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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Die Zeit der Abreise ist gekommen.
    Amanda öffnet das zweite Schloss.
    Ich will sie aufhalten, doch die Krämpfe zwingen mich in die Knie.
    – Nicht.
    Sie öffnet das dritte Schloss und tritt zurück. Die Tür schwingt auf.
    Terry steht auf der Schwelle. Er sieht ziemlich mitgenommen aus, aber da er immer gut versorgt ist, verheilen die Brandwunden auf der rechten Seite seines Körpers ziemlich schnell.
    – Okay, ausgezeichnet, Mrs. Horde, endlich treffen wir uns mal persönlich. Jetzt, finde ich, besteht durchaus die Möglichkeit, dass wir ein paar Fortschritte erzielen.
    Lydia steht hinter ihm und hält den Karabiner auf die Treppe gerichtet.
    – Halt’s Maul und geh da rein, Terry. Irgendwas kommt aus dem Keller hoch.
    Er betritt den Raum.
    – Nun, wenn Sie wohl so nett wären, uns vorübergehend Schutz zu gewähren? Wie es scheint, haben sich einige komplizierte Entwicklungen ergeben, aber auch eine echte Chance. Möglicherweise. Hurley.
    Hurley tritt in die Tür. Er zerrt Predo am Schlafittchen hinter sich her.
    – Hast schon Recht, das is’ wahrscheinlich ’ne Chance. Trotzdem weiß ich nicht, wieso du mich nicht kurzen Prozess mit dem Arsch hier machen lässt.
    Dann fällt sein Blick auf mich.
    – Und mit Joe auch gleich, wenn’s recht ist.
    Lydia schießt ein paarmal die Treppe hinunter, kommt rückwärts in den Raum und tritt die Tür hinter sich zu.
    – Verdammt, verdammt, verdammt. Wo sind die Schlüssel? Wo zum Teufel sind die beschissenen Schlüssel? Ich halt’s nicht aus.
    Sie lehnt die Stirn gegen die Tür und schließt die Augen.
    – Als ich klein war, hatte ich immer diese Alpträume. Meine Mom hat mir immer von den dem Patriarchat innewohnenden Gefahren erzählt. Aber nie erklärt, was sie damit meint. Dann hab ich’s kapiert, mit fünf, als mich mein Vater in einen Horrorfilm mitgenommen hat. Einen Film, für den ich viel zu jung war. Und... also, meine Mom hatte keine Ahnung, was Patriarchat bedeutet. Nur dass es was mit Männern zu tun hat. Bei diesem Horrorfilm, zu dem mich mein Dad geschleift hat, da waren nur Männer im Publikum. Der Film hat mir eine Scheißangst gemacht. Danach hatte ich diese Alpträume, hab von dieser Kreatur geträumt. Das war... das ist keine Kreatur im Freud’schen Sinne, mit Penissen überall oder so. Nur Klauen und eklige Schuppen, ein Filmungeheuer. Ich glaube, ich hab meiner Mutter erzählt, dass ich vom Patriarchat geträumt und es mich fast gefressen hätte, und sie sagte, ja, sagte sie, ja, so ist das Patriarchat. Es will dich fressen.
    Sie fängt an zu lachen und redet trotzdem weiter.
    – Und jetzt, als wir da unten in den Keller kamen, da hab ich die Dinger gesehen und nur noch gedacht: Das Patriarchat will mich fressen!
    Sie hört auf zu lachen.
    – Was zum Teufel? Was zum Teufel?
    – Nun, da wir alle versammelt sind, wäre es nicht angeraten, diesen Ort des Schreckens zu verlassen?
    Lydia sieht Delilah an.
    – Chubbys Tochter.
    Ich nehme einen Schluck.
    – Hab’s dir ja gesagt.
    Lydia geht auf sie zu.
    – Wie geht’s dem Baby?
    – Das Kind ist wohlauf. Doch ich spüre, dass es hier nicht sicher ist. Wir müssen fliehen. Ist denn niemand willens, uns sicheres Geleit zu bieten?
    – Entschuldigung. Dürfte ich kurz unterbrechen?
    Predo gelingt es tatsächlich, so lässig auszusehen, als hätte er Hurley mal eben befohlen, das Jackett zu halten, damit er bequemer hineinschlüpfen kann.
    – Einige meiner Mitarbeiter sind noch da draußen. Sie können also davon ausgehen, dass niemand dieses Gebäude ohne meine Erlaubnis verlassen wird.
    Terry hebt die Hand, als wüsste er die richtige Antwort und würde gerne als Erster aufgerufen werden.
    – Hört bloß nicht auf diese, nun ja, Propaganda. Selbst wenn, und man darf es doch stark bezweifeln, aber selbst wenn er noch Leute da draußen hat, ändert das nichts an der Tatsache, dass wir ihn haben. Ich nehme an, und da spreche ich aus langjähriger Erfahrung im Umgang mit diesem Mann, ich nehme an, dass ein Mensch mit einem derart ausgeprägten Überlebenswillen kaum seinen Sturmtruppen befehlen wird, das Feuer zu eröffnen, wenn er als Erster aus der Tür kommt.
    Predo hustet in seinen Handschuh.
    – Bird, glaubst du wirklich, es wäre zu diesem Zeitpunkt noch von Bedeutung, was ich Ihnen befehle? Die Richtlinien für den Fall einer Geiselnahme wurden schon vor langer Zeit direkt vom Sekretariat verfasst. Die Direktive ist unumstößlich – es wird nicht verhandelt. Alle Vereinbarungen

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