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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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mir, was, wenn es
sein
Baby gewesen ist? Snows.«
    Clevenger hatte sich keine großen Gedanken gemacht, wessen Baby Grace unter dem Herzen getragen hatte. Und dieser blinde Fleck weckte unwillkürlich die Frage in ihm, ob es eine Sichtweise dieses Falls gab, die er nicht wahrhaben wollte. War es möglich, dass er sich so schuldig fühlte, weil er sie nicht eingewiesen hatte, dass er einfach abschaltete? War er irgendwo im hintersten Winkel seines Verstands überzeugt, dass er für zwei Tode verantwortlich sei – den von Grace und den ihres ungeborenen Kindes? »Einverstanden. Nehmen wir für den Moment an, dass es Snows Baby war«, sagte er, und es lag kein Zorn mehr in seiner Stimme.
    »Na ja, da fange ich dann an zu überlegen, dass sie doch getan haben könnte, was sie möglicherweise getan hat. Ich meine, ich kann mir vorstellen, wie sie, eine Stunde bevor sie sich umbringt, diese Vitamintablette schluckt. Es ist Teil ihrer alltäglichen Routine. Sie versucht, alles wieder in die gewohnten Bahnen zurückzulenken, versucht, darüber hinwegzukommen, was sie in jener Gasse verloren hat oder was sie in jener Gasse
getan
hat. Doch dann wird ihr, selbst durch den Alkoholnebel, langsam alles wirklich bewusst. Sie ist mit Snows Kind schwanger. Sie hat den Vater ihres Babys ermordet. Sie lebt einen Albtraum. Und er wird nie enden. Sie guckt auf ihre Arme, kann nicht glauben, was sie mit ihren Pulsadern gemacht hat. All ihre Wut, ihre Trauer, ihre Schuldgefühle kommen zusammen …«
    »Und sie will, dass es aufhört.«
    »Kein bloßes Getröpfel mehr. Sie will, dass es endgültig vorbei ist.«
    »Das Teppichmesser«, sagte Clevenger. Das Taxi hielt vor dem Hyatt.
    Der Portier öffnete die Wagentür. »Herzlich willkommen, Sir. Haben Sie Gepäck dabei?«
    Clevenger winkte ihn fort. Er bezahlte den Taxifahrer, stieg aus, schloss die Wagentür. Er fühlte nicht einmal die kalte Luft auf dem Gesicht.
    »Ich sage ja nur, dass es eine Theorie ist, die man vielleicht im Blick behalten sollte«, sagte Coady. »Ich weiß nicht, ob die Psychologie passt.«
    Das war die Frage aller Fragen. »Möglich ist es schon«, gestand Clevenger zu. »Ich denke, es könnte so passiert sein.«
    »Nicht dass wir hier irgendeine Möglichkeit vorschnell ausschließen wollen«, sagte Coady, offensichtlich ermutigt. »Wir können George Reese – oder jeden anderen Verdächtigen – trotzdem immer noch aufs Präsidium holen.«
    »Klar.«
    »Haben Sie heute bei den Snows alles bekommen, was Sie brauchen?«
    »Ich habe nicht mit dem Sohn, Kyle, sprechen können«, brachte Clevenger mit Mühe hervor. »Er war nicht zu Hause. Zumindest hat Theresa Snow das gesagt. Ich denke, sie könnte versuchen, ihn von mir fern zu halten.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich kann ihn jederzeit verhaften lassen«, schlug Coady vor.
    »Mit welcher Begründung?«
    »Sein Urin-Drogentest heute bei der Bewährungsstelle war positiv. Opiate. Das ist ein Verstoß gegen die Auflagen. Wollen Sie nachher herkommen und ihn sich mal vornehmen?«
    »Ich bin gerade in Washington angekommen«, erklärte Clevenger.
    »Washington? Was machen Sie denn da?«
    »Collin Coroway ist gestern hierher geflogen.«
    »Wer hat das herausgefunden?«
    »Was für eine Rolle spielt das?«
    »Hatten Sie vor, mir diese Tatsache irgendwann mitzuteilen?«
    »Wie ich schon sagte, ich bin gerade erst angekommen. Es war eine spontane Entscheidung.« Er wusste, dass das Coadys Frage eigentlich nicht beantwortete. »Ich hätte Ihnen Bescheid sagen sollen«, gestand er zu.
    »Es ist mein Fall.«
    »Es ist Ihr Fall.«
    Coady schwieg einen Moment lang. »Nicht dass Sie mir das Handtuch werfen«, sagte er. Wieder kurzes Schweigen. »Ich brauche Sie bei dieser Sache mehr als je zuvor. Ich mag ja eine Theorie darüber haben, was passiert ist, aber ich bin noch nicht einmal ansatzweise in der Lage, irgendwas zu beweisen. Und ich könnte völlig falsch liegen. Das ist mir durchaus klar.«
    »Ich werfe niemals bei einem Fall das Handtuch«, versicherte Clevenger, und er gab sich alle Mühe, überzeugend zu klingen.
    »Ich sorge dafür, dass Kyle morgen früh auf Sie wartet. Wie wär’s mit neun Uhr?«
    »Ich werde dort sein.«
    »Bis dann.«
    Clevenger beendete das Gespräch und betrat das Foyer des Hyatt. Er versuchte, sich darauf zu konzentrieren, Collin Coroway zu finden, aber ihm ging immer wieder durch den Kopf, was er gerade gehört hatte. Denn die Szene, die Coady heraufbeschworen hatte, war ganz und gar

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