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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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»Das ist ein ziemlich übler Typ. Schlauer als Stevie, dümmer als Sie oder ich. Ich gebe Ihnen die Akte. Vielleicht wird sie Ihnen nicht gerade schlaflose Nächte bereiten, aber Sie werden auch nicht besser damit schlafen, als Sie das ohnehin getan hätten.«
    »Und was ist mit diesem großen Typen da?«, fragte Webster.
    Der Sheriff ließ seinen Finger an den Fotos entlang wandern und schüttelte dann sein graues Haupt.
    »Den habe ich noch nie gesehen«, sagte er. »Das steht fest, und ich würde mich bestimmt an ihn erinnern.«
    »Wir denken, dass er vielleicht Ausländer ist«, sagte Webster. »Europäer vielleicht. Möglicherweise spricht er mit Akzent. Klingelt’s jetzt irgendwo?«
    Der Sheriff fuhr bloß fort, den Kopf zu schütteln.
    »Noch nie gesehen«, erklärte er erneut. »Ich würde mich erinnern.«
    »Okay«, sagte McGrath. »Bell, Little Steve Stewart, Tony Loder und der geheimnisvolle Fremde. Was haben die mit diesem Borken-Typen zu tun?«
    Der Sheriff hob die Schultern.
    »Der alte Dutch Borken war immer irgendwie ein Außenseiter«, sagte er. »Das war sein Problem. Er war in Vietnam, bei der Infanterie, ist hierher gezogen, als man ihn entlassen hat. Er hat eine hübsche Frau und einen kleinen, dicken zehnjährigen Jungen mitgebracht. Dann fing er an, Zitrusfrüchte zu pflanzen, und eine Weile lief das auch alles recht gut. Er war ein eigentümlicher Typ, ein Einzelgänger, hat ziemlich für sich alleine gelebt. Aber ich schätze, er war damit zufrieden. Dann ist die Frau krank geworden und gestorben, und der Junge hat angefangen verrückt zu spielen, und dann sind die Zitruspreise gefallen, die Gewinne waren im Eimer, und die Farmer mussten alle zur Bank und Darlehen aufnehmen. Die Zinsen gingen in die Höhe, und das Land ist dafür in den Keller gerutscht und damit ihre Beleihungsmöglichkeiten. Und dann ist auch noch das Wasser für die Bewässerung teuer geworden, und alle sind nacheinander hopsgegangen. Borken hat ganz besonders darunter gelitten, und deswegen hat er sich den Flintenlauf in den Mund gesteckt.«
    Webster nickte.
    »Der dicke Zehnjährige war Beau Borken?«, fragte er.
    Der Sheriff nickte.
    »Beau Borken«, sagte er. »Ein höchst eigentümlicher Junge. Sehr schlau. Aber besessen.«
    »Wovon besessen?«, fragte McGrath.
    »Immer mehr Mexikaner kamen hierher«, sagte der Sheriff. »Billige Arbeitskräfte. Der junge Beau war ganz dagegen. Er fing an herumzumosern, Kendall solle weiß bleiben. Und dann hat er sich diesem ultrarechten John-Birch-Typen angeschlossen.«
    »Er war also ein Rassist?«, meinte McGrath.
    »Anfänglich«, erwiderte der Sheriff. »Doch dann fing er plötzlich an, ständig von irgendwelchen Verschwörungen zu faseln. Dass die Juden die eigentliche Macht hinter der Regierung seien. Oder die Vereinten Nationen, oder beide, oder
sonst irgend so ein Blödsinn. Die Regierung bestünde aus lauter Kommunisten, sie wären dabei, die Macht über die Welt zu übernehmen, irgendwelche geheimen Pläne und all das. Eine Riesenverschwörung gegen alle, ganz besonders gegen ihn. Die Banken würden von der Regierung kontrolliert – oder war das umgekehrt? Und dann saßen wieder in den Banken lauter Kommunisten und hatten das Ziel, Amerika zu vernichten. Er reimte sich zusammen, die Bank hätte nur deshalb seinem Vater das Darlehen gegeben, damit sie es ihm später kündigen und die Farm den Mexikanern oder den Schwarzen geben könne. Die ganze Zeit hat er sich über solches Zeug aufgeregt.«
    »Und was ist dann passiert?«, fragte Webster.
    »Nun, die Bank hat ihm natürlich das Darlehen gekündigt«, sagte der Sheriff. »Schließlich hat der Typ ja seine Raten nicht bezahlt, oder? Aber sie haben sein Land nicht den Mexikanern gegeben. Sie haben es derselben großen Firma verkauft, der hier in der Gegend alles gehört, und diese Firma gehört den Pensionsfonds, und das bedeutet wahrscheinlich, dass sie in letzter Instanz Ihnen und mir gehört und nicht den Kommunisten oder den Mexikanern oder sonst jemandem, stimmt’s?«
    »Aber der Junge hat behauptet, dass eine Verschwörung am Tod seines Vaters schuld sei?«, fragte Brogan.
    »Das hat er allerdings«, erklärte der Sheriff. »Aber in Wirklichkeit hat Beau selbst den Alten fertig gemacht. Ich denke, der alte Dutch hätte so ziemlich alles ertragen, bloß nicht, dass sein einziger Junge sich zu einem vollendeten Spinner entwickelte. Ein grausamer, eigensüchtiger, irgendwie unheimlicher Junge. Deshalb hat der Alte

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