Ausgeloescht
hat. Ich habe so fest zugezogen, dass mir die Hände wehtaten und die Adern an den Armen hervortraten.« Die Verwunderung ist wieder da und verdrängt das Elend in seiner Stimme. »Sein Gesicht wurde ganz rot. Dunkelrot, schwarzrot. Seine Augen quollen aus den Höhlen, die Zunge kam raus, und er hat sich vollgepinkelt. O Gott, es war furchtbar. Ich hatte seine Hände unter meinen Knien eingeklemmt und spürte, wie er die Brust gegen mich stemmte. Dann ... hörte es auf. Es hörte auf. Alles hörte auf. Er war tot.« Er nimmt die Hand von den Augen, zieht an seiner Zigarette.
Ich möchte ihn umbringen. Wenigstens flennt er nicht. Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn er Krokodilstränen vergießt.
»Wann haben Sie ihn ins Badezimmer gebracht?«, fragt Alan.
Hollister drückt die zweite Zigarette aus und zündet sich gleich die dritte an. »Sofort danach. Ich habe gestaunt, wie schwer er war. Totes Gewicht, sagt man ja. Jetzt verstehe ich es. Er war unglaublich schwer. Ich kam richtig ins Schwitzen, und ich hatte den Eindruck, als sähe ich alles viel schärfer als sonst. Wissen Sie, was ich meine?«
»Ich glaube schon.«
»Ich habe Avery ins Bad gebracht und ihn auf den Boden gelegt. Zuerst lag er auf dem Rücken, aber dann habe ich sein Gesicht gegen den Teppich gedreht, weil seine Augen offen standen. Ich glaube, es bringt Unglück, wenn man einen Toten ins Leere starren lässt. Verstehen Sie? Ich wollte ihm Achtung erweisen. Verstehen Sie?« Er grinst wie ein Wahnsinniger. »Es war zu viel. Ich hätte sofort zu Dylan gehen sollen, hätte ihn erledigen sollen wie seinen Bruder, aber ich konnte nicht. Ich trug ihn ins Badezimmer, war aber noch zu fertig wegen Avery, um ihn zu töten. Ich brauchte Zeit.« Er nickt, in Gedanken versunken. »Ja. Ich brauchte Zeit.«
Alan nimmt es ungerührt auf. »Mr. Hollister, warum haben Sie Avery getötet?« Hollister sieht weg und denkt nach. Mir kommt der Gedanke, dass er jetzt, bei Licht besehen, seine Gründe anzweifelt. »Sir?«
»Ich musste fliehen. Ich wollte mein Konto leerräumen und abhauen. Von Bargeld zehren. Das wäre für die Jungen kein Leben gewesen.«
Solche Begründungen habe ich schon viel zu oft gehört. Sie sind der Inbegriff des bösartigen Narzissmus. Ein Vater oder Ehemann will fliehen oder sich das Leben nehmen und hält es für grausam, seine Familie ohne ihn weiterleben zu lassen, also bringt er sie um. In Wirklichkeit kann er die Vorstellung nicht ertragen, dass sie ihn hinterher verachten.
»Warum mussten Sie fliehen?«, fragt Alan.
»Ich habe die Sache verbockt. Ich hätte ihn bezahlen sollen und habe es nicht getan. Darum hat er Dana entführt und ... ihr das angetan.« Bei der Erinnerung zieht er eine Grimasse. »Er hat angekündigt, Heather freizulassen. Dann hat er mir gedroht, dass er mir dasselbe antut wie Dana.« »Wer ist er, Sir?«
Hollister wird ganz ruhig. »Man kann mit fast allem leben«, sagt er. »Solange man es nicht jeden Tag aushalten muss, ist es nicht so schlimm. Die ersten paar Wochen und Monate sind vielleicht schwierig, aber die Zeit ... nun ja, sie bedeckt alles mit Staub. Wie bei allem anderen auch. Die Jahre vergehen, und über alles legt sich Staub, und der Staub wird zu Erde, und dann wachsen Bäume darauf. Irgendwann werden dann Häuser errichtet, und niemand weiß, dass das schöne neue Haus auf einem Grab steht.«
Er inhaliert so tief, dass er zusammenzuckt und hustet. »Heather und ich waren anfangs ineinander verliebt«, sagte er dann mit rauer Stimme. »Ich habe sie wirklich geliebt. Sie war klug, sie war freundlich, sie war gut im Bett und eine großartige Mutter. Sie war mehr auf ihre Karriere aus, als mir lieb war, aber das war zu Anfang kein Problem zwischen uns. Zumindest dachte ich das. Ein Fehler.
Die Zeit verging. Sie änderte sich, ich änderte mich, und mir wurde klar, dass sie nicht die Frau war, nach der ich gesucht hatte. Ich brauchte jemanden, der mir mehr Aufmerksamkeit schenkte, mir und meinen Bedürfnissen. Und Heather brauchte jemanden, der nichts dagegen hatte, dass sie im Grunde mit ihrer Arbeit verheiratet war. Dann fing sie an, sich mit diesem schwuchteligen Immobilienheini zu treffen, diesem Abbott...«
Auch hier Narzissmus: Hollister hatte befunden, seine Frau nicht mehr zu lieben, und sich nach Ersatz umgeschaut, doch er war schockiert und wütend, dass Heather das Gleiche tat wie er.
»Ich hatte Glück und lernte Dana kennen. Sie war keine so heiße Nummer wie Heather, aber
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