Ausgelöscht
Einführung in das Blutbad gab, das Wrens auf seinen Streifzügen kreuz und quer durchs Land hinterlassen hatte.
»Ich arbeite jetzt wieder fürs FBI«, sagte sie. »Seit einem Monat.«
Whitney hatte als Leiterin in der forensischen Psychiatrie gekündigt, nachdem ihr direkter Vorgesetzter, ein Mann namens Kane Warner und der Direktor der Abteilung für Verhaltensforschung des FBI, herausgefunden hatte, dass sie und Clevenger eine Affäre hatten, während sie auf Wrens Fährte waren.
»Derselbe Posten?«, fragte Clevenger.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe Kanes alten Job.«
»Ich bin beeindruckt.« Er fragte sich, ob Whitneys Vater, ein Ex-Senator, irgendetwas damit zu tun hatte, dass sie den Posten des Mannes übernahm, der sie unter Druck gesetzt hatte. »Gehört es zu den Aufgaben deines neuen Jobs, mir ein bisschen Therapie anzubieten, nachdem man mich mit einem Pistolenknauf davon abgehalten hat, meine Arbeit zu tun?«
»Ich bin nicht im Auftrag des FBI hier«, sagte sie.
Er nickte. Es wäre so leicht gewesen, zu ihr zu gehen, sie in die Arme zu nehmen und zu küssen. Ihre Anziehungskraft auf ihn war unwiderstehlich. Sie gab ihm Halt. Sein Puls verlangsamte sich in ihrer Gegenwart. Seine Ängste in Bezug auf die Welt und seinen Platz darin verflüchtigten sich. Er dachte an seinen ehemaligen Professor John Money, an dessen
Lovemap
-Theorie. Vielleicht war Whitney seine
Lovemap
.
Doch selbst eine
Lovemap
kann nicht alle Hindernisse aus dem Weg räumen. Zum Beispiel die Tatsache, dass Whitney ihrem Vater so nahe stand, dass möglicherweise kein Platz für wahre Intimität mit einem anderen Mann blieb. Oder die Tatsache, dass sie wieder für eine Vollstreckungsbehörde arbeitete, mit der Clevenger schon seit langem auf Kriegsfuß stand. Und vor allem war da die Tatsache, dass Clevenger sein Leben dem Aufziehen von Billy Bishop gewidmet hatte, was ihm reichlich wenig Zeit für Romantik ließ.
»Also, warum bist du dann hergekommen?«, fragte er.
»Um es einfacher für dich zu machen.«
»Wie?«
»Zuerst einmal, indem ich dich dazu bringe, die Disketten zu vergessen.«
»Ich dachte, du wärst nicht im Auftrag des FBI hier.«
»Ich bin auf eigenen Wunsch hier«, erwiderte sie. »Niemand hat mich geschickt. Aber du solltest wissen, dass diese Disketten konfisziert wurden, weil es dabei um die nationale Sicherheit geht. Das ist nichts Persönliches.«
»Es ist nicht so einfach, einen Schlag auf den Kopf nicht persönlich zu nehmen.«
Sie lächelte. »Was ich zu sagen versuche, ist, dass niemand dich davon abhalten will, John Snows Mörder zu finden. Darum ging es nicht. Es ging nur darum, ein Leck zu stopfen.«
»Haben sie auch die Disketten aus der Asservatenkammer hier im Präsidium mitgenommen?«
»Diese Disketten hat es nie gegeben. Du wirst sie nie wieder sehen oder von ihnen hören. Weder die Disketten noch das Tagebuch.«
Clevenger hatte seine Kopie des Tagebuchs neben seinem Computer liegen lassen. Zweifellos hatte das FBI sie auch mitgenommen. »Welche Rolle spielst du bei dieser Sache?«, fragte Clevenger. »Eine Mordermittlung in Boston würde gewöhnlich nicht das Interesse der Abteilung für Verhaltensforschung in Quantico erregen.«
»Ich habe damit nichts zu tun, mein Dad allerdings schon.«
»Ah …« Senator McCormick war ein integraler Bestandteil der Geheimdienstbranche gewesen, bevor er sich für das Senatorenamt zur Wahl gestellt hatte. Anscheinend war er es immer noch. »Warum überrascht mich das nicht?«, bemerkte Clevenger spitz.
»Fang jetzt nicht damit an. Ich kann gut darauf verzichten, dass du meinen Psychoanalytiker spielst.«
»Was, wenn ich diese Disketten brauche, um meinen Mordfall aufzuklären?«
»Wir reden hier von Raketentechnologie, Frank. Ein Haufen schwer verschlüsselter Daten. Mathematische Gleichungen. Welche Rolle können die spielen?«
»Keine Ahnung. Und gerade das macht mir Sorgen.«
»Dann mach dir Sorgen«, erwiderte McCormick. »Aber hak es ab.«
»Sonst …?«
»Glaub mir, du solltest dich raushalten, wenn es um die nationale Sicherheit geht. Erst recht heutzutage.«
Das war eine ziemlich deutliche Warnung. »Und dir hat niemand aufgetragen, mir das zu sagen?«
»Nein. Du hast bereits einen Schlag auf den Kopf einstecken müssen. Ich möchte dir den Ärger ersparen, auch noch mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen.«
»Schon verstanden«, sagte er.
Sie sah ehrlich besorgt aus, dass er ihren Rat in den Wind schlagen würde.
»Ich habe
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