Ausgeloescht
arbeiten willst - wir sind auf dein Einkommen nicht angewiesen. Und auch wenn wir umziehen, ist Geld kein Problem.«
Tommy ist nicht reich, aber finanziell unabhängig. Seit seinem Ausstieg beim Secret Service arbeitet er als selbstständiger Sicherheitsberater. Er verdient gut. Wir können uns zwar kein Flugzeug für Wochenendtrips nach Las Vegas mieten, haben aber keine Geldsorgen, zumal das Haus dank Matts Lebensversicherung schuldenfrei ist. Und es ist heute viel mehr wert, als wir dafür bezahlt haben, selbst bei der gegenwärtigen Immobilienkrise.
»Was meinst du denn, was ich tun soll, Tommy?«, frage ich.
Er lächelt mich an und streicht mir über die Wange. »Ich glaube, wenn du mit der Arbeit aufhörst, kriegst du einen Koller. Dein Job liegt dir im Blut. Eines Tages vielleicht nicht mehr, aber jetzt noch. Als ich beim Secret Service war, habe ich genauso empfunden, nur im letzten Jahr nicht mehr. Also war es besser für mich auszusteigen. Du aber bist noch nicht so weit.«
»Und Bonnie?«
Tommy trinkt einen Schluck und blickt in die Ferne. »Menschen kommen nicht in Schachteln mit Zutatenliste zur Welt, Smoky. Wir können nicht wissen, wie Bonnie sich entwickelt. So ist das Leben. Aber wo wir gerade von Bonnie reden ... ich habe mir Gedanken gemacht. Meiner Ansicht nach braucht sie eine Therapie. Ich kann verstehen, dass du bis jetzt darauf verzichtet hast, aber ich finde, nun wird es Zeit.«
»Du hast recht«, pflichte ich ihm bei. »Es fällt mir nur schwer, sie jemand anderem anzuvertrauen.«
»Ich weiß.« Er schaut mich ernst an. »Okay, Smoky. Wie du dich auch entscheidest, ich werde dich unterstützen - unter einer Bedingung.«
»Und welche wäre das?«, frage ich, obwohl ich es schon weiß.
»Wenn du dich entschließt, die neue Stelle anzunehmen, wirst du ihnen alles sagen.«
Du ahnst nicht mal, was das alles heißt,
geht es mir durch den Kopf, doch ich behalte es für mich. Seine Bitte ist fair.
»Ist gut.«
Er schüttelt den Kopf. »Ich will deine Hand darauf. Dein Ehrenwort.«
Tommy verspottet normalerweise jedes Machoverhalten, doch ab und zu kommt es bei ihm selbst durch, so wie jetzt. Wenn er nicht so todernst wäre, würde ich mich darüber lustig machen.
Ich greife über den Tisch und nehme seine Hand. Unsere Hände sind warm von den Kaffeebechern.
»Ich verspreche es.«
Kapitel 10
»Wir haben einen Treffer bei den Fingerabdrücken«, sagt Callie, als ich ins Büro komme. Dieser Morgen gehört zu den angenehmen. Ich fühle mich frisch und munter.
»Lass hören«, sage ich.
Alan und ich sind uns auf dem Parkplatz begegnet und zusammen im Aufzug gefahren. James und Callie sind schon vor uns gekommen. Alan schraubt seine Thermosflasche auf und gießt sich Kaffee ein.
»Sie heißt Heather Hollister«, sagt Callie.
Ich runzle die Stirn. »Warum kommt mir der Name bekannt vor?« »Wahrscheinlich, weil sie mal beim Morddezernat hier in Los Angeles gearbeitet hat«, erwidert Callie. »Vor acht Jahren ist sie spurlos verschwunden.«
»Ich kann mich an den Fall erinnern«, sagt Alan und nickt. »Ist das schon acht Jahre her? Du meine Güte.«
Ich erinnere mich jetzt auch. »Das hat damals einen Riesenwirbel verursacht. Sie war verheiratet, nicht wahr?«
»Ja«, sagt James. »Ihr Mann war bei einem Internetanbieter tätig. Er heißt...«, James schaut auf seine Notizen, »Douglas Hollister. Sie hatten Zwillinge, Avery und Dylan, damals zwei Jahre alt.« Er blickt auf. »Jetzt sind sie zehn.«
Eine unnötige Bemerkung, aber ich weiß, warum er das sagt. James ist ein mitfühlender Mensch, egal wie sehr er es zu verbergen versucht. Dass diese Frau acht Jahre lang gefangen gehalten wurde, kann ein normaler Verstand kaum fassen. Erst das Alter ihrer Kinder führt es einem richtig vor Augen: Avery und Dylan fuhren damals Dreirad, redeten in Zwei-Wort-Sätzen und tollten herum wie alle Zweijährigen. Sie waren noch drei Jahre von der Vorschule entfernt. Jetzt kommen sie in die fünfte Klasse oder besuchen sie bereits.
Ich habe Mühe, mich zu konzentrieren. »Was wissen wir über die damaligen Ermittlungen?«
»Nicht viel, fürchte ich«, sagt Callie. »Das FBI war beteiligt, versteht sich, aber hauptsächlich hat sich das LAPD um den Fall gekümmert.«
Natürlich. Heather war eine von ihnen. Die Cops hätten den Fall niemals an andere abgetreten.
»Gibt es Neuigkeiten über ihren jetzigen Zustand?«, frage ich.
»Ich habe von zu Hause in der Klinik angerufen«, sagt Alan.
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