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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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einigermaßen nett gefragt, hat nicht mal die Augen aufgerissen angesichts meiner Narbe.
    »Hören Sie, Darleen. Ich arbeite für das FBI. Es gibt Zeiten, wo ich überstürzt das Haus verlassen muss, weil es buchstäblich auf Sekunden ankommt. Darum ist es mir lieber, wenn mein Wagen in der Auffahrt steht. Ich bin sicher, Sie haben Verständnis dafür.«
    Sie nickt lächelnd. »Natürlich. Also, das ist ja interessant! Unsere eigene FBI-Beamtin! Aber ich fürchte, die Gemeindeverordnung hat Vorrang, und Sie werden in der Garage parken müssen. Ich weiß Ihr Entgegenkommen zu schätzen, wirklich.«
    Das Lächeln bleibt, aber es hat sich verändert. Ich habe die Frau falsch eingeschätzt. Hinter diesem Lächeln ist Stahl, dazu noch ein Hauch gemeiner Umtriebigkeit.
    Klasse. Dieses Spiel beherrsche ich auch.
    Ich lächle sie freundlich an, trinke einen Schluck Kaffee und sage augenzwinkernd: »Ich denke gar nicht daran.« Dann schlage ich ihr die Tür vor der Nase zu.
    Ich gehe an den gedeckten Tisch, wo Tommy und Bonnie Teller mit Waffeln, Eiern und gebratenem Speck hinstellen. Ich habe ein warmes Glücksgefühl im Bauch.
    »Ich kann nicht behaupten, dass das eine geschickte Handhabung war«, bemerkt Tommy.
    »Vielleicht. Aber überleg doch mal. Da will mir jemand vorschreiben, dass ich mein Auto in der Garage zu parken habe.« Ich schüttle den Kopf. »Kommt gar nicht infrage.«
    »Ich bin zufällig deiner Meinung«, sagt Tommy schmunzelnd, »aber ich kenne solche Leute. Du hast gerade einen Krieg angefangen.«
    Ich nehme mir eine Scheibe Speck und beiße ein Stück ab. »Tja, dann werden zwei Dinge passieren. Entweder ich prügle sie, bis sie klein beigibt, oder du gehst zum Hausbesitzerverein und glättest für mich die Wogen. Wenn im Vorstand nur Frauen sitzen, werden sie dir in Nullkommanichts aus der Hand fressen.«
    Bonnie kichert. Tommy schüttelt seufzend den Kopf, aber ich weiß, er ist glücklich. Angesichts solcher Wohnviertelintrigen fühlen wir uns alle so richtig schön normal. Und Normalsein ist schwierig für diese Familie.
     
    »Kommt Kirby heute?«, fragt Bonnie.
    Gestern Abend haben wir alles besprochen. Ich habe mich mit der Überlegung gequält, was ich ihr sagen soll, und am Ende entschieden, nichts wegzulassen. Bonnie wird schon damit klarkommen, hatte ich mir gesagt - und ich hatte recht. Sie nahm es gelassen auf, stellte ein paar Fragen und fand es dann ebenfalls notwendig und klug, einen Leibwächter zu engagieren.
    »Du wirst sie anrufen und ihr sagen, wo sie dich treffen soll«, sagt Tommy zu mir. »Sobald du alles mit ihr besprochen hast, postiert sie sich an Bonnies Schule.«
    »Du bist also einverstanden, Schatz?«, sage ich zu Bonnie. »Kommst du damit klar?«
    Sie zuckt die Achseln. »Kirby ist cool. Und ich schätze, sie wird außer Sicht bleiben, oder?«
    »Möchtest du das denn?«
    Sie zögert. »Ich mag Kirby, aber es fällt mir manchmal schon schwer, mich in der Schule einzufügen. Wenn Kirby sich ein bisschen zurückhalten könnte, wäre das super.«
    Ich gebe ihr einen Kuss auf den Scheitel, traurig über ihre Anpassungsprobleme und froh, weil sie sich daran stört. »Ich werde es ihr sagen.«
    »Keine Sorge«, meint Tommy. »Kirby kommt nur in deine Nähe, wenn Gefahr droht.«
    »Hast du nicht gesagt, dass noch jemand dabei ist?«, fragt Bonnie. Ich nicke. »Kirby kann nicht rund um die Uhr persönlich auf dich aufpassen.« Ich blicke Tommy an. »Weißt du, wer Kirbys Helfer ist?« »Nein. Sie hat nur gesagt, dass er ein Ass ist.«
    »Ich sorge dafür, dass sie ihn dir vorstellt«, sage ich zu Bonnie. Nachdem sie ihn mir vorgestellt hat. »Und jetzt musst du los, sonst verpasst du deinen Bus.«
    Sie verdreht die Augen. »Ich verpasse nie meinen Bus.« Sie drückt mich, geht zu Tommy und drückt ihn ebenfalls; dann nimmt sie ihren Rucksack und verlässt mit einem »Bye!« das Haus.
    Ich blicke auf die geschlossene Tür und seufze. »Du weißt, dass es mit den Umarmungen bald vorbei sein wird, oder?«, frage ich Tommy ein bisschen wehmütig.
    »Es überrascht mich, dass es nicht jetzt schon so ist.«
    Ich blicke finster auf seinen Rücken. »Das war nicht hilfreich.« Er sagt nichts, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass er grinst. Keiner nimmt mich ernst. »Ich gehe jetzt duschen«, sage ich und rausche wütend davon.
    Manchmal tut es gut, die Prinzessin zu spielen. Es ist irgendwie tröstlich.
     
    Mit geschlossenen Augen genieße ich den Brausestrahl, als Tommy die Tür

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