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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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was sagen Sie? Soll ich ihn abholen? Ich habe gerade einen Aston Martin gekauft. Feuerrot. Ich denke, eine kleine Spritztour in dem Wägelchen würde Billy sicher Spaß machen.«
    Clevenger verspürte abermals das Unbehagen, das er empfunden hatte, als er Billy und Heller im Loft beim Plaudern überraschte. Lag es daran, dass Heller einen Beschützerinstinkt in ihm weckte? Oder lag es daran, dass er seine Eifersucht weckte? Clevenger musste sich eingestehen, dass es wahrscheinlich eher Letzteres war. Schließlich gaben Tag für Tag Menschen ihr Leben in Jet Hellers Hände. Und außerdem konnte Billy auf sich selbst aufpassen. »Ich werde ihn fragen, ob es ihm Recht ist«, versprach Clevenger.
    »Wenn ja, brause ich so in einer Dreiviertelstunde zum Somerville rüber.«
    Es verblüffte Clevenger sehr, zu hören, dass Heller wusste, dass er Billy im Somerville finden würde.
    Heller schien sein Unbehagen zu bemerken. »Er hat mir alles über den Club erzählt«, sagte er. »Golden Gloves. Ziemlich beeindruckend. Aber man macht sich natürlich wegen des Kopftraumas Sorgen. Ich habe Patienten, die vier oder fünf Jahre geboxt haben und sich nicht mehr erinnern können, was sie zum Frühstück gegessen haben.«
    »Ich mache mir deswegen auch Sorgen«, sagte Clevenger. Er hatte abermals das Gefühl, Heller versuche, ihn in Bezug auf väterliche Fürsorge zu übertrumpfen. »Er trägt einen Kopfschutz.« Er wusste, dass er sich nicht zu rechtfertigen brauchte, konnte sich aber nicht zurückhalten. Da sein Vater ihm nie ein richtiger Vater gewesen war, wurde er von beständigen Selbstzweifeln geplagt, ob er seinerseits je ein guter Vater sein könnte. »Billy hat die eine oder andere Gehirnerschütterung einstecken müssen, aber keine davon im Ring.«
    »Ich selbst hatte sieben. Dreimal habe ich dabei das Bewusstsein verloren. Alles vor meinem sechzehnten Geburtstag. Ich weiß genau, womit Sie zu kämpfen haben. Ich war an dem gleichen Punkt, an dem Billy jetzt steht. Am Rand des Abgrunds. Ihn in den Ring zu schicken war eine brillante Idee.«
    Wie viel konnten zwei Menschen gemein haben? Und warum beunruhigte es ihn so, das alles zu hören? »Ich hoffe nur, dass für ihn alles so gut ausgeht wie für Sie.«
    »Falls Sie es für einen guten Ausgang halten, wenn man seinen Lebensunterhalt damit verdient, Leuten die Köpfe aufzumachen«, feixte Heller. »Nebenbei gefragt, wann sind Sie denn wieder zurück?«
    »Mit etwas Glück heute Abend.«
    »Ich denke nicht, dass wir vor neun Uhr aus dem OP raus sein werden. Vielleicht können Sie und ich uns ja ein Bierchen genehmigen, nachdem ich Billy abgeliefert habe.«
    Jetzt gehörte es also auch schon zum Plan, Billy nach Hause zu fahren. »Gern.« Er wollte Heller nicht den Eindruck vermitteln, Billy werde sein Boxtraining aufgeben, um sich im Abglanz seines Ruhms zu sonnen. »Ich lasse Sie innerhalb der nächsten Stunde wissen, ob er Ihr Angebot annimmt.«
    »Geht klar.«
    »Danke.«
    »Und, Frank?«, sagte Heller.
    »Ja?«
    »Ich hoffe, Sie halten mich nicht für merkwürdig oder aufdringlich, weil ich angeboten habe, Billy zu zeigen, was ich tue. Er erinnert mich einfach so sehr an mich selbst. Ihnen geht es wahrscheinlich genauso. Und ich denke, er ist ein guter Junge, tief drin. Aber wenn es Ihnen lieber ist, dass ich Abstand halte …«
    In diesem Moment erkannte Clevenger Hellers bemerkenswerte Fähigkeit, den Widerstand anderer zu überwinden, indem er selbst ihre Bedenken zur Sprache brachte. Wenn man die eigenen Einwände aus seinem Munde hörte, hatte man sogleich weniger einzuwenden. War das manipulierend? Oder war das seine Art, freimütig zu sein? »Sie müssen nicht auf Abstand gehen«, versicherte Clevenger. »Ich denke, bei einer Operation zuzuschauen wird ein großartiges Erlebnis für ihn sein.«
    »Ich wollte nur nicht, dass es zwischen uns irgendwelche Missverständnisse gibt.«
    »Keine Sorge. Ich melde mich nachher noch mal.«
    Clevenger beendete das Gespräch. Er nahm sich ein Taxi in die Innenstadt und rief auf der Fahrt Billys Handy an, um ihm eine Nachricht zu hinterlassen. Die Schule war noch nicht zu Ende.
    Billy meldete sich. »Was gibt’s? Schon in Washington?«
    »Gerade angekommen. Wo bist du?«
    »Auf dem Weg zum Somerville. Meine letzte Stunde ist ausgefallen. Der Lehrer ist krank geworden. Sie haben uns nach Haus geschickt.«
    »J. T. Heller hat bei mir angerufen. Die Operation an der Frau ist schon heute – die Frau, von der er denkt, dass er

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