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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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stellen.
    – Sie hat gesagt, der Fall würde dich interessieren.
    – Das hab ich nicht gemeint.
    Er legt eine Handfläche auf Dallas’ Wange.
    – Tut mir leid, Süßer. Ich hätte dich da nicht mit reinziehen dürfen.
    Dallas wirft mir einen wütenden Blick zu und berührt den Verband auf seiner Stirn.
    Chubby zwinkert ihm zu.
    – Mach dir keine Sorgen. Das gibt nur eine kleine Narbe. Ein winziger Kratzer, der deine Schönheit erst vollkommen macht. Außerdem hast du jetzt was richtig Aufregendes zu erzählen.
    Dallas reckt das Kinn, wirft mir einen weiteren finsteren Blick zu, dreht sich um und verlässt den Verschlag.
    Chubby zuckt mit den Schultern.
    – Er ist so temperamentvoll. Wie alle großen Talente.
    – Was hat sie noch gesagt?
    Er schüttelt die Arme, so dass seine altmodischen Manschettenknöpfe zum Vorschein kommen, und spielt daran herum.
    – Sie hat gesagt, dass ich dir sagen soll, dass sie hofft, dass du die beiden findest.
    Die Pistole sitzt immer noch nicht richtig. Ich schiebe sie ein Stück zur Seite.
    – Hält sie die beiden für so wichtig? Das Baby und so?
    Er leckt sich über die Lippen, schiebt die Unterlippe vor, saugt sie wieder ein und beißt darauf.
    – Sie sagt, es sind Kinder und sie brauchen deine Hilfe.
    Ich höre auf, an der Waffe herumzufummeln.
    – Ich will sie sehen.
    Er sieht zu Boden.
    – Das will sie aber nicht.
    Ich beobachte ihn.
    – Chubby, verschweigst du mir da was?
    Er schüttelt den Kopf.
    Ich gehe auf ihn zu.
    – Hat sie Ärger?
    Er schüttelt den Kopf.
    Ich komme noch näher.
    – Wenn du mir jetzt was Wichtiges verschweigst, und ich finde es später raus, dann kann ich ziemlich ungehalten werden.
    Er sieht vom Boden auf.
    – Sie hat gesagt, ich soll dir sagen, du sollst aus deinem Scheißloch kriechen und gefälligst was unternehmen, du verdammter Hurensohn. Sie sagt, du sollst sie finden. Danach will sie dich vielleicht sehen, hat sie gesagt.
    Ich nicke und rücke die Pistole ein letztes Mal zurecht.
    – Was hast du für mich?
    Seine Hand verschwindet im Jackett und taucht mit einem Umschlag wieder auf.
    – Geld. Und ihre Namen.
    Ich nehme den Umschlag entgegen und werfe einen Blick auf den Zettel darin.
    Ben Forest.
    Delilah Cooper.
    – Dein richtiger Name ist Cooper?
    Er rückt seine Krawatte zurecht.
    – Ich heiße Freeze, wie jeder weiß.
    Ich sehe mir Mr. Chubby Freeze genau an.
    – Hast du eine Ahnung, wo sie sich verkrochen haben könnten?
    – Da sie sich von der Society keinen Schutz versprochen haben, ist es wohl nur natürlich, diesen bei Menschen mit ähnlicher Hautfarbe zu suchen. Im Hood.
    Ich lasse den Umschlag auf meine Handfläche klatschen.
    – Wieso kümmert sich Percy nicht selbst drum?
    – Er ist mit den politischen Angelegenheiten des Hood mehr als beschäftigt. Außerdem hat er keinen meiner Anrufe mehr entgegengenommen, seit er mir verraten hat, wie ich dich finden kann.
    – Also könnten die Kids bereits im Hood sein?
    Er zuckt mit den Schultern.
    Ich schüttle den Kopf.
    – Dort werden sie mich nicht gerade mit offenen Armen empfangen.
    – Nach allem, was man so hört, Joe, wirst du inzwischen nirgendwo mehr mit offenen Armen empfangen. Jedenfalls hättest du es nicht weit, falls sie wirklich dort sind.
    Ich stecke den Umschlag in die Tasche zu dem sandgefüllten Totschläger.
    – Unter Harlem ist was anderes als in Harlem. Grave Digga hat noch eine Rechnung mit mir offen.
    Chubby geht auf den Ausgang des Verschlags zu.
    – Wer hätte das nicht, Joe? Wer hätte das nicht?
    Da hat er wohl Recht. Ich folge ihm nach draußen.
    Wenn ich die beiden finde, will sie mich vielleicht sehen.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit habe ich wieder etwas, wofür es sich zu sterben lohnt.
     
    Es gibt keine große Abschiedsszene. Niemand hält mich davon ab, Chubby und Dallas zum Nordausgang des Freedom Tunnel zu folgen. Die anderen Tunnelbewohner gehen mir wie üblich aus dem Weg. Obwohl ich hier unten ein- oder zweimal für Ordnung gesorgt habe, werden die meisten über mein Verschwinden keine Träne vergießen. Nach ein paar Tagen wird jemand rausfinden, dass Q-lines Verschlag verlassen ist, dort einziehen und ihn renovieren. Vielleicht mit einem frischeren Schmutzton oder so.
    Weder Chubby noch sein Lustknabe stellen sich beim Marsch über die in der Dunkelheit kaum zu erkennenden Steinbrocken und Bahnschwellen besonders geschickt an. Chubby ist beileibe keine Sportskanone, und Dallas ist nach der Geschichte mit dem Zementbrocken

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