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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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effektiv. Ein junger Mann überquert die Grenzen um der Liebe willen und wird an dem einzigen Ort aufgenommen, an dem eine solche Liebe geduldet wird. In der Society. Wo die Infizierten und die Nichtinfizierten zusammenleben.
    Ich grunze.
    Ich kann Terry förmlich reden hören. Das, Joe, also das ist genau das, worüber wir die ganze Zeit geredet haben. Toleranz, Mann. Darum geht’s hier, genau darum. Um Einheit. Solche Scheiße eben. Dabei spielt er mit der John-Lennon-Brille und seinem Pferdeschwanz und versucht, seine Revolution missionarisch anzupreisen. Dabei klebt ihm das Blut vieler Jahre an den Händen. Ich musste diese Vorstellung nicht nur einmal über mich ergehen lassen.
    Chubby stellt die Spitze eines seiner einst auf Hochglanz polierten Schuhe auf eine Zigarrenhälfte und drückt sie in den schmutzigen Boden.
    – Dexter Predo war natürlich nicht besonders erbaut, dass eines seiner ehemaligen Mitglieder plötzlich das Aushängeschild der Society war. Und danach wurde es richtig kompliziert.
    Er stemmt die Hände in die massigen Hüften.
    – Man hat meiner Tochter angesehen, dass sie schwanger ist. Selbstverständlich war dieses Baby Anlass für hitzige Debatten. Bird glaubt, es könnte der geeignete Anlass sein, um mit dem Vyrus an die Öffentlichkeit zu treten. Predo ist da natürlich anderer Meinung. Die Fortpflanzung zwischen diesen beiden Spezies ist lange tabu gewesen und nach wie vor kaum salonfähig. Langsam hat sich die Ahnung einer bevorstehenden Katastrophe in die Diskussion eingeschlichen. Man hat befürchtet, die beiden könnten Ziel einer Entführung oder eines Anschlags werden.
    Er lässt die Arme wieder sinken.
    – Daher sind sie untergetaucht.
    – Und du hast mit Percy Kontakt aufgenommen.
    – Ein Mensch, der mir sehr viel bedeutet, ist in den Wirren der Vampyrkriege verschwunden. Es gab nur eine Person, die ich für fähig genug hielt, sie wiederzufinden. Leider war diese Person ebenfalls untergetaucht. Ja, da habe ich Percy um Hilfe gebeten. Er kennt die richtigen Leute, und er ist ein alter Freund. Schließlich bin ich in Harlem geboren und aufgewachsen. Als kleiner Junge war der Hood unsere Version der Black Panthers. Bis sie in den Untergrund gegangen sind.
    – Und er hat dir von Evie erzählt.
    – Er hat angedeutet, es gäbe da eine junge Frau, die zur Enklave gehört und einen Draht zu dir hat.
    Ich schüttle den Kopf.
    – Bist du im Lagerhaus gewesen?
    Er tritt einen Schritt zurück.
    – Aber nein. Ich will meine Tochter zurück. Mich ausweiden zu lassen, wäre der Sache nicht förderlich gewesen. Percy hat mit Evie gesprochen. Und dann hat sie mich aufgesucht.
    Hat mein Herz für einen Augenblick aufgehört zu schlagen? Keine Ahnung. Ich zähle ja nicht jeden einzelnen Herzschlag. Fühlte sich aber so an.
    – Du hast sie gesehen?
    Er nickt.
    Ich will ihn nicht fragen. Ich will ihn nicht fragen. Ich will ihn nicht fragen.
    Trotzdem frage ich.
    – Wie hat sie ausgesehen?
    Er sieht zur Decke.
    – Gefährlich, Joe. Und wunderschön.
    Dann blickt er mir direkt ins Auge.
    – So stelle ich mir den Tod vor.
     
    Evie kennt mich, besser als jeder andere Mensch. Ob ihr das nun gefällt oder nicht. So ist das nun mal. Manche Dinge sind gefährlich, aber das finden wir erst heraus, wenn wir bis zum Hals drinstecken.
    Sie hat Chubby einen Tipp gegeben, wo er mich finden kann. Keine Ahnung, woher sie das wusste, aber wahrscheinlich ist sie einfach logisch vorgegangen. Ihr war klar, dass ich völlig am Boden war, und sie hat sich überlegt, wohin von dort aus der logische nächste Schritt führt – nämlich unter die Erde. Jedenfalls hat sie ins Schwarze getroffen. Chubby ist ihrem Hinweis gefolgt und hat rumgeschnüffelt. Bei ihm gehen so viele Straßenkids ein und aus, da war es ein Leichtes für ihn, die Fühler auszustrecken. Er weiß, was ein Kerl wie ich zum Überleben braucht. Orte wie den Freedom Tunnel gibt’s nicht viele. Er musste nur die Kanalratten fragen, die ab und zu an die Oberfläche kamen, sich nach neuen Gesichtern erkundigen, und schon hatte er eine Beschreibung, die auf mich passte.
    Ein großer, humpelnder Mann mit Augenklappe und schlechter Laune.
    Ich versuche zwar, mich nach Möglichkeit von den anderen fernzuhalten, aber unsichtbar bin ich nicht.
    Und jetzt sitzen wir hier.
    Der Griff der Waffe drückt ein wenig und ich rücke sie zurecht.
    – Hat sie was gesagt?
    Chubby reicht Dallas die Hand. Der versucht, sich auf seine zitternden Beine zu

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