Ausgeloescht
sie gab sich viel mehr Mühe bei allem, was mich betraf, ihren Gatten.« Er schaut Alan an und grinst widerwärtig. »So hat sie mich immer genannt: mein Gatte. Sie war immer ein bisschen schwerer, als sie gern gewesen wäre, aber sie ging jeden Tag, außer sonntags, eine Stunde ins Fitnessstudio, weil sie für ihren Gatten gut aussehen wollte. Sie kochte für mich. Sie verweigerte nie den Sex und benutzte ihn auch nicht als Waffe. So wollte ich meine Frau haben.«
Ich frage mich, was er bei seinem Bericht alles ausgelassen hat. Heather war eine starke Frau gewesen. Hätte sie wissentlich einen Macho wie Hollister geheiratet? Hatte sie es nicht wahrhaben wollen? Oder war es eine Absonderlichkeit, wie man sie bei Paaren manchmal antrifft? Menschen sind kompliziert und werden meistens von Dingen getrieben, die unter der Oberfläche schlummern.
Hollister ist still geworden, verliert sich in Erinnerungen. Alan stupst ihn schließlich weiter. »Was geschah dann?«
»Ich hatte ein Problem. Heather war ein raffiniertes Miststück, und sie war bewaffnet. Bei einer Scheidung hätte sie mir meine Söhne und das Haus weggenommen. Dana sagte, sie werde zu mir halten, aber welche Frau möchte einen Verlierer mit einer Zweizimmerwohnung? Das machte mir Sorgen. Ich konnte nachts nicht mehr schlafen.« Er schießt mir einen feindseligen Blick zu. Wahrscheinlich, weil auch ich ein raffiniertes, bewaffnetes Miststück bin. »Ich bekam sogar im Bett nichts mehr zustande. Stellen Sie sich das vor! Heather, diese dreckige Nutte, nimmt mir die Söhne, mein Zuhause und meinen Schwanz!«
»Haben Sie mit ihr mal über eine Scheidung geredet?«, frage ich. Ich sollte den Mund halten und die Sache Alan überlassen, aber ich kann nicht widerstehen, denn ich bin mir fast sicher, wie die Antwort lautet.
»Geredet?« Hollister lacht und macht eine wegwerfende Handbewegung. »Das war nicht nötig. Ich wusste auch so, wie es laufen würde.«
Ich verkneife mir, was mir auf der Zunge liegt. Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, mit Heather zu sprechen. Für ihn stand bereits fest, was für ein Mensch sie war und wie sie reagieren würde. Seine Entscheidungen beruhten nicht auf seinen Erfahrungen mit ihr, sondern entsprangen seinem Narzissmus.
Vielleicht hätte sie ihm das Haus gelassen.
»Was haben Sie dann getan?«, fragt Alan, um das Verhör wieder in die gewünschte Richtung zu lenken.
Hollister wirft mir einen weiteren argwöhnischen Blick zu, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf Alan richtet. »Ich bin oft lange aufgeblieben. Habe meine Zeit im Internet verbracht. Um mich bei Laune zu halten. Ich stieß auf eine neue Webseite. Da ging es um Männer wie mich, die eine Frau am Hals hatten, die sie nicht liebten. Eine Frau, die ihrem Mann nur zu gerne die Eier abgeschnitten hätte. Zu der Webseite gehörten ein Forum und ein Chatroom, und da habe ich viel Zeit verbracht. Da konnte man sich gefahrlos über seine Probleme auslassen und sich Rat holen. Ab und zu drängte sich mal eine Feministin rein. Wir sagten immer >Feministenkuh<.« Er lächelt erinnerungsselig. »Der Moderator kickte sie immer ziemlich schnell raus. Das Ganze brachte mich nicht wesentlich weiter, aber ich fühlte mich schon viel wohler in meiner Haut.
Manche Chatter hatten die Scheidung schon hinter sich und blieben in dem Forum, um den anderen unter die Arme zu greifen. Andere hatten wieder geheiratet, aber bessere Frauen, die mehr den Traditionen verhaftet waren. Meistens Russinnen oder Südafrikanerinnen. Auch Thais. Auf jeden Fall keine Amerikanerin.« Er verzieht das Gesicht. »Gott schütze uns vor diesen Feministenkühen und ihren Allüren. Einer der Chatter sagte immer: >Wenn ich im Supermarkt noch mal einen fetten Arsch in Trainingshosen sehe, muss ich kotzen.<« Er beugt sich vor, um mit dem Finger auf Alan zu zeigen und sich weiter in seinen Sermon hineinzusteigern.
»Haben Sie schon mal eine Russin beim Einkaufen gesehen? Die würden Sie nie in Trainingshosen antreffen. Sie legt Make-up auf, kaum dass sie morgens aus dem Bett steigt.« Er schießt mir einen vernichtenden Blick zu. »Aber egal. Wo war ich stehen geblieben?« Er zieht an der Zigarette. »Ach ja, ich hatte Ihnen erzählt, worüber die meisten Männer sich ausließen. Tja, Sie können sich vorstellen, wie neidisch die Kerle waren, als ich ihnen widersprach >Nein, ich habe die perfekte Frau, und sie ist sogar Amerikanerin! < Einige konnten es gar nicht glauben. Ich sagte: >Ja, ich weiß,
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