Ausgeloescht
achten. »Führerschein, Sozialversicherungsnummer, Bankkonten mit einem Minimum an Geld darauf - du bist leider kein reicher Junge, Leo.«
»Das ist auch gut so, dann kann ich mich leichter auf die Rolle einstimmen.«
»Du heißt Robert Long. Du verdienst dein Geld als freiberuflicher IT-Berater und versuchst, ins Daytrading hineinzukommen, bisher ohne Erfolg.«
»Also bin ich ein Verlierer?«
»Ein Träumer. Jemand, der den nicht ausgetretenen Pfaden folgt. Immer positiv denken.« Callie zieht die junge Frau zu sich heran. »Diese Maus hier ist deine Exfrau, die ehemalige Mrs. Robert Long. In Wirklichkeit heißt sie Marjorie Green und hat vor Kurzem in der Abteilung für Finanzdelikte angefangen. Ihr Deckname ist Cynthia Long, geborene Roberts. Klug, wie ich nun mal bin, dachte ich mir, du könntest dir sicher eine hübsche Geschichte um den glücklichen Zufall einfallen lassen, dass ihr Mädchenname Roberts ist, während du Robert mit Vornamen heißt.« »Freut mich, Sie kennenzulernen, Marjorie«, sage ich und halte ihr die Hand hin.
»Vielen Dank, Agentin Barrett«, sagt sie, schüttelt mir die Hand und schaut mich ein bisschen befangen an. Meine Narben sehen nun mal nicht besonders schön aus. »Ich weiß, es ist nicht professionell, aber ich wollte Ihnen sagen, dass ich eine große Bewunderin von Ihnen bin.«
»Vielen Dank, Marjorie. Ich freue mich, dass Sie bei uns mitmachen. Hat Callie Sie schon eingewiesen?«
»Mehr oder weniger.«
»Wir werden die Lücken schon füllen. Ich möchte Sie den anderen vorstellen.« Alle sind freundlich zu Marjorie, nur James nicht.
»Ihr habt ein nettes Haus«, fährt Callie fort, als wir uns wieder unserer Aufgabe zuwenden. »Sowohl Grundbrief als auch Hypothek werden morgen früh da sein, ausgestellt auf Robert und Cynthia Long. Ich habe eine hübsche Summe als Wert nach Abzug aller Belastungen eintragen lassen.«
»Wie viel?«, fragt Alan.
»Mehr als hunderttausend Dollar.«
»Gut. Das verleiht Robert Longs Bedürfnis, seine Frau aus dem Weg zu räumen, einige Glaubwürdigkeit.«
»Wenn es um ein Mordmotiv geht, ist nichts so stichhaltig wie Geld«, pflichtet Callie mir bei. »Für beide ist mit der Sozialversicherungsnummer eine gute Kreditwürdigkeit verbunden, und beide haben Kreditkarten mit einem geringen Guthaben. Benutzt sie sparsam und bewahrt unbedingt die Quittungen auf.«
»Ich nehme an, du hast eine Wohnung für Leo?«, frage ich.
»Ja. Der verlassene junge Mann wohnt in einer Zweizimmerwohnung. Strom, Wasser und so weiter kommen morgen. Ach ja, und es gibt eine gemeinsame Lebensversicherung. Fünfhunderttausend Dollar für jeden von euch.«
Ich schüttle den Kopf. »Meine Güte, Callie. Wie hast du das nur so schnell geschafft? Normalerweise braucht man dazu eine Woche. Mindestens.«
»Mir schulden viele Leute viele Gefallen. Und ich habe natürlich meine zahllosen männlichen Fans.«
»Also wirklich.« Alan verdreht die Augen. Marjorie beobachtet alles amüsiert.
»Außerdem«, sagt Callie und durchbohrt Alan mit Blicken, »habe ich ihnen gesagt, dass es als verspätetes Hochzeitsgeschenk gezählt werden könnte. So etwas nennt man Anreiz.«
»Wie immer du es gemacht hast, es war gute Arbeit.«
»Danke sehr.«
»Wann fangen wir an?«, fragt Marjorie.
Das ist eine gute Frage, und ich denke sorgfältig darüber nach. Wie Alan sagte, ist Mangel an Geduld bei Undercover-Operationen das große Problem. Wahrscheinlich gibt es irgendwo mehrere Frauen, die in dunkle Zellen gesperrt sind, wo sie allmählich den Verstand verlieren und sich die Haut aufkratzen, bis Blut kommt. Dali hat uns davor gewarnt, ihm nachzuspüren, und wir müssen sicherstellen, dass unsere Maßnahmen keine noch lebenden Opfer gefährden.
»Morgen«, entscheide ich. Ich sehe Alan, Leo und Marjorie an. »Wir fangen morgen an. Passt euch das?«
»Mir passt es sehr gut«, sagt Marjorie. Sie ist offensichtlich aufgeregt, das erste Mal verdeckt zu arbeiten.
Leo und Alan nicken schicksalsergeben.
Ich richte meine Aufmerksamkeit auf Leo und Marjorie. »Ihr müsst von nun an ständig davon ausgehen, dass ihr überwacht werdet, jeden Tag. Solange ihr an dieser Operation teilnehmt, dürft ihr keine Familienangehörigen anrufen - nicht die Ehefrau, nicht den Ehemann, nicht die Freundin und nicht den Freund. Niemanden, den ihr kennt. Der Erfolg hängt davon ab, dass ihr die Identität annehmt, die wir uns für euch ausdenken.« Ich schweige kurz, um dem, was ich als Nächstes sage,
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