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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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sehe, ist er der Einzige, der uns von unseren Posten abberufen kann.«
    »Dann lass uns mal hoffen, dass er es per Ferngespräch macht, wenn es so weit ist.«
    22 Uhr 35
    Clevenger fuhr mit dem Frachtaufzug in den vierten Stock und ging auf die Stahltür zu seinem Loft zu. Stimmen und Gelächter schollen durch die Tür. Er fragte sich, ob Billy einen Freund mitgebracht hatte, etwas, das er immer noch gelegentlich unter der Woche tat, obgleich Clevenger ihn wiederholt gebeten hatte, es auf die Wochenenden, wenn er am nächsten Tag keine Schule hatte, zu beschränken. Clevenger versuchte, seine Gedanken von den Ermittlungen loszureißen und sich für eine väterliche
Jetzt-ist-hier-mal-Schluss
-Rede – und einige strengere Worte, sobald er und Billy allein waren – zu wappnen. Doch als er die Tür öffnete, sah er J. T. Heller mit Billy in der Küche sitzen und Cola trinken, als wären sie alte Kumpel.
    Heller stand auf und kam auf Clevenger zu. In der Hand hielt er einen dicken Umschlag. »Tut mir Leid, dass ich so unangemeldet hereingeschneit bin«, sagte er.
    »Kein Problem«, erwiderte Clevenger etwas perplex.
    »Ich wollte nur die Unterlagen vorbeibringen, um die Sie gebeten hatten. Snows psychiatrisches Gutachten.«
    »Danke.«
    »Ich wollte, dass Sie sie so schnell wie möglich bekommen«, sagte Heller. »Sie hatten vergessen, mir Ihre Adresse dazulassen. Ich habe sie mir von der Ärztekammer besorgt. Billy hat gesagt, Sie müssten jeden Moment nach Hause kommen.« Er hielt ihm den Umschlag hin.
    Clevenger nahm ihn. »Vielen Dank für die Mühe.«
    »Wie ich sehe, halten Sie’s auch mit der flexiblen Arbeitszeit. Ich habe gerade sechs Stunden im OP hinter mir.«
    »Setzen Sie so spät noch Operationen an?«
    »Nein. Da war so ein Mann, der mit den schlimmsten Kopfschmerzen seines Lebens zu seinem Neurologen gegangen ist. Sie haben ihn umgehend geröntgt, wie es sich gehört, und haben ein Angiogramm gemacht. Ein riesiges Aneurysma saß mitten an der oberen Kleinhirnarterie. Da hieß es, keine Zeit zu vergeuden.«
    »Wie hat er es überstanden?«
    »Als ich ihn aufgemacht habe, leckte das Ding bereits. Wenn er es auch nur eine Stunde länger aufgeschoben hätte, zu seinem Arzt zu gehen, wäre das sein Ende gewesen. Ich habe es sauber abgeklammert und anschließend alles wieder zugemacht. Sollte die nächsten hunderttausend Meilen halten.« Er zwinkerte Clevenger zu und verdrehte die Augen zur Decke. »So Gott will.«
    »Das haben Sie gut hinbekommen.«
    »Der Tag hat bedeutend besser geendet, als er angefangen hat, so viel steht fest«, sagte er. Die Worte schienen die Erinnerung an den Morgen wachzurufen. Schlagartig sah er so erschöpft aus, wie man es von einem Mann erwartet hätte, der einen Patienten verloren und einen anderen nur um Haaresbreite gerettet hatte. »Ich mache mich besser wieder auf den Weg«, sagte er.
    »Es ist doch noch nicht spät«, platzte Billy heraus, dann sah er verlegen zu Boden, als hätte er seine lässige Fassade irgendwo zu seinen Füßen fallen gelassen.
    Clevenger war nicht sicher, ob er ihn je so begeistert mit einem Erwachsenen hatte reden hören.
    »Ich bin erledigt«, sagte Heller zu Billy. »Aber ein anderes Mal gern. Versprochen.« Er zwinkerte Clevenger zu. »Billy und ich haben festgestellt, dass wir Etliches gemeinsam haben.«
    Billy sah strahlend hoch.
    »Das ist ja toll«, sagte Clevenger. »Was denn so?«
    »Mein Weg zur Heilkunde war auch recht gewunden und steinig, dass ich zur Adoption freigegeben wurde eingeschlossen.«
    »Und nicht nur das«, warf Billy ein.
    Clevenger bedachte Heller mit einem Blick, der ihn aufforderte, die Lücken zu füllen.
    »Meine leiblichen Eltern haben mich im Krankenhaus ausgesetzt, nachdem meine Mutter entbunden hatte. Sie sind einfach mitten in der Nacht auf und davon und haben den Bundesstaat verlassen. Ein Ehepaar aus Brookline hat mich schließlich aufgenommen. Er war Arzt – im Mass General. Sie war Krankenschwester. Sie konnten keine eigenen Kinder bekommen.« Er sah zu Billy, dann wieder zu Clevenger. »Ich muss gestehen, ich habe ihnen das Leben jahrelang zur Hölle gemacht. Schule schwänzen, Autos knacken. Als ich elf war, wurde ich wegen Körperverletzung angeklagt, und das hat mir acht Monate im Jugendgefängnis eingebracht.«
    »Genau wie bei mir«, sagte Billy.
    Billy hatte ein Jahr zuvor drei Monate im Jugendgefängnis zugebracht, nachdem er und ein Freund in eine Schlägerei mit drei anderen Teenagern aus dem nahe

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