lang gedienter Beamter in einem Streifenwagen der Arizona State Police hatte einen weißen Lieferwagen entdeckt, der die scharfen Kurven auf der US60 geschnitten hatte, mehrmals, siebzig Meilen östlich von Phoenix, in der Nähe des Städtchens Globe. Er war näher herangefahren und hatte sich das Nummernschild angesehen. Dabei hatte er die blaue Fordpflaume und den Econoline-Schriftzug an der Hinterseite erkennen können. Er hatte den Sprechknopf seines Mikrophons gedrückt und Meldung gemacht. Und dann war die Welt um ihn herum plötzlich verrückt geworden. Man hatte ihn angewiesen, bei dem Lieferwagen zu bleiben, ganz gleich, was geschah. Man teilte ihm mit, dass Helikopter aus Phoenix und Flagstaff und sogar aus Albuquerque drüben in New Mexico kommen würden. Jeder verfügbare Streifenwagen wäre angewiesen, sich ihm anzuschließen. Und vor ihm würde die Nationalgarde eine Straßensperre einrichten. Innerhalb von zwanzig Minuten, so erklärte man ihm, haben Sie mehr Verstärkung, als Sie sich je erträumt

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