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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Messen gar nicht mehr heraus.
    Ich sehe Hurley an, er sieht mich an, wir sehen beide zu Terry.
    Er nickt.
    – Irgendwann werden die Frauen die Welt beherrschen.
    Er folgt ihr.
    Hurley schüttelt den Kopf.
    – Na, wenn’s mal so weit kommt, dann Gute Nacht.
    Er folgt ihr ebenfalls.
    Ich überlege mir, ob ich nicht in die andere Richtung rennen soll, um sie irgendwie in diesem Kellerlabyrinth abzuschütteln. Aber das Mädchen und ihr Baby sind dort oben im Norden. Also betrete ich ebenfalls die Rinne.
     
    – Schon mal was von Montaigne gehört, Joe?
    – Ist mir noch nicht über den Weg gelaufen, Hurl.
    – Kann ja auch nicht sein, weil er schon lange tot war, bevor du aufgekreuzt bist. Aber schon mal was von ihm gehört?
    – Nein.
    Die Überlaufrinne ist ziemlich tief ausgewaschen, so dass wir ungefähr die letzte halbe Meile bis zu den Knien im Schlamm waten, bevor wir auf einen Kanal stoßen. Terry und Lydia haben sich wieder ihren Truppen angeschlossen. Anscheinend fühlen sie sich in Anwesenheit des anderen nur wohl, wenn sie ausreichend Feuerkraft im Rücken haben. Hurley bildet gemeinsam mit mir die Vorhut. Weniger, um mir Gesellschaft zu leisten, sondern um mir sofort das Licht ausblasen zu können, falls ich Dummheiten machen sollte. Und das muss man ihm lassen: Er ist tatsächlich ein prima Abschreckungsmittel.
    Im Licht mehrerer Dutzend Taschenlampen hinter mir kann ich den Kompass ziemlich gut lesen. Der Kanal vor uns führt direkt nach Norden. Doch das Wasser darin könnte einem großgewachsenen Mann gut und gerne bis über den Kopf reichen.
    Und ich bin ein großgewachsener Mann.
    Ich sehe Hurley an.
    – Warte kurz mit deiner Geschichte.
    Ich springe.
    Und tauche unter. Wasser läuft in meine Nase und in die leere Augenhöhle. Ich strample mit den Beinen, bis ich gegen etwas Festes stoße, trete darauf und richte mich auf. Das Wasser reicht mir bis zur Hüfte.
    – Hurl, du wirst deine Hose noch ein bisschen weiter hochkrempeln müssen.
     
    – Montaigne war damals der Obermacker von ’ner Arschbomben-Gang.
    Ich überprüfe den Gefrierbeutel, in dem ich vor unserem kleinen Ausflug den Tabak verstaut habe. Sein Inhalt ist noch trocken. Es gibt wohl doch einen Gott.
    – Ich versteh’ kein Wort, Hurl. Du könntest genauso gut Französisch reden.
    Er runzelt die Stirn.
    – Aber das kann ich doch gar nicht.
    Ich stecke den Tabak weg und kämpfe mich weiter durch das Wasser. Es ist eiskalt, was die brennenden Schmerzen, die das Vyrus in meinen Eingeweiden verursacht, etwas erträglicher macht.
    – Obermacker sagt mir was, aber von einer Arschbomben-Gang hab ich noch nie gehört.
    Er nickt, hebt die Beine und stapft hinter mir her.
    – Klar, klar. Die Arschbomben-Gangs waren angesagt, als Terry und ich seinerzeit anfingen. Das waren so richtige Krachmacher. Bevor das mit den Massenmedien losging, war alles ein bisschen lockerer, weißte? Da ließ man schon mal was durchgehen. Mord zum Beispiel. Arschbomben. Schon mal gemacht?
    Ich denke nach.
    – Keine Ahnung, Hurl.
    Er schlingt die Arme um den Körper, was etwas seltsam wirkt, da er immer noch den Vorschlaghammer in der Hand hat, und springt in die Luft. Bei der Landung spritzt das Wasser in alle Richtungen.
    – Arschbombe, kapiert?
    – Wie der Sprung ins Schwimmbecken?
    Er wedelt mit dem Hammer.
    – Ganz genau. So dass es möglichst weit spritzt. Einfach so, zum Spaß. Um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen. Darum ging’s bei den Arschbomben-Gangs. Die machten immer ein riesiges Spektakel. Sind irgendwo reinspaziert, in ’ne Flüsterkneipe zum Beispiel, wo es illegalen Schnaps gab und keine Cops waren. Die Läden waren normalerweise ziemlich schalldicht, im Keller oder so. Damit niemand die Musik und die Besoffenen und alles gehört hat. Mann, schade, dass du damals nicht dabei warst, Joe. Die gute alte Zeit, früher in New York. Hast echt was verpasst.
    Ich schleife mein kaputtes Bein durchs Wasser. Irgendwie hat die Kälte jetzt meine Eingeweide erreicht, was nicht besonders angenehm ist. Fühlt sich an, als hätte ich Eiswasser und Säure im Bauch.
    – Aber durch deine Erzählung wird’s ziemlich anschaulich, Hurl.
    – Tja, war ’ne schöne Zeit. Alles in allem. Montaigne. Der war der Chef von so ’ner Gang. Ist irgendwo reingestürmt und hat angefangen, rumzupöbeln. Ist erst mal nur ein bisschen laut geworden. Ungestüm. Weißt du, was das heißt?
    – Hab ich schon mal gehört.
    – Schönes Wort. Kann mich noch gut an die

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