Ausgerechnet den?
sie neugierig. Rasch machte sie eine wegwerfende Handbewegung. »Ich bin mehr der Typ, der sich moderne Kunst ansieht und nach einem schicken Restaurantbesuch ins experimentelle Theater geht. Ich esse Tofu, Mr. Hibbard.«
Sie fand ihre Bemerkung eigentlich ziemlich witzig, aber er lächelte nicht einmal. »Schwer zu glauben, dass Bert Somervilles Tochter Football nicht mag.«
»Skandalös, ja, ich weiß«, sagte sie in frischem Ton. »Aber leider nicht zu ändern. Ich bin nun mal allergisch gegen Schweiß, ob’s nun meiner ist oder der meiner Mitmenschen. Glücklicherweise hat mein guter Vetter Reed schon immer recht gern und freigiebig geschwitzt, sodass die Footballdynastie der Familie weiter bestehen kann.«
Der Anwalt zögerte und blickte sie mit einem ziemlich unglücklichen Ausdruck an. »Ich fürchte, ganz so einfach ist es nicht.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ihr Vater hat ein paar Monate vor seinem Tod ein neues Testament gemacht. Reed ist nun, zumindest kurzfristig, enterbt.«
Mehrere Sekunden vergingen, ehe sie diese erstaunliche Nachricht verdaut hatte. Ihr fiel ein, wie gelassen ihr Vetter auf der Beerdigung gewirkt hatte. »Reed weiß offensichtlich nichts davon.«
»Ich habe Bert gedrängt, es ihm zu sagen, aber er weigerte sich. Nun haben mein Partner und ich die wenig beneidenswerte Aufgabe, ihm diese unerfreuliche Nachricht bei unserem Treffen heute Abend
zu
eröffnen. Es wird ihm sicher nicht gefallen, dass Bert die Mannschaft vorübergehend seiner Tochter vererbt hat.«
»Seiner Tochter?« Und dann dachte sie an das ungelenke junge Mädchen, das oben in seinem Zimmer saß und Dostojewski las. Ein Lächeln umspielte ihre bonbonrosa Lippen. »Meine Schwester wird in die Geschichte des Profifootballs eingehen.«
»Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
»Wie viele Fünfzehnjährige gibt es denn, die ihre eigene Footballmannschaft besitzen?«
Hibbard blickte sie alarmiert an. »Es tut mir Leid, Miss Somerville. Es war ein langer Tag, und offenbar habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ihr Vater hat die Mannschaft nicht Ihrer Schwester hinterlassen.«
»Hat er nicht?«
»O nein. Er hat sie Ihnen hinterlassen.«
»Er hat was?«
»Er hat die Mannschaft Ihnen hinterlassen, Miss Somerville. Sie sind die neue Besitzerin der
Chicago Stars.«
Phoebe murmelte Stoßgebete für die armen ausgestopften Tiere an den Wänden, als sie an diesem Abend durch die hässlichen Räume im Haus ihres Vaters wanderte. Ihr selbst galten diese Gebete ebenfalls, denn sie fürchtete, doch noch bitter zu werden, so wie jene zynischen Menschen, die das ihnen angetane Unrecht hegten und pflegten und daran nagten wie an einem besonders geliebten alten Knochen.
Warum tust du mir das an, Bert? Ist dein Bedürfnis, mich zu beherrschen, denn so groß, dass du sogar noch nach deinem Tod versuchen musst, mich deinem Willen zu unterwerfen?
Als Brian Hibbard verkündete, Bert habe die
Stars
ihr hinterlassen, da war sie einen Moment lang von einer solchen Seligkeit und Freude erfüllt gewesen, dass sie nichts hatte sägen können. An Geld oder Macht hatte sie dabei überhaupt nicht gedacht oder auch nur daran, dass sie Football hasste. Sie war einfach nur überglücklich gewesen, dass ihr Vater nach all den Jahren, in denen er ihr nur feindselig und abweisend begegnet war, endlich zeigte, dass ihm doch etwas an ihr lag. Sie erinnerte sich, dass sie wie betäubt dagesessen hatte. Und dann hatte ihr der Anwalt den Rest erzählt.
»Offen gesagt, ich missbillige die Bedingungen, die Ihr Vater mit der Erbschaft verknüpft hat. Glauben Sie mir, mein Partner und ich haben alles versucht, ihn umzustimmen, aber er wollte nicht auf uns hören. Es tut mir aufrichtig Leid. Und da er ganz gewiss bei klarem Verstand war, wird es auch nicht viel Zweck haben, wenn Sie oder Reed das Testament anfechten.«
Sie hatte ihn vollkommen verständnislos angeblickt.
»Was meinen Sie? Welche Bedingungen?«
»Ich sagte Ihnen glaube ich schon, dass die Erbschaft nur vorübergehend wäre.«
»Wie kann eine Erbschaft vorübergehend sein?«
»Nun ja, ohne genauer auf die rechtlichen Einzelheiten eingehen zu wollen, ist das Konzept im Grunde recht einfach. Wenn Sie weiterhin Eignerin der
Chicago Stars
bleiben wollen, muss Ihr Team die AFC-Meisterschaften im kommenden Jahr gewinnen, was höchst unwahrscheinlich ist. Wenn die Mannschaft nicht gewinnt, bekommen Sie eine einmalige Abfindung von einhunderttausend Dollar, und das Team geht
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