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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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zusehen, dass du dich wieder einkriegst. Zombies, Lydia einfach so über’n Haufen schießen und so, die ganzen letzten Jahre über ist’s doch immer schlimmer geworden.
    Er reibt sich die Augenwinkel.
    – Ich sehne mich nach der guten alten Zeit, das kann ich dir sagen. Wenn ich dich so reden hör’, dann kann ich das nicht glauben. Du musst mir vertrauen, Mann, vertrau deinem ältesten Freund und gib mir die Kanone, die du da in der Hand hast. Wenn du Zombies machst, dann bist du zu allem fähig. Ich hab gelogen und betrogen und getötet, bis die Friedhöfe voll waren, aber immer mit meinem eigenen Hirn und meinem Mund und meinen Händen, jawohl. Ein Fläschchen aufmachen und den Flaschengeist die Drecksarbeit machen lassen, das ist nicht unsere Art, Terry.
    Er streckt die Hand aus.
    – Du hängst wie’n Säufer an der Flasche, und du musst wieder klar im Kopf werden. Also gib her.
    Terry nickt.
    – Ja, Hurl. Sind harte Zeiten.
    Er schießt.
    Hurley geht weiter, wischt mit der Hand über den wachsenden Blutfleck auf seiner Brust.
    – Mann, Terry . Jetzt werd doch nicht kindisch, ja? Hat’s das jetzt gebraucht?
    Terry schießt nochmal.
    Hurley tätschelt die Hüfte, in die sich die zweite Kugel gebohrt hat.
    – Ich sag ja nicht, dass du zurücktreten sollst oder so. Ich sag nur, dass es Grenzen gibt für den, äh, menschlichen Anstand.
    Terry schießt nochmal.
    Hurley hebt den linken Arm zum Einschussloch in seiner Schulter.
    – Is’ nicht einfach, zuzugeben, dass man ein Problem hat. Und jetzt schießt du auf mich, und wenn dir dabei nicht aufgeht, dass du ein Problem hast, dann weiß ich auch nicht. Gib mir das Fläschchen, Ter. Momentan kannst du dir selber nicht trauen.
    Terry schießt nochmal. Er hat den Arm ausgestreckt. Hurley stellt sich direkt vor ihn, so dass der Lauf fast seinen Hals berührt, als die Waffe losgeht und ein ziemlich großes Loch reißt.
    Hurley hustet, spuckt einen Mund voll Blut auf den Boden, macht noch einen Schritt auf Terry zu und packt ihn bei den Schultern, so dass die Pistole zwischen den beiden eingeklemmt ist.
    – Jetzt gib mir doch das Scheißding, bevor du noch was anstellst, was du dann bereust. Ich werd das blöde Ding sicher für dich aufbewahren. Dann musst du nicht mehr dran denken und regst dich nicht mehr auf. Da soll doch unsere Freundschaft nicht dran zerbrechen, oder?
    Terry versucht, sich loszureißen, windet sich, aber Hurley ist heute Nacht bereits ein Mann entschlüpft. Einen zweiten wird er nicht entkommen lassen.
    – Hurley.
    – Terry, jetzt komm.
    – Hurley, ich weiß nicht, das ist jetzt...
    – Ja, ist es. Genau das ist es.
    Fünf weitere Schüsse. Zwei Kugeln dringen aus Hurleys Rücken, die anderen verlieren sich irgendwo in seiner gewaltigen Masse.
    Hurley grunzt, legt die Arme um Terry und drückt zu.
    Dann hört er auf und lässt das, was von Terry übrig ist, fallen.
    Er sieht sich die Schweinerei an, hebt die Waffe auf und nimmt das Magazin heraus.
    – Leer. Schande.
    Er wirft beides auf den Boden, schnappt sich das Fläschchen vom Boden und hält es mir hin.
    – Joe, wärst du so nett?
    Ich nehme das Fläschchen entgegen.
    Er lässt die Hand ausgestreckt.
    – Dürfte ich?
    Ich gebe ihm den Whiskey. Er geht zu Terrys Leiche rüber, lässt sich langsam auf den Boden sinken und trinkt die letzten drei Fingerbreit Bourbon aus.
    – Verflucht nochmal.
    Er betrachtet die leere Flasche und schleudert sie von sich. Sie rollt über den Boden.
    – Verflucht nochmal.
    Er beugt sich über Terrys toten Körper.
    – Ich wollt ja nicht ewig leben.
    Er schließt die Augen und legt den Kopf auf die verschränkten Arme.
    – Aber, verdammt nochmal.
    Sein gewaltiger Brustkorb hebt und senkt sich noch einige Male, dann ist es vorbei.
     
    Hätte mir früher jemand erzählt, dass ich dabei sein würde, wenn Terry stirbt, dann hätte ich denjenigen glatt für verrückt erklärt. Aber jetzt ist es passiert, und ich wünschte, ich hätte ihn eigenhändig umgebracht. Mehr empfinde ich nicht, nur diese Wut. Das liegt wahrscheinlich daran, weil es mir richtig beschissen geht und das Vyrus so langsam austickt, weil es stirbt. Eigentlich gibt es tausend Gründe, warum es mir beschissen geht, und kein einziger hat was damit zu tun, dass Terry Bird tot ist.
    Was aber nicht heißt, dass ich Freudensprünge mache.
    Ich betrachte Predos Kopf, der immer noch in meinem Schoß liegt, und lasse ihn auf den Boden rollen.
    Nein, ich freue mich wirklich nicht besonders.

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