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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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aus der Küche verbannte.
     
    Salz, oder auch das weiße Gold, war im Altertum rar und begehrt. Viele Städte erblühten mittels des Salzhandels zu reichen Metropolen. Das Wort Salär stammt von der Zahlung von Sold in Form von Steinsalz. Heute spielt Salz in der Ernährung eine große Rolle und ist der am meisten konsumierte Mineralstoff in der menschlichen Nahrung. Es ist lebenswichtig für den Wasserhaushalt, das Nervensystem, die Verdauung und den Knochenaufbau. Das teuerste Meersalz ist das Fleur de Sel, auch Salzblume genannt, das bis heute in Handarbeit von der Wasseroberfläche abgeschöpft wird. Es besitzt eine blumige Oberfläche und eine knusprige Konsistenz. Gourmets schätzen seinen Wohlgeschmack durch den Anteil an Calcium- und Magnesiumsulfaten, die in herkömmlichem Steinsalz nicht enthalten sind.
     
    „Weizenmehl eignet sich besonders gut zum Brotbacken, und wenn ihr es mit Roggenmehl vermischt, dann wird der Geschmack kräftiger.“
    Ich rühre beide Sorten zusammen und nehme mit einer Kelle Mehl für den Vorteig ab. Dabei ignoriere ich, dass die Hälfte daneben geht.
    „Die Hefe müsst ihr mit lauwarmem Leitungswasser verrühren, und mit etwas Mehl und Zucker ruhen lassen, damit die Gärungsstoffe gehen können.“
    „Wohin gehen sie denn?“ flachst Frank und schaut Beifall heischend in die Runde.
    Keiner findet ihn witzig. Mit kurzem Blick macht er sein Opfer aus. Julia lehnt an der Spüle und sieht sehr entspannt aus. Er schenkt ihr ein anzügliches Lächeln und zwinkert ihr zu. Sie senkt sofort die Lider. Kleine hektische Flecken erscheinen auf ihrem Halsansatz. Ich denke darüber nach, mir noch ein Glas Prosecco zu gönnen. Stattdessen erhebe ich ärgerlich die Stimme:
    „Ist der Vorteig bereit, gebt ihr das restliche Wasser und Mehl dazu sowie Salz“, ich seufze beim Gedanken an das Sel de Fleur abermals, „und einen Löffel flüssigen Honig. Dann sollte er solange gehen (Seitenblick auf Frank) bis er sich in etwa verdoppelt.“ Ich grinse. „Und schließlich könnt ihr eure Wut oder miese Laune oder wenn ihr wollt, euren schlechten Charakter (wiederholter, provokanter Seitenblick auf Frank) ganz und gar dem Teig widmen, indem ihr ihn richtig grob behandelt.“
    Ein vorbereiteter Brotteig muss nun herhalten. Julia zuckt zusammen, als ich ihn mit Vehemenz auf die bemehlte Arbeitsfläche knalle und ihn mit beiden Händen unter Einsatz meines ganzen Körpergewichts hin- und her walke. Ein tolles Gefühl. Mit Wucht schlägt der Teig erneut auf die Platte.
    „Ein guter Brotteig ist so weich wie möglich und nur so fest wie nötig. Er wird geknetet, bis er sich von den Fingern löst.“
    Friedrich greift kurzerhand zum Mehl und folgt meinem Beispiel. Ich reiche meinen Kochschülern ihre Gerätschaften und die Backzutaten. Frank schleicht sich an Julia heran. Unbeeindruckt von ihrer abwehrenden Körpersprache nimmt er ihre Mehlpackung an sich, nicht ohne mit der Linken aus Versehen ihren Allerwertesten zu berühren. Julias Glieder versteifen sich, hilfesuchend schaut sie umher. Doch Sascha wird von Johannes beschlagnahmt, Vida und Lukas beschäftigen sich wie immer kichernd miteinander und Friedrich kehrt der Welt heute den Rücken. Obwohl Julias Blick unmissverständlich um Hilfe ruft, lasse ich die Dinge laufen. Irgendetwas sagt mir, dass sie diese Situation alleine meistern wird. Zudem fängt der Raum gerade an, sich ein klitzeklein wenig zu drehen. Ich bin blau wie ein Pfau. Vorsichtshalber greife ich schon mal nach einem Kochlöffel und halte mich ungeschickt an der Tischkante fest.
    Julia geht indes der Hintern auf Grundeis. Frank rückt ihr verdammt nah zu Leibe. Sie muss förmlich seinen Atem im Nacken spüren und selbst meine Härchen stellen sich auf. Zugegebenermaßen aus anderen Gründen. Wohin auch immer sie ihm auszuweichen versucht, sind seine Hände. Der Duft seines schweren Parfums dringt sogar bis zu mir vor. Scheinheilig tut er, als wolle er ihr helfen und lässt hierbei keine Möglichkeit aus, sie anzufassen. Ich suche ihren Blick, um ihr Schützenhilfe zu signalisieren und schwenke symbolisch den Holzlöffel. Als Reaktion folgt ein kaum merkliches Schulterstraffen. Sie bemerkt nicht, dass Franks Mund inzwischen gefährlich nahe an ihr Ohr kommt. Er wispert etwas und ich kann mir vorstellen, dass er ihr nicht schmeichelt. Dann geht alles sehr schnell. Julia holt blitzschnell aus und verpasst Frank eine schallende Ohrfeige.
    „Lass mich in Ruhe.“
    Sie sagt es ruhig

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