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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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»Ihr Zustand ist stabil. Gesprochen hat sie allerdings noch nicht.«
    Ich kaue am Daumennagel, eine schlechte Angewohnheit, die jedoch das Rauchen ersetzt. Ich finde, das ist ein guter Tausch.
    »Callie, James - ihr besorgt sämtliche alten Akten über den Fall. Sagt niemandem, warum wir sie brauchen, unter gar keinen Umständen, und erwähnt auch Heathers Namen nicht. Die Familie soll noch nichts erfahren.«
    »Wieso?«, fragt Callie.
    James, der begriffen hat, worauf ich hinauswill, antwortet ihr: »Weil alles auf jemanden hindeutet, der sie kannte, oder auf eine geheime Absprache zwischen jemandem aus ihrem Umfeld und einem Fremden. Wie sonst könnte man einen ausgebildeten Detective wie Heather Hollister entführen, ohne eine Spur zu hinterlassen?«
    »Das leuchtet ein, Süßer«, sagte Callie. »Was werdet ihr tun, du und Alan?« »Wir fahren zu Heather ins Krankenhaus. Wenn wir sie mit Namen ansprechen, dringen wir vielleicht zu ihr durch. Sie ist die beste Zeugin, die wir haben.« James steht auf und geht zur Tür. »Wartet!«, ruft Callie. Alle halten inne.
    Callie lächelt schief. »Will mich denn keiner fragen, wie meine Hochzeitsnacht gewesen ist?«
    James wirft ihr einen finsteren Blick zu. »Verschwende nicht unsere Zeit, Weib.« »Fertig?«, frage ich Alan.
    Mit einem Blick zum Himmel und einem kurzen Dankgebet kippt er den letzten Schluck Kaffee hinunter, schraubt den Deckel auf die Thermosflasche und steht auf »Fertig«, sagt er.
    Callie schmollt. Ich tätschle ihr die Wange. »Wir fragen deshalb nicht, weil wir uns denken können, wie großartig es war.«
    Sie schnieft, scheint aber besänftigt zu sein und folgt James durch die Tür.
     
    Alan und ich fahren zur Klinik. Jeder ist mit seinen Gedanken beschäftigt.
    Wir kennen die genaue Dauer von Heather Hollisters Gefangenschaft. Acht Jahre. Es ist unfassbar. Ich denke an die vielen Veränderungen, die während dieser Zeit in meinem Leben und auf der Welt stattgefunden haben, und bin bestürzt.
    Ich stelle mir vor, dass es auf irgendeinem Friedhof einen Sarg ohne Leiche gibt, der vielleicht mit Andenken von Heathers Familie, Freunden und Kollegen gefüllt ist. Und wenn es auch einen Grabstein gäbe, was würde darauf stehen? Heather Hollister, geliebte Ehefrau und Mutter? Mutter und Ehefrau? Der ewige Streit: Was kommt zuerst?
    »Willst du mit ihr reden, oder soll ich?«, fragt Alan.
    »Warten wir ab, auf wen sie reagiert.«
    »Falls sie reagiert.«
    »Stimmt.«
    Acht Jahre. Das erklärt die tiefen, mehrmals verheilten und wieder aufgerissenen Narben an den Gelenken. Der Arzt hat gesagt, Heather habe vermutlich keine Sonne gesehen. Heißt das, sie hat die ganze Zeit im Dunkeln verbracht? Acht Jahre?
    Mich schaudert.
    Wie würde ich damit zurechtkommen? Acht Jahre im Dunkeln gefesselt... »Grauenhaft«, murmele ich und merke erst jetzt, dass ich laut geredet habe. »Was ist grauenhaft?«, fragt Alan.
    »Ich habe mich gerade gefragt, wie ich mit acht Jahren Gefangenschaft ohne Sonne klarkommen würde.«
    »Hmmm.«
    Die Sonne an diesem Tag ist blass und erinnert mich an Heathers Alabasterhaut. Ich beschließe, das Thema zu wechseln. »Hast du noch mal über die Sondereinheit nachgedacht, Alan?«, frage ich.
    »Natürlich. Ich habe auch mit Elaina darüber gesprochen.«
    »Und?«
    »Sie ist einverstanden. Ich würde anfangs bei euch bleiben. Alles Weitere werden wir dann sehen. Ich verspreche nichts.« »Danke, Alan.«
    Er schaut mich von der Seite an. »Hast du dich schon entschieden?« »Nicht offiziell.«
    Er schmunzelt. »Also ist es ein Ja?« »Ein Wahrscheinlich.« »Wenn du es sagst.«
    »Weißt du, es ist komisch, aber ich muss immer wieder an die ersten Frauen im FBI denken.«
    »Duckstein und Davidson«, sagt Alan.
    Ich bin verblüfft. »Du kennst sie?«
    Er tut beleidigt. »He, ich hab auch Niveau.«
    »Und Lenore Houston.«
    »Richtig.«
    Alaska Davidson, Jessie Duckstein und Lenore Houston dienten im »Bureau of Investigation«, bevor es zum FBI wurde. J. Edgar Hoover übernahm das FBI 1924. Bis 1928 waren die drei Frauen auf Hoovers Anweisung entlassen. Bis 1972, Hoovers Todesjahr, gab es keine weiblichen Ermittler mehr. Das ist jetzt anders. Mehr als zweitausend Frauen ermitteln zurzeit, und die Resultate zeigen am deutlichsten, was diese Frauen leisten.
    Als Alan auf den Parkplatz des Krankenhauses einbiegt, wische ich diese Gedanken beiseite und stelle mich auf Heather Hollister ein.
    Wir müssen sehen, ob wir sie zum Sprechen bewegen

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