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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Früher oder später ist jeder dran. So sieht’s aus.
    Ich höre auf zu lächeln.
     
    – Ist die Kugel durchgegangen?
    Lydia betastet ihren Rücken.
    – Nein. Scheiße.
    Sie hat schon im Keller und im Treppenhaus ziemlich viel Blut verloren. Die Riesenknarre hat ihr ein gewaltiges Loch in die Eingeweide gerissen. Obwohl sich die Wunde geschlossen hat und nicht mehr blutet, ist sie ziemlich unsicher auf den Beinen. Wir könnten glatt ein Lazarett aufmachen, wir zwei.
    – Irgendjemand muss sie wohl da rauspulen.
    – Dafür hab ich meine Leute.
    – Dabei wirst du noch mehr Blut verlieren.
    Jetzt versucht sie nicht mehr aufzustehen, sondern lässt sich stattdessen auf den Boden sinken.
    – Ich muss aufstehen.
    Ich höre Schritte.
    – Ich kann helfen.
    Wir starren beide Delilah an, die Lydia über den Rand ihres Bauches hinweg ansieht.
    – Ich kann helfen.
    – Nicht, Schatz.
    Ben stößt ebenfalls dazu.
    – Ich weiß nicht so recht.
    Sie sieht ihn nicht an.
    – Benjamin, ich will hier raus. Irgendwelche Vorschläge?
    Er deutet auf die Tür und kratzt sich den Kopf.
    – Ich weiß nicht, was da draußen los ist.
    Sie nickt.
    Lydia schüttelt den Kopf.
    – Nein, nein, nein, nein. Keine Chance. Niemals.
    Ich hieve mich aus dem Sessel. Wegen der Krämpfe kann ich nur gebückt gehen. Ich halte mich an verschiedenen Dingen fest und kämpfe mich langsam zu Lydia vor.
    – Hier.
    Ich lege eine Hand unter ihre Achselhöhle und ziehe.
    – Nein. Niemals. Das tu ich nicht.
    Selbst mit der Kugel im Leib ist sie in besserer Verfassung als ich.
    Ich sehe Ben an.
    – Junge.
    Er nimmt ihren anderen Arm. Gemeinsam ziehen wir sie hoch und schleppen sie durch den Raum.
    – Nein, Joe. Ich werd auf keinen Fall das Blut einer werdenden Mutter trinken. Niemals, komme, was wolle. Niemals.
    Dann haben wir sie dort, wo ich sie haben will.
    – Hier.
    Sie sieht Amanda an.
    – Joe. Nein.
    Ich deute auf das Labor.
    – Die Kleine wollte ein Heilmittel finden. Sie wollte nur helfen. Glaubst du, das hätte ihr was ausgemacht? Bestimmt nicht. Nun mach schon, bevor es schlecht wird.
    Ihre Nasenlöcher blähen sich auf. Sie ist so nahe bei dem vielen Blut, das vergossen wurde. Sie riecht, dass das Blut in dem toten Körper noch frisch ist.
    – Sie wollte es nicht. Das hat sie gesagt.
    – Sie war angepisst und launisch. Sie wollte helfen, wie auch immer. Also red nicht lange rum. Trink.
    Sie braucht einen Augenblick, um den Gewissenskonflikt beizulegen. Dann trinkt sie.
    Ich lasse sie alleine, gehe vom Schreibtisch zu meinem Sessel hinüber, setze mich wieder und versuche nach Kräften, sie nicht anzusehen oder in dem Wasser zu ersaufen, das mir gerade im Munde zusammenläuft.
    Delilah kommt zu mir.
    – Was ist mit Ihnen? Sie wären eine größere Hilfe, wenn Sie kämpfen können.
    Das Vyrus spielt verrückt, weil so viel Blut in der Nähe ist.
    Ich winke ab.
    – Sieh an, jetzt spricht die große Realistin. Nein, ich will nichts. Das verdünnt nur meine Körperflüssigkeiten, und ich brauche meine Kraft für später. Wenn du mir helfen willst...
    Ich ziehe den Tabak aus der Tasche.
    – Wenn einer von euch mir eine drehen und mir irgendwo Feuer besorgen könnte, das wäre prima.
    Ben nimmt den Tabak entgegen, öffnet die Tüte und sieht hinein.
    – Sie haben keine Papers mehr.
    Ich deute auf ein paar Bücher, die im Labor herumstehen.
    – Dann musst du eben improvisieren.
    Er sucht nach einem Buch.
    Ich grunze.
    – Hey, sieh mal nach, ob sie eine Bibel rumstehen hat. Mit dem Zwiebelschalenpapier geht’s am besten.
    – Wie stilvoll, Joe.
    Lydia ist wieder auf den Beinen. Sie taumelt, doch ihre Augen glänzen und sie wirkt ziemlich entspannt.
    Sie wischt sich über den Mund.
    – Bereit für die Fahrt nach Queens?
    Ben kommt mit einer Zigarette zurück, die er aus einem Stück bedrucktem Papier gedreht hat. Dazu bringt er mir einen Butangasanzünder.
    – Mister Pitt.
    – Immer her damit.
    Ich stecke mir die dicke Zigarette zwischen die Lippen, und er zündet das andere Ende an. Der erste Zug besteht nur aus verbranntem Papier, und ich huste mir fast die Lunge aus dem Leib. Aber das ist es wert.
    Ich blicke Lydia an.
    – Was zum Teufel soll ich denn in Queens?
    Sie steht vor dem Waffenschrank, hält bei der Inventur kurz inne und deutet auf Terry.
    – Weißt du, was das ist?
    Ich betrachte die Leiche mit zusammengekniffenem Auge.
    – Ein Toter?
    – Karma.
    Sie sucht weiter nach einer Knarre, die zu ihrer Stimmung passt.
    –

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