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Ausgeloescht

Ausgeloescht

Titel: Ausgeloescht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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würde eine Datei endgültig verschwinden lassen.«
    »Und was habt ihr gefunden?«, erkundige ich mich.
    Leo zeigt auf den Computer, der auf Alans Schreibtisch steht. »Darf ich?«
    »Nur zu.«
    Er setzt sich und öffnet einen Internetbrowser, um eine Adresse einzutippen: http://www.beamanagain.com .
    »Das ist die Website, auf der Douglas Hollister die meiste Zeit verbracht hat.«
    »Beamanagain?«, sagt Alan verständnislos. »Was soll das heißen?«
    »Du musst die Wörter getrennt lesen«, erklärt Leo. »Be a man again - sei wieder ein Mann.«
    Das Layout der Seite ist schlicht, ohne viel Grafik. Ein Menü listet die Optionen auf. Ich lese sie laut vor.
    »Forum, Schlampen-Storys, Bruder-Storys, Schlampenfotos, Schlampenchat, Bruderchat, Bücher...«
    »Ich habe schon eine Weile darin gelesen«, sagt Leo. »Diese Leute vertreten eine ziemlich schlichte Auffassung: Amerikanische Männer werden von den amerikanischen Frauen und dem radikalen Feminismus in ihrer Männlichkeit geschmälert. Die Amerikanerinnen haben sich durch die feministische Bewegung mit der Zeit zu Narzissten und Hausdrachen entwickelt - das sind nicht meine Worte -, und die Männer haben die Vorstellung akzeptiert, dass sie von Grund auf schlecht sind. Sie nennen es das Brutalo-Paradigma.«
    »Das da lautet?«, frage ich.
    »Alle Männer sind brutal, weil sie genetisch entsprechend veranlagt sind, was sich besonders bei maskulinen Männern in Vergewaltigung und Unterdrückung der Frauen äußert.«
    Ich überfliege das Menü. »Schauen wir uns zuerst die Fotos an.« Er klickt auf die Schaltfläche. Eine Seite baut sich auf, die nur aus Porträtfotos besteht.
    »Soweit ich sehen konnte, werden die Fotos aus zwei Gründen ins Netz gestellt«, erklärt Leo. »Erstens, um der Geschichte ein Gesicht zu geben.«
    »Seht sie euch an, Freunde. Das ist sie, die Schlampe, die mein Leben ruiniert hat«, sagt Callie.
    »Genau. Doch es gibt noch andere Fotos, die eine Auffassung veranschaulichen sollen, die hier ebenfalls vertreten wird: Amerikanische Frauen lassen sich gehen.« »Inwiefern?«, frage ich. »Sie werden fett?«
    »Sie werden fett, gehen in Trainingshosen zum Einkaufen und so weiter. Hier geht es hauptsächlich um das Image. Daran knüpfen auch die Beschwerden an, dass Frauen Sex als Waffe einsetzen.«
    »Du bist gut informiert für jemanden, der sich erst einen Vormittag lang mit dem Thema befasst hat«, bemerkt Callie.
    »Ich habe eine gute Auffassungsgabe«, antwortet Leo unbeeindruckt.
    »Und was hältst du von alledem?«, hakt Callie nach.
    »Die Meinungen, die auf dieser Website vertreten werden, verlieren schnell ihre Glaubwürdigkeit.« »Wodurch?«
    Leo zuckt die Achseln. »Zu viel Wut, die sich häufig zu Hass steigert. Wenn man eine Behauptung aufstellt, sollte sie aus sich selbst heraus überzeugen. Aber die Leute, die hier schreiben, führen genau die Stereotypen an, gegen die sie sich verwahren.«
    »Kannst du uns bei den Fotos ein paar Beispiele dafür zeigen?«, frage ich. »Klar. Hier zum Beispiel.«
    Er klickt auf das Foto einer Frau mit großem, rundem Gesicht. Eine Seite wird geladen, die drei weitere Fotos dieser Frau zeigt. Auf einem steht sie in einem Lebensmittelladen. Sie sieht aus, als hätte sie einen anstrengenden Tag hinter sich. Sie trägt eine Jogginghose, ist kaum gekämmt und sieht müde aus. Sie hat Übergewicht, ist aber nicht fettleibig. Das nächste Foto ist professionell. Die Frau lächelt, ist zurechtgemacht und frisiert. Das letzte Bild ist am unvorteilhaftesten: Die Frau liegt rücklings im Bett und schläft mit offenem Mund. Der rechte Arm ist zur Seite gestreckt.
    Unter dem Foto steht ein Text: Als ich diese Schlampe vor zwölf Jahren geheiratet habe, war sie ein heißer Feger, schlank und gepflegt, und hat im Bett alles mitgemacht. In manchen Nächten haben wir bis zum Sonnenaufgang gevögelt. Drei Jahre später hatten wir einen Sohn, und das war das Ende der Glückseligkeit. Sie wurde dick und hörte auf zu arbeiten, um für das Kind da zu sein. Und am schlimmsten von allem: Sie wurde eine weinerliche Narzisstin. Manchmal, wenn ich sie schlafen oder essen sehe, muss ich an mich halten, um mich nicht zu übergeben. Ich habe sie um die Scheidung gebeten, und sie hat mir in echter Schlampenmanier geantwortet, dass sie mich dann bis aufs Hemd ausziehen wird.
    »Ganz schön wütend«, murmelt Alan. »Zeig uns ein anderes Bild.«
    Leo klickt auf das Foto einer lächelnden Blondine, die im Bikini am

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