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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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vielleicht...
    Er nickt sich selbst zu.
    – Vielleicht ist jetzt die Zeit für die große Arschbombe gekommen. Ein letztes Mal so richtig Krach machen, das wär’s.
    Er deutet auf mich und wackelt mit dem Finger.
    – Aber noch werf ich die Flinte nicht ins Korn, Joe. Jedenfalls nicht, solange Terry den Laden am Laufen hält.
    Ich kralle meine Hand in meinen Bauch und drücke fest zu, versuche, mich mit einem Schmerz vom anderen abzulenken.
    – Klar, Hurley. Versteh schon. Stell dir nur mal vor, du würdest rausfinden, dass Terry nicht mehr mit ganzem Herzen bei der Sache ist.
    – Ja, da würd ich echt den Glauben verlieren.
    – Genau.
    Ich drücke etwas fester zu.
    – Sonst was gehört, Hurl?
    – Wieso, Joe?
    Die kleinen Reime bringen ihn zum Kichern.
    Ich werfe einen Blick auf den Kompass. Wir gehen immer noch in die richtige Richtung – nach Norden.
    – Wie verlaufen die Fronten? Die Koalition hat die Bulls and Bears, die Wall und die Family hinter sich. Die Society hat sich mit dem Hood verbündet. Was machen die anderen?
    – Die anderen, Joe? Welche anderen? Mit dem Gesindel aus Brooklyn machen wir schon lang keine Geschäfte mehr.
    Ich starre in das dunkle Wasser vor uns.
    – Weißt du, auf welche Seite sich die Enklave geschlagen hat?
    Er bleibt einen Moment lang stehen.
    – Die Enklave, Joe.
    Dann geht er weiter.
    – Die sind auf gar keiner Seite. Kümmern sich nur um ihren eigenen Irrsinn.
    – Klar, weiß ich. Aber gibt’s irgendwelche Gerüchte?
    Ich trete auf ihn zu und fange an zu flüstern.
    – Jetzt komm schon, Hurl, du kriegst doch so einiges mit. Da hast du bestimmt was aufgeschnappt.
    Er schaut sich um.
    – Na ja, ich bin da ja kein Experte oder so, aber ich hab schon so ein, zwei Sachen gehört.
    Er fängt ebenfalls an zu flüstern.
    – Weißt du, das ist Terrys wunder Punkt. Weil du doch den Grafen zur Enklave gebracht hast, und sein Geld dazu. Das hat ihm gar nicht gefallen. War ’n richtiger Schlag ins Gesicht. Weißt du, Terry war immer sehr geduldig mit der Enklave. Ich könnt’ das nicht. Diese religiösen Spinner, die erinnern mich immer an die Nonnen. Aber Terry meint ja, dass der Glaube Privatsache ist. Kann man schlecht was dagegen sagen. Ich hab aber nicht vergessen, dass die Enklave glaubt, dass alle, die nicht für ihren Verein sind, ins Gras beißen müssen, wenn’s an der Zeit ist. Da mein ich doch, wir wären besser dran, wenn wir das Problem ein für alle Mal vom Tisch hätten.
    – Hast du schon mal gegen einen gekämpft, Hurl?
    Er schüttelt den Kopf.
    – Komischerweise nicht. Weiß auch nicht, wieso. Aber ich hab gehört, dass sie wilde Kämpfer sind. Das regt meine Phantasie an, wirklich. Ich hab’s allerdings schon mal mit ein paar Arschlöchern zu tun gehabt, die kurz vorm Verhungern waren. Der gute alte Vyruswahnsinn. Ich würd dir ja die Narben zeigen, aber sie sind verheilt.
    Er lacht wieder.
    – Verheilt. Wie auch immer, ich hab mich mit den Hungernden und den Wilden geprügelt, aber ich glaub, das ist nicht dasselbe. Ich hab gehört, sie können es irgendwie kontrollieren. Die laufen nicht einfach Amok, sondern wissen noch, wer und wo sie sind.
    Er lässt den Hammer in die Handfläche klatschen.
    – Für ’nen alten Haudegen wie mich klingt das nach ’ner echten Herausforderung.
    Er zuckt mit den Schultern.
    – Na ja, irgendwann mal vielleicht.
    Er klemmt die Daumen hinter seine Hosenträger.
    – Egal, du wolltest wissen, was es Neues gibt. Kann ich dir sagen – nichts Gutes. Es heißt, sie hätten Probleme da drin. Aber wieso soll’s denen anders gehen? Es heißt, sie sind sich uneins oder so. Wir wissen, dass der Graf das Kommando hat, seit Daniel abgetreten ist, aber wie man hört, hat er Konkurrenz bekommen. Es soll, also, na ja...
    Er schaut sich nach Lydias Leuten um, die hinter uns herdackeln, und beugt sich dann vor, um mir ins Ohr zu flüstern.
    – Es soll ’ne Frau sein.
    Ich sehe ihn an.
    Er nickt.
    – Eine Frau, das hab ich gehört. Wirklich. Macht dem Grafen in der Führung der Enklave Konkurrenz. Ist ja...
    Er schaut sich erneut um und redet etwas lauter.
    – ... ist ja auch nichts Falsches dran. Aber...
    Er schüttelt den Kopf und fängt wieder an zu flüstern.
    – ... ist trotzdem ’ne Frau.
    Er seufzt.
    – War schon immer ein Irrenhaus, die Enklave. Obwohl, man weiß ja nie, was die so denken und treiben, aber ich glaub, Tradition ist denen ganz wichtig. Andererseits war Daniel immer der Chef dort drüben, so lange

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