Ausgeloescht
Bundy ist ein Beispiel dafür, wie tief ein Mann sinken kann, doch ein Beethoven wird nicht als Beispiel dafür angeführt, in welche Höhen ein Mann aufzusteigen vermag.
Weil wir unsere Mütter lieben, haben wir dieses Image akzeptiert, samt dem Schuldgefühl, das damit einhergeht. Es gibt Männer, die noch nie ihren Zorn an einer Frau ausgelassen haben, aber ständig in der Angst leben, sie könnten es tun.
Deshalb lasst uns überlegen, wie wir diese Entwicklung umkehren können. Wie können wir unsere Männlichkeit zurückgewinnen, die -entgegen landläufiger Meinung - mit angeborener Brutalität nichts zu tun hat?
»Das ist eine lange Diskussion«, meint Leo. »Der Text, mit dem sie eröffnet wurde, ist zwei Jahre alt. Dann folgen ungefähr zweihundert Seiten Erwiderungen.«
Ich überfliege die unmittelbar folgenden Beiträge. In einem steht: Ich gebe es ungern zu, aber ich habe deinen Beitrag gelesen und geweint. Das kam ziemlich überraschend für mich. Wisst ihr, ich bin ein anständiger Kerl. Ich war zehn Jahre verheiratet und habe zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Ich liebe sie und gebe mir Mühe, ein guter Vater zu sein. Ich bin nie fremdgegangen. Ja, ich weiß, das sagen alle, aber bei mir stimmt es. Ich bin zwar auch in Versuchung geraten, aber mein Verlangen war nicht so groß, dass ich ihm nachgegeben hätte.
Vor zwei Jahren ist meine Ehe in die Brüche gegangen. Wie ich sehe, sind auf dieser Webseite ziemlich viele von euch sehr wütend, aber bei mir ist es anders. Wir haben unsere Ehe gemeinsam zerstört. Und der wahre Grund dafür ist, wir hätten gar nicht erst heiraten dürfen. Wir haben nicht geheiratet, weil wir es unbedingt wollten, sondern weil wir zueinander zu passen schienen.
Um es kurz zu machen, ich habe deinen Beitrag gelesen und geweint, weil mir klar geworden ist, dass die Grundlage dieser Entscheidung genau das war, was du geschrieben hast. Cheryl war eine gute Frau, und ich brauchte eine gute Frau, um ein guter Mann zu sein. Mein Gott, wie viel Kopfschmerzen hätte ich uns beiden ersparen können!
»So langsam begreife ich, was hier abgeht«, sagt James. »Diese Seite basiert auf Dichotomien. >Von Mann zu Mann< ist eher philosophisch orientiert, während >Schlampen-Talk< Frontalangriffe gegen Frauen und den Feminismus im Allgemeinen führt.«
»Ja, das trifft es«, pflichtet Leo ihm bei.
»Und ich verstehe jetzt, wie das unserem Täter nützt«, werfe ich ein. »Er ist an Diskussionen gar nicht interessiert. Er sucht nur nach den Hassbeiträgen.«
Wenn es um die Beziehung zwischen Mann und Frau geht, scheinen immer Extreme zu herrschen - Liebe oder Hass, aber nichts dazwischen.
Ich hatte fast mein Leben lang ein kompliziertes Verhältnis zum Kampf der Geschlechter. Ich wurde von einem Vater erzogen, der mich weniger als weibliches denn als menschliches Wesen behandelt hat. Er war ein Träumer, der den Kopf in den Nacken legte und bewundernd zum blauen Himmel aufschaute, der durch die Baumkronen zu sehen war. Er liebte die Einfachheit, die kleinen Dinge des Lebens, und er hat versucht, diese Haltung an mich weiterzugeben.
Meine Mutter liebte diesen Träumer, hielt aber den Kopf aus den Wolken. Mal liebend, mal wütend verankerte sie meinen Vater am Boden, damit er nicht völlig abdriftete. Solche Ikarus-Männer vergessen gerne, dass die Sonne glühend heiß brennt und dass der Weltraum dunkel, kalt und tödlich ist, selbst wenn sie der Erdatmosphäre entkommen könnten.
Von meiner Mutter habe ich die Zähigkeit und den Zorn, von meinem Vater die Neugier und das kindliche Staunen. Wenn ich an meine Eltern zurückdenke, sehe ich mich selbst mehr mit den Augen meines Vaters als mit denen meiner Mutter, denn Dads Augen sagten mir stets: »Du kannst sein, was du willst, ich werde dich immer lieben.«
Er ließ mich Schießübungen machen, als ich acht war, obwohl er Schusswaffen verabscheute. Er zuckte nicht mit der Wimper, als ich ihm während der Highschoolzeit sagte, ich wolle zur Polizei.
Die Männer in meinem Leben, also die Nachfolger meines Vaters, sind gute Männer gewesen, die vor meinen Träumen nicht zurückschreckten und mich trotzdem liebten. Wir haben unsere Stärken benutzt, um die Schwächen des anderen auszugleichen, und nicht, weil wir etwas beweisen wollten. Ich koche nicht, weil ich es nicht gelernt habe. Es geht mir also keineswegs darum, durch meine Weigerung meine Haltung zu weiblichen Pflichten im Haushalt zu verdeutlichen. Nachdem Matt und
Weitere Kostenlose Bücher