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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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die Tür auf.«
    Ich drehe wieder einen Knauf und drücke wieder eine Tür auf, und wir befinden uns in einem weiteren Korridor, der viel furchteinflößender wirkt als der Flur eine Etage tiefer. Hier sind zu beiden Seiten je zehn Türen. Sie sind aus Stahl, und sie haben keine Knäufe. Ich muss schlucken, als ich die verriegelten Öffnungen am unteren Ende jeder Tür bemerke.
    Da schiebt er das Essen durch.
    »Geh rein da«, sagt er.
    Ich gehorche, unfähig, etwas anderes zu tun.
    Wir erreichen das Ende des Korridors. Während wir an den Türen vorbeigehen, muss ich mich fragen: Ist hinter jeder Tür eine Frau? Die letzte Tür steht offen, wartet auf mich. »Geh da rein«, befiehlt er.
    Ich sträube mich, und die Waffe drückt gegen mein Rückgrat, erinnert mich an mein Versprechen. Ich habe keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln.
    »Geh da rein«, sagt er wieder mit dieser endlosen, gelangweilten Geduld.
    Ich gehe weiter. Als ich die Schwelle erreiche, versetzt er mir einen harten Stoß, und ich taumele in den Raum dahinter. Die Tür schließt sich langsam. So schnell ich kann, betrachte ich meine Umgebung, nehme auf, so viel ich kann, ehe es dunkel wird. Ich sehe eine an der Wand befestigte Pritsche, eine Toilette. Sonst nichts.
    Die Tür schließt sich.
    Ich werfe mich dagegen.
    »Lass mich raus, du verdammtes Stück Scheiße! Ich bin beim FBI!«
    Ich will wütend klingen, doch es ist das nackte Entsetzen. Er gibt keine Antwort. Ich höre, wie die Schlösser in die Haken gehängt werden. »Dali!«, schreie ich. Ich höre, wie er davongeht. Dann nichts mehr.
     

Kapitel 32
    Die Dunkelheit ist undurchdringlich, so wie Heather Hollister gesagt hat. Ich hatte die stille Hoffnung, dass vielleicht ein bisschen Licht durch Türritzen scheint, aber Dali hat sie abgedichtet, und es fällt nicht der geringste Schimmer hindurch. Ich halte mir die Hände vors Gesicht und starre darauf. Mein Dad hat es mir beigebracht, als ich noch klein war und er mir mein Nachtlicht abgewöhnen wollte.
    »Aber es ist dunkel, Daddy«, habe ich protestiert, acht Jahre alt, mit meiner besten Kleines-Mädchen-in-Not-Stimme, mit der ich fast immer meinen Willen durchsetzen konnte.
    Diesmal nicht. Meine Mutter musste dahinterstecken.
    »Es ist nie völlig dunkel, Schatz«, sagte er. »Pass auf, ich zeig's dir. Ich schalte alle Lichter aus, bleibe aber hier bei dir, okay?«
    »Okay«, stimmte ich zu, ein bisschen bang ums Herz.
    Er legte den Schalter um, und alles wurde schwarz. Ich spürte, wie die altbekannte Panik in mir aufstieg, die gleiche Panik, die mir sagte, ich solle mich vorsehen, unter meinem Bett sei irgendwas, etwas mit der Stimme einer Schlange und den Klauen einer Bestie, das darauf lauerte, mich bei den Beinen zu packen, sobald ich die Füße auf den Boden setzte.
    »Daddy?«, flüsterte ich.
    »Ich bin hier, Kleines, keine Angst. So, jetzt möchte ich, dass du etwas tust. Halt die Hand vors Gesicht und schaue sie an.« »Warum?«
    »Vertrau mir, Schatz.«
    Ich hatte keine Angst mehr, natürlich nicht. Mein Vater war bei mir, also würden die Monster sich von mir fernhalten. Ich hob in der Dunkelheit die Hand und starrte darauf.
    Zuerst sah ich gar nichts, doch als ein wenig Zeit vergangen war, wurde mir klar, dass Dad recht hatte: Die Finsternis war nicht vollkommen. Obwohl der Mond nur ein Viertel voll und hinter einer Wolkenbank versteckt war, warf er einen ganz schwachen Lichtschimmer durch die Vorhänge. Und die Wolken warfen den Schein der fernen Straßenlaternen zurück und sandten mir ebenfalls mattes Licht. Geisterhaft war meine Hand zu sehen. Nur als Umriss, aber sie war da.
    »Ich kann sie sehen, Dad!«
    Und jetzt versuche ich es wieder. Ich starre und starre und starre. Zeit vergeht. Ich sehe nichts. Nichts als Schwärze.
    »Scheiße«, fluche ich, bestürzt, wie zittrig meine Stimme schon klingt. Ich senke die Hände. Das Klicken der Handschellen hört sich in der völligen Stille seltsam tröstend an.
    »Mach dich mit der Umgebung vertraut«, sage ich laut.
    Ich rufe mir in Erinnerung, was ich von dem Raum gesehen habe, ehe die Tür sich schloss.
    »Das Bett müsste links von mir sein.«
    Langsam gehe ich nach links, bis ich den Metallrand der Pritsche spüre. Ich taste nach unten und fahre mit den Händen über den kühlen Rahmen. Ich finde die Decken, dünn und rau. Ein Laken bedeckt eine dünne Matratze, und am Kopfende liegt ein klumpiges Kissen. Ich suche weiter und finde die Schrauben, mit denen die

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