Ausgeloescht
erfrischt. Ich esse den letzten Bissen Ei, schiebe meinen Teller von mir weg und reibe mir über den Bauch, während ich den Blick zur Decke richte und mit einem Seufzer »Wunderbar!« sage.
»Finde ich auch«, sagt Bonnie. »Dein Frühstück ist immer super, Tommy.«
»Meine Mutter hat immer gesagt, ein Mann, der kochen kann, macht Eindruck bei den Frauen. Ich nehme an, sie hat recht gehabt.«
Ich schaue auf die Uhr. Bonnie hat noch eine halbe Stunde, bevor sie zum Schulbus gehen muss. Zeit genug, um den beiden von Rathbuns Angebot zu erzählen. Das ist zwar ein bisschen zwischen Tür und Angel, aber bei dieser Familie ist Zeitplanung so eine Sache.
»Ich muss euch etwas erzählen«, sage ich. »Mir wurde ein Angebot gemacht.« Ich lasse nichts aus. Als ich fertig bin, sind beide still. Ich schaue nervös in die Gesichter, ob einer von ihnen erschrocken ist.
»Und?«, frage ich. »Was haltet ihr davon?«
Tommy wischt sich den Mund mit der Papierserviette ab. »Bonnie muss als Erste weg«, sagt er. »Wir beide können dann noch reden.« Ich schaue Bonnie an. »Und?« »Was würde sich denn ändern?«, fragt sie. Das ist die entscheidende Frage. Die Schlüsselfrage.
»Na ja, zu Anfang wohl nicht viel. Wir würden hier wohnen bleiben ...« Ich schüttle den Kopf. »Nein, das stimmt so nicht. Das Team würde durchs ganze Land reisen. Ich wäre mehr unterwegs als jetzt. Es wäre ungefähr so wie im vorigen Jahr, als ich nach Virginia musste. Übrigens müssten wir später dorthin ziehen, wenn es bei der änderung bleibt.«
Bonnie knabbert an ihrem Toast. »Wie ist es in Virginia?«
Dazu kann ich nichts Genaues sagen. Ich habe während meiner Ausbildung 21 Wochen in Quantico verbracht, aber ich glaube nicht, dass Quantico repräsentativ ist. Es liegt inmitten von 285 Morgen Waldland, und die Sommer dort sind überraschend mild. Zumindest war es so, als ich dort gewesen bin. Die Luftfeuchtigkeit ist höher als in Kalifornien, und ab und zu regnet es. Im Herbst ist es dort atemberaubend schön. Im Frühjahr und im Winter vermutlich auch, obwohl ich die beiden Jahreszeiten dort noch nie erlebt habe.
»Die Laubfärbung im Herbst ist wunderschön, und die Sommer sind nicht so heiß«, sage ich. »Wahrscheinlich gibt es dort Schnee im Winter und einen milden Frühling.« Es fällt mir schwer, meine blassen Erinnerungen in Worte zu fassen. »Alles ist ein bisschen altmodisch im Vergleich zu Kalifornien. An der Ostküste ... ich weiß nicht, wie ich es sagen soll... alles hat irgendwie mehr Bedeutung.«
»Ich würde es gern mal sehen«, sagt Bonnie.
»Klar, Schatz. Ich verspreche, dass wir hinfahren, falls es so weit kommt.« Sie klopft sich über ihrem Teller die Hände ab. »In Ordnung.« »Was heißt in Ordnung?«
»Ich bin mit dem Umzug einverstanden. Ich finde, du solltest den Job annehmen.« »Warum?«
»Was du tust, ist wichtig.« Sie meint es ernst, vielleicht ernster, als für eine Dreizehnjährige gut ist. »Dein Chef hat recht. Du bist die Beste, also musst du die Stelle annehmen. Das ist deine Pflicht. Und es ist meine Pflicht, dir ein gutes Gefühl dabei zu geben.«
Darauf fällt mir nichts mehr ein. Pflicht? Ich staune, mit welcher Bestimmtheit sie dieses Wort benutzt.
»Um ehrlich zu sein, ich habe mich noch nicht entschieden, aber ich sag dir Bescheid.« Ich schaue auf die Uhr. »Du musst los.«
Bonnie nimmt ihren Rucksack, und ich bringe sie zur Tür. Die Bushaltestelle ist nur eine Querstraße entfernt. Bonnie umarmt mich noch einmal, bevor sie geht. »Ich hab dich lieb, Smoky«, sagt sie.
Ich drücke sie an mich. »Ich dich auch, Kleines.«
Dann ist sie zur Tür raus, und ich sehe ihr nach, bis sie um die Straßenbiegung verschwindet. Ich schließe die Tür und setze mich wieder an den Tisch. Tommy hat mir noch einen Kaffee eingegossen. Er hält sich an seiner Tasse fest und schmunzelt.
»Das ist ja toll«, sagt er. »Woher auf einmal dieses ganze >meine Pflicht< und >deine Pflicht«
»Manchmal denke ich, es wäre besser, wenn ich zu Hause bliebe«, antworte ich, »wenn ich das FBI sausen ließe und mich nur noch um Bonnie kümmern würde.«
Tommy betrachtet das Innere seiner Tasse, trinkt einen Schluck und blickt mich forschend an. »Ich gebe dir Rückendeckung, egal, wie du dich entscheidest, Smoky. Wenn du beim FBI aufhören und nur noch Mutter sein willst, hast du meine Unterstützung. Wenn du diese Sondereinheit leiten willst, stehe ich genauso hinter dir. Wenn du nicht mehr
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