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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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Tochter beim Angeln erholte. Die Geschmacksknospen auf meiner Zunge reagierten prompt auf die visuelle Anregung. Im hintersten Regal meiner Speisekammer wurde ich des einzigen Meeresbewohners meiner Küche fündig. Auf einer ovalen Konservendose lächelte mich ein Wesen fröhlich an, das dem pausbäckigen Brandt-Zwieback-Kind verblüffend ähnlich sah. Es besaß Fangarme, das weiß ich genau. Ein wenig befremdlich fand ich diese Verpackung schon, wie ich zugeben muss. Mein prüfender Blick erfasste den Schriftzug „Oktopus in Olivenöl“ und die gestanzte Zahl am Dosenboden bestätigte den Verfall im Jahre 2011. Kann nix passieren, dachte ich und setzte den Dosenöffner an. Als ich das Metalldeckelchen behutsam zur Seite schob, blickte ich in ein weit aufgerissenes Augenpaar. Oh Gott. Das waren ja gar keine eingelegten Stückchen. Das Tier war ganz. Und offensichtlich noch ein Baby. Mit Daumen und Zeigefinger umschloss ich das glitschige Köpfchen und zog es vorsichtig aus seiner Büchse. Schlaff baumelte es vor meinem Gesicht in der Luft hin und her, die kleinen Tentakel wippten dabei lustig auf und ab. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. Ich könnte schwören, das Oktopussy-Baby guckte mich an. Vorwurfsvoll.
    „Was denn?“ sagte ich zu ihm, „ich hab dich da nicht reingetan.“
    Zu mir sagte ich ermutigend: “Es schmeckt bestimmt super, “ und versuchte, meine natürliche Abscheu vor dem glibberigen Dings zu überwinden. Probehalber schnupperte ich daran. Hm. Roch nach Olivenöl und Knoblauch. Ich zog an einem Arm. Widerstandslos dehnte er sich auf doppelte Länge. Die klitzekleinen Saugnoppen witschten aus meinen Fingern und das Oktopussy wackelte protestierend. Ich schloss ergeben die Augen und öffnete die Lippen. Behutsam nahm ich ein Stück Fangarm zwischen die Zähne und biss zu. Es passierte nichts. Oktopussy weigerte sich beharrlich, das Körperteil herzugeben. Ich fühlte mich, als kaue ich auf einem Kondom herum. Auf einem, ohne Geschmack, wohlgemerkt. Ganz wohl war mir nicht dabei. Dieses Gefühl vertiefte sich zunehmend, je nachhaltiger ich kaute. Also spuckte ich den Gummiarm wieder aus und ließ ihn da, wo er hingehörte. Angewidert trug ich den Tintenfisch ins Bad. Das Letzte, was ich von Oktopussy-Baby vernahm, war ein freudiges Jauchzen, als es Wasserrutsche in der Klospülung fuhr.
    Ich bin ein äußerst experimentierfreudiger Mensch, vornehmlich bei allem, was Essen anbetrifft. Seit diesem Tag weiß ich, wo meine Neugierde endet.

Dorade sizilianische Art
     
    Man nehme:
     
    2 frische, mittelgroße Doraden,
    1 Zitrone,
    Olivenöl, Salz und Pfeffer, 
    250 gr. Kirschtomaten, schön rot und reif,
    100 g. schwarze, entsteinte Oliven,
    frischen Knoblauch,
    Thymian, Rosmarin, und Salbei.
     
    Den Backofen auf 150-200 Grad vorheizen. Bei ganzem Fisch gilt, je kleiner der Fisch, je höher die Temperatur, je größer desto niedriger. Die Doraden innen und außen unter fließendem Wasser abwaschen. Mit Küchenkrepp vorsichtig trocken tupfen. Beide Hautseiten mehrfach schräg einschneiden. Mit Zitronensaft beträufeln, salzen und pfeffern. In einer flachen Schüssel eine halbe Stunde ziehen lassen. Tomaten halbieren, Oliven und Knoblauch klein hacken, mit etwas Olivenöl und den Oliven vermengen und ebenfalls ruhen lassen. Eine ofenfeste Form mit Öl einpinseln. Die Fische mit Thymian, Rosmarin und Salbeiblättern füllen, und in die Form legen, die Tomaten-Oliven-Mischung mit hinein geben. Mit Alufolie abdecken und etwa für eine halbe Stunde in den Ofen schieben. Zwischendurch mit der entstandenen Bratflüssigkeit beträufeln. Die letzten 5-10 Minuten die Folie entfernen und den Fisch überbräunen.
     
    Dazu einen Feldsalat mit einem Balsamico-Dressing und lauwarmes Baguette reichen.

19. Ratatouille
     
    Frau Krauses Neugierde scheint unersättlich und selbst durch deren natürliche Konsequenzen nicht zu bremsen. Die Quittung dafür erhält sie täglich und unverhohlen ausgerechnet von dem Subjekt, das sie am allermeisten interessiert. Freilich gäbe sie das nie zu. Sie bemüht sich, keinen Zweifel daran zu lassen, dass sie es unerträglich findet, Julius Zander unter ihrem Dach beherbergen zu müssen. Zu ihrem Leidwesen habe ich die Mansarde nicht nur mitgemietet, sondern auch auf einer Klausel im Vertrag bestanden, dort Personal unterbringen zu dürfen. Schließlich kann ich meinem neuen Koch schlecht erlauben, weiterhin im Hauseingang gegenüber zu nächtigen.

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