Ausgerechnet Souffle'!
Umstände deiner Kreditwürdigkeit nicht so zutrafen wie angegeben.“
Er zwinkert verschwörerisch.
Echt jetzt? Dr. Johannes Hennemann deckt mich?
„Im Gegenteil. Nachdem mir klar wurde, wie wertvoll das Cook & Chill nicht nur für mich und meine liebe Gattin ...“, er runzelt die Brauen, „... sondern auch für manch anderen ist, ... habe ich eine Bürgschaft für deine geniale Geschäftsidee unterschrieben.“
Jetzt kommt der Moment, an dem ich in Ohnmacht falle. Dr. Johannes Hennemann besteht also tatsächlich aus Fleisch und Blut. Und ich habe ab sofort kein Bankproblem mehr. Hurra!
Beinahe melancholisch fährt er fort:
„Dieser Ort gab mir etwas zurück. Das Kochen stellt lediglich die Verpackung dar. Dieser Laden, diese Menschen … alles so herrlich unnormal und doch so liebenswert.“
Nun werde ich wirklich verlegen. Damit schließt er mich zwangsläufig mit ein.
„Meine Frau Linda schwärmt übrigens in den höchsten Tönen von dir und bestellt Grüße. Sie sagt, ich soll dir das Käsekuchenrezept abschwatzen.“
Ich sehe ihn prüfend an und wage es, eine Frage zu stellen, die ich früher niemals über die Lippen gebracht hätte.
„Wie geht es Ihrer …Deiner Frau?“
Sein Schulterzucken genügt als Antwort vollkommen. Am Ende bekomme ich doch noch eine Geschichte. Die von dem Anwalt, der sein Leben der Arbeit verschrieb und es lange nicht erkannte. Ich höre eine Erzählung von Selbstgerechtigkeit und Ehrgeiz im grenzenlosen Streben nach Anerkennung. Von Verletzungen und Schutzschilden. Dabei liegt dieselbe Traurigkeit in seinen Augen wie Linda Meiningers, wenn Sie über ihren Gatten herzieht. Mir kommt eine Idee.
„Linda liebt Fisch. Sie kann an keinem mediterranen Kochbuch vorbeigehen. Und Du lernst kochen, weil sie es sich wünscht. Warum machst du aus deiner Not nicht eine Tugend? Wir Frauen widerstehen Männern ungern, die uns ein romantisches Essen vorsetzen.“
Verlegen schaue ich auf meine Füße. Meine Füße sind wirklich hübsch. Weder krumm noch schuppig. Viele Leute haben schuppige Zehen. Ob ich die Nägel lackieren sollte?
„Danke, Katta. Darauf hätte ich selbst kommen können.“
Dr. Hennemann ist gegangen. Johannes sitzt neben mir. Vielleicht werden wir sogar so etwas wie Freunde. Irgendwie findet dieser unselige Tag zu einem guten Abschluss.
„Sag mal, was läuft da eigentlich zwischen dir und Frank?“
Ich sehe hektisch von rechts nach links. Zum Glück duelliert sich Frank mit dem Ofen und befindet sich außer Hörweite. Friedrichs Ohren hingegen wachsen förmlich zur Größe von Rhabarberblättern an. Mein strenger Seitenblick irritiert ihn nicht im Geringsten und er macht auch keine Anstalten, sich dezent abzuwenden. Anstatt dessen rückt er ein bisschen näher.
„Was wollt ihr alle bloß?!“
Leider gehe ich hoch wie ein fehl gezündeter Marschflugkörper.
„Gar nix ist da, bis auf die Tatsache, dass ich die Bezeichnung Schwachkopf für ihn noch geschmeichelt finde! Der ist mir völlig gleichgültig!“
Johannes und Friedrich nicken mit ernster Miene und viel zu verständnisvoll.
„Ach so.“
„Genau!“
Ein Brot knallt vor mir auf den Tisch. Erschrocken zucke ich zusammen. Frank hat sich angeschlichen. Beide topflappenbehandschuhten Hände in die Höhe reckend, parodiert er eine übertriebene Siegerpose. Das ist mein Vorführbrot. Der Laib ist einen Tick zu dunkel geworden und auch ziemlich ... robust in der Konsistenz. Er riecht zudem etwas ... gut gebacken. Natürlich brennt mir nichts an. Nie. Missmutig schaue ich in die Runde. Johannes und Friedrich betrachten amüsiert mein Meisterwerk. Die lachen mich aus. Allen voran mein Lieblingsschüler. Resignierend halte ich den Scherzbolden ein Messer entgegen.
„Okay. Wer will den Ziegelstein zuerst anschneiden?“
18. Fischgeködert
Eigentlich finde ich mein Leben halbwegs in Ordnung. Ich komme um Längen besser weg als Julius, der nichts besitzt und täglich darum kämpft, seinen wie auch immer gearteten Gespenstern zu widerstehen. Verglichen mit Saschas Unzulänglichkeit in Bezug auf Lesen und Schreiben und Julias in puncto zwischenmenschlicher Beziehungen jammere ich auf hohem Niveau. Und angesichts Frau Krause, die aus lauter Langeweile zänkisch ist, erst recht. Der homosexuelle Friedrich ringt in der dritten Person mit gesellschaftlichen Ressentiments, Mutti ist taub, Olga lebt am Existenzminimum und spricht nur russisch. Von Johannes glauben alle, seine Gattin eingeschlossen, er
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