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Ausgelöscht

Ausgelöscht

Titel: Ausgelöscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ablow
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dich schon verstanden«, versicherte er. »In Ordnung?«
    Sie nickte.
    »Also, was meinst du? Bist du heute Abend noch hier? Wir könnten uns zu einem verspäteten Abendessen verabreden.«
    »Ich bin hier, wenn du es möchtest.«
    »Neun Uhr? Ich möchte erst sicherstellen, dass Billy zu Hause ist und alles hat, was er braucht.«
    »Ist er dieser Tage um neun zu Hause?«
    »Fast nie. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.«
    »Gut für dich – und für ihn.«
    »Wo soll ich dich abholen?«
    »Ich werde mir ein Zimmer im Four Seasons nehmen.«
    Clevenger musste unwillkürlich schmunzeln.
    »Was ist?«
    »Nichts. Ich werde uns einen Tisch im Aujourd’hui reservieren.«
    Sie standen einen Moment lang schweigend da. Schließlich kam Whitney auf ihn zu, blieb einen Schritt vor ihm stehen. »Bis nachher dann«, sagte sie.
    Mehr brauchte sie nicht zu sagen. Ihr Duft brach den letzten Rest seines Widerstands. Er schloss sie in die Arme.
    Clevenger fand Coady an einer alten Kaffeemaschine vor dem Vernehmungszimmer, wo er sich gerade einen Becher Kaffee einschenkte. »Ich möchte mich für das entschuldigen, was ich in Ihrem Büro gesagt habe«, erklärte er. »Wie’s aussieht, sind wir da beide in etwas hineingeraten, das sich unserer Kontrolle entzieht.«
    »Das werden wir noch sehen«, erwiderte Coady und rührte drei Päckchen Süßstoff in seinen Kaffee.
    »Soll heißen?«
    Coady lehnte sich gegen den gesprungenen Resopaltisch. »Scheiß-FBI«, schimpfte er. »Die haben dieses Police Department schon viel zu lange überfahren, wann immer es ihnen gefällt. Ich kann einfach nicht glauben, dass das immer noch passiert.«
    »Und was wollen Sie dagegen unternehmen?«
    »Ich ziehe jedenfalls nicht den Schwanz ein, so viel steht mal fest.« Er sah sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand in Hörweite war. »Es gibt da ein paar Dinge, die Sie wissen sollten.«
    »Schießen Sie los.«
    »Kyle Snow wurde an dem Morgen, an dem sein Dad erschossen wurde, um drei Uhr zehn in der Bostoner Innenstadt gesehen. Er hatte zehn Oxycontin-Tabletten von seinem Dealer gekauft.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Kyle hat den Dealer verpfiffen, als ich ihm damit gedroht habe, dass ich ihn den Rest seiner Bewährungsstrafe im Knast absitzen lassen würde. Ich hab dem Burschen einen Besuch abgestattet – ein College-Junge von der Bostoner Uni. Konnte es gar nicht abwarten, zu singen. Hat mir erzählt, was er Kyle verkauft hat und wann.«
    »Wie können Sie sicher sein, dass er Ihnen die Wahrheit gesagt hat?«
    »Er hat ihm die Tabletten in dem ›Store 24‹ an der Ecke Chestnut und Charles verkauft. Kyle ist auf dem Band der Überwachungskamera zu sehen, wie er hinterher ein Sandwich und einen Karton Milch kauft.«
    »Es gibt tatsächlich Leute, die deren Sandwiches essen?«
    »Sie kaufen sie. Ob sie wirklich den Mut haben, sie zu essen, weiß ich nicht.«
    »Damit wissen wir, dass er rund vier Blocks vom Tatort entfernt war, anderthalb Stunden bevor der Schuss gefallen ist«, fasste Clevenger zusammen.
    Coady nickte. »Die zweite Sache: Ich hole heute zu Geschäftsschluss George Reese zur Vernehmung aufs Präsidium. Ohne Vorwarnung. Das sollte diese FBI-Knaben aufhorchen lassen. Ich leg ihm Handschellen an und schleif ihn her. Haben Sie Zeit?«
    Das war ein ganz neuer Mike Coady. Manchmal muss man einen Menschen bis an seine Grenzen treiben, um herauszufinden, was wirklich in ihm steckt. »Das brauchen Sie nicht zu fragen«, antwortete Clevenger.
    »Die Säcke kommen aus Washington her und nehmen sich einfach Beweisstücke von meinem Mordfall? Ohne mich zu informieren? Ohne jeden Respekt? Wenn ich einmal zulasse, dass sie so was mit mir machen, kann ich mir bald selbst nicht mehr ins Gesicht sehen.«
    »Langsam machen Sie mir Angst.«
    »Warum das?«
    »Sie denken schon fast genauso wie ich.«

14

    Kyle Snow war ein drahtiger Sechzehnjähriger mit fein geschnittenen, beinahe femininen Zügen und längerem schwarzem Haar, das ihm immer wieder vor die blaugrauen Augen fiel. Er trug einen der obligatorischen orangenen Overalls der Strafvollzugsbehörde von Massachusetts. Er trommelte mit dem Absatz auf den Boden, während er Clevenger gegenüber am Tisch saß. Seine Pupillen waren geweitet. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er brauchte einen Schuss.
    »Ja, ich habe ihm den Brief gegeben«, beantwortete er Clevengers Frage, ob er Grace Baxters Abschiedsbrief bei ihrem Mann, George Reese, abgegeben hätte. »Na und?«
    »Hat er ihn

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