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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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einem Betongebäude mit Rolltor. Die Tür steht offen, und ich sehe den Nachthimmel und einen Zaun. Freiheit.
    »Du steigst jetzt aus dem Kofferraum und stellst dich mit dem Rücken zu mir. Ich führe dich von hinten. Du wirst dorthin gehen, wohin ich dich lenke. Bei der ersten hastigen Bewegung schieße ich. Ich werde versuchen, dich nur zu verletzen, aber wenn es sein muss, töte ich dich. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    »Klettere jetzt raus.«
    Jetzt oder nie. Das ist die Gelegenheit. Aussetzer.
    Ich versuche herauszukommen und schaffe es nicht.
Einmal.
    Ich hole Luft und mache mich bereit, es noch einmal zu versuchen und es wieder nicht zu schaffen.
    Bevor ich zu einer Bewegung ansetzen kann, verpasst er mir eine Ladung Pfefferspray. Es trifft mich so übel, wie es nur geht: direkt in die offenen Augen und in den Hals. Der Schmerz kommt sofort und ist unerträglich. Meine Augen brennen, und ich schreie und schreie, bis ein Hustenanfall die Schreie erstickt. Er sprüht weiter, hört nicht auf, und ich achte nicht mehr auf ihn, auf den Wagen, auf die Angst, weil nur noch die Höllenqualen existieren.
    Er tritt mich in den Kofferraum und knallt den Deckel zu.
    Ich huste und würge im Dunkeln. Wenn ich kann, schreie ich. Meine Haut brennt überall, wo das Spray sie erwischt hat. Ich reibe mir die Augen, aber das macht es nur noch schlimmer. Der Schmerz ist schlimmer als alles, was ich je erlebt habe - nicht in Bezug auf seine Intensität, sondern auf seine Unentrinnbarkeit. Nichts, was ich tue, lindert diesen Schmerz, nichts lässt ihn aufhören. Ich brenne im Dunkeln.
     
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht. Zeit wird in Qualen gemessen, in ihrem Nachlassen und ihrem Ende. Ich bin von Schweiß bedeckt, und mein Gesicht trieft vor Tränen und Rotz. Ich habe mich erbrochen, habe mich von oben bis unten vollgekotzt. Meine Muskeln sind schwach und zittrig, und eine lähmende Mischung aus Erschöpfung und Verzweiflung erfüllt mich.
    Eine Hand schlägt zweimal auf den Kofferraumdeckel.
    »Wir versuchen es jetzt noch mal. Tu, was ich gesagt habe. Wenn du eine Dummheit versuchst, bekommst du wieder eine Ladung Spray verpasst. Hast du verstanden?«
    »Ja«, flüstere ich. Meine Stimme bebt vor Angst und Hass.
»Hast du verstanden?«
    Er hat mich nicht gehört. Der Hass nimmt zu. »Ja«, sage ich lauter. »Ich habe verstanden.« Was sonst kann ich sagen?
    Der Kofferraumdeckel hebt sich. Ich sehe das Gleiche wie beim ersten Mal. Der Nachthimmel hinter ihm, die Waffe vor meinem Gesicht. Tief sauge ich die kühle Nachtluft ein. Ich zittere, und ich hasse es.
    »Los«, sagt er. »Aussteigen.«
    Ich bebe am ganzen Körper, als ich aussteige. Diesmal versuche ich nichts, gar nichts. Ich stelle mich mit dem Rücken zu ihm vor den Wagen. Er legt mir eine Hand auf die Schulter und drückt mir die Waffe ins Kreuz.
    »Los.«
    Ich gehe los und bin mir bewusst, wie der Nachthimmel hinter mir zurückbleibt. Ist es den anderen auch so ergangen? Ist es immer das Gleiche? Die gelangweilte Stimme, die Anweisungen, die verblassenden Sterne? Wahrscheinlich. Dali ist pragmatisch, seelenlos. Er weicht nicht vom Bewährten ab.
    Meine Augen brennen noch immer, aber mittlerweile ist es erträglich. Ich versuche, mir meine Umgebung einzuprägen, während wir auf eine Tür zugehen, nur dass es nicht viel einzuprägen gibt. Ich sehe Wände, Fußboden und Decke aus grauem Beton. Die Garage, in die wir gefahren sind, ist ziemlich klein. Die Decke kann nicht höher sein als zweieinhalb Meter. Unter der Decke brennt eine Neonröhre. Die Tür, zu der er mich führt, ist fensterlos und aus mattgrauem Stahl. Ein Zweckbau. In der rechten oberen Ecke bemerke ich eine Kamera.
    Wie es aussieht, hat Earl richtig gelegen,
geht es mir durch den Kopf.
Zumindest war er dicht dran.
    Wir erreichen die Tür.
    »Mach auf«, befiehlt er mir.
    Ich drehe den Knauf, ziehe die Tür auf. Dahinter ist ein Flur, vielleicht zehn Meter lang, aus nacktem Beton. Am Ende biegt er nach rechts ab. In der linken Wand sind drei Türen. Alles ist so nüchtern beleuchtet wie die Garage, die wir verlassen.
    »Geh weiter«, sagt er, noch immer gelangweilt.
    Ich gehorche. Ich höre, wie die Tür sich hinter uns schließt. Jetzt bin ich in einem Grab. Hier gibt es keine Geräusche, nur Stille und Kühle. Wir erreichen das Ende des Gangs, wenden uns nach rechts und stehen vor einer Stahltreppe.
    »Nach oben«, befiehlt er.
    Wir steigen die Treppe hinauf. Sie endet im ersten Stock. »Mach

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