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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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lieber verhungern lassen. Einfach aus dem Grund, weil es dir größere Schmerzen bereiten wird.
    Er schüttelt den Kopf.
    – Siehst du, in welche Gefühlslage du mich gebracht hast?
    – Ja, diese Gefühle kenn ich gut.
    Er hört nicht auf, den Kopf zu schütteln.
    – Diese Geste, dieser Gefallen, das ist alles so sinnlos, so eine Verschwendung. Ich bin sicher, Digga wird zur Vernunft kommen. Meinst du nicht auch?
    Ich meine, dass mir das Denken langsam ziemlich schwerfällt. Das Einzige, woran ich im Moment denken kann, ist mein Hunger und wie weh er tut. Ich meine, dass uns der Geruch von Amandas Blut alle ein bisschen kribbelig macht. Aber ich denke nicht zu viel darüber nach, sonst wird mir schwindlig, und das will ich vermeiden. Ich will hier sitzen bleiben. Nur noch ein paar Minuten, bis das Blut in ihren toten Adern verdorben ist. Bis es nutzlos für das Vyrus geworden ist. Ich will, dass diese Versuchung an mir vorübergeht. Bevor ich ihr nachgebe.
    Ich reibe mir das Auge.
    – Entschuldigung. Was ich meine? Richtig. Ich meine, dass Digga der Koalition sofort den Krieg erklärt hat, als er von dem Loch erfahren hat. Zweckmäßigkeit ist wohl nicht sein Ding. Und was die andere Sache angeht.
    Ich deute auf das Fläschchen.
    – Klar, du könntest ihm schon verklickern, was da drin ist, und ja, dann wird er wahrscheinlich nach deiner Pfeife tanzen. Aber dummerweise wirst du nicht lange genug leben, um diese Drohung aussprechen zu können.
    Er schießt auf Lydia. Eine Kugel bohrt sich in ihren Bauch, sie taumelt zwei Schritte zurück, setzt sich, legt die Hände auf die Wunde, schleift mit den Absätzen über den Boden.
    – Scheiße. Scheiße. Scheiße.
    Er sieht mich an.
    – Okay, keine Ahnung, aber vielleicht können wir uns jetzt drauf einigen, dass Lydia mich wohl nicht aufhalten wird, und dass du, um es mal politisch unkorrekt auszudrücken, momentan ziemlich behindert bist. Dann könnten wir uns nämlich auch darauf einigen, dass ich alle Drohungen aussprechen kann, die ich für richtig halte, und alle Mittel einsetzen werde, die meinem Zweck dienen, denn wer sollte mich denn davon abhalten, abgesehen von Ben hier. Und Ben, bei der kleinsten falschen Bewegung werde ich erst dich und dann dein Mädchen erschießen, denn in diesem Augenblick geht euer kollektiver symbolischer Wert gegen null, und da ich nicht der abergläubische Typ bin, hege ich auch keine großen, nun, Hoffnungen, dass sie den Heiland in sich trägt. Also, Joe, keine Ahnung, aber ich sehe nicht, dass hier noch jemand in der Lage wäre, die Neuverteilung der Macht und der sozialen Werteordnung innerhalb unserer Gemeinschaft zu verkomplizieren.
    Ich deute mit dem Finger auf Hurley.

– Er schon.
    Hurley guckt erstaunt.
    – Jetzt biste doch noch durchgeknallt, Joe.
    Terry presst die Lippen aufeinander.
    – Dein Hirn ist wohl irgendwie überhitzt, Joe.
    Da hat er Recht. Mein Hirn kocht förmlich. Ich habe Fieber, aber ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch schwitzen kann. Ich bin völlig ausgetrocknet. Meine Haut fühlt sich wie Asche an. Wenn man mich berührt, zerfalle ich wahrscheinlich zu Staub, der vom Wind davongetragen wird.
    Ich trinke etwas Whiskey. Wegen des Flüssigkeitshaushalts.
    – Hurley ist von der alten Schule. Biologische Kriegsführung, die Ausrottung einer Spezies, das ist nicht sein Ding.
    Hurley klemmt die Daumen hinter die Hosenträger.
    – Sicher nicht. Klar, für Krieg bin ich schon, aber das muss alles im Rahmen bleiben. ’ne ehrliche Auseinandersetzung, wenn’s mit der Diplomatie nicht geklappt hat, is’ völlig in Ordnung. Aber jeder hat seine Grenzen, kapiert?
    Ich würde gerne lachen, aber meine Kehle ist zu trocken.
    – Interessante Wortwahl. So was Ähnliches hab ich mir auch grade gedacht.
    Er schnippt mit den Fingern.
    – Aber was geht’s mich an? Gar nix. Wenn’s der gute alte Terry hier für richtig hält, mal ein bisschen mit dem Säbel zu rasseln und Mister DJ Grave Digga die Hölle heißzumachen und ihm mit was Schlimmerem als dem Tod zu drohen, dann von mir aus. Wenn’s denn sein muss.
    Er lässt die Hosenträger knallen.
    – Er würd’s ja nicht wirklich machen.
    Lydia tritt mit den Fersen gegen den Boden.
    – Hurley.
    Sie bekommt einen Hustenanfall und kann nicht mehr sprechen. Stattdessen nickt sie.
    Hurley macht eine wegwerfende Geste.
    – Lydia, du bist ja nur beleidigt, weil’s nicht nach deinem Kopf geht. Ich weiß schon, du machst dir Sorgen wegen dieser Kinder in Queens

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