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Ausgesetzt

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Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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Idee mit dem jamaikanischen Fremdenverkehrsbüro von ihr gekommen war, aber dies schien ihm nicht der richtige Zeitpunkt, auf dieses Thema näher einzugehen.
    »Jake Nuremborski konnte ihm genau sagen, wo wir hin wollten«, sagte Walker. »Er musste nicht dasselbe Flugzeug nehmen und uns hinterherrennen. Er brauchte nur nach Reef Island zu fahren, sich irgendwo im Dorf eine Bleibe zu suchen und auf uns zu warten.«
    »Halt den Mund.« Krista legte sich hin und zog sich ein Kissen über das Gesicht. »Die werden uns umbringen«, sagte sie mit erstickter Stimme
    Walker kroch aufs Bett und streckte sich neben ihr aus.
    »Ich will nach Hause«, fügte sie hinzu.
    Er stand auf und schaltete das Licht aus. Dann kehrte er ins Bett zurück und legte vorsichtig, weil seine Schulter noch immer höllisch schmerzte, den Arm um sie.
    Ihr Kopf kam unter dem Kissen hervor, und sie legte ihn auf Walkers Brust. Sie sagte nichts mehr. Sie lauschte nur auf jedes Geräusch auf dem Flur und jeden Ton hinter den dunklen Fenstern. Es war zwei Uhr morgens, als sie endlich einschlief.
    Walker war noch immer wach. Er sah auf ihr Gesicht hinunter. Jäh und grimmig meldete sich sein Beschützerinstinkt. Wenn irgend jemand versuchen sollte, ihr weh zu tun … weiter musste er nicht denken. Er fühlte das Adrenalin bereits durch seine Adern jagen.
    Auch er bemühte sich einzuschlafen. Er dachte an Kyle Walker Tennu, der im Sturm zur See fuhr. Er dachte an Lennie Nuremborski, die zu jung war und dunkles Haar hatte und immer wegsah.
    Sie sind tot, sagte sich Walker. Eine andere Erklärung gab es nicht. Sie waren tot.
     
    Am Nachmittag des nächsten Tages waren Krista und Walker wieder am Norman Manley International Airport in Kingston und versuchten, Tickets für den Abendflug nach Toronto zu bekommen.
    Man teilte ihnen mit, dass es keine Plätze mehr gebe, aber dass sie, wenn sie das wünschten, das Flugzeug am nächsten Morgen nehmen könnten.
    Der Mondgesichtige war nirgends zu sehen.
    »Ja«, sagten alle beide.
    Abwechselnd schlief der eine auf einer der Plastikbänke im Wartesaal und der andere behielt die Glastüren im Auge. Der Mondgesichtige ließ sich nicht blicken.
    Am darauffolgenden Tag um zwei Uhr Nachmittag waren sie wieder in Toronto. Trotz der Pullover und Jacken, die sie aus dem Gepäck hervorgekramt hatten, ging ihnen die Kälte draußen vor dem Terminal durch Mark und Bein. Sie packten sich und ihre Siebensachen in einen Bus, der sie in die Stadt brachte. Sie wollten direkt zur Polizei. Wo sonst hätten sie hingehen sollen?
    In dem Wartesaal in Jamaika und während des Fluges hatten sie die Köpfe zusammengesteckt und im Flüsterton alles wieder und wieder durchgekaut, geprobt. Doch ob sie genügend Beweise hatten, ob man ihnen bei der Polizei überhaupt zuhören würde, das wussten sie nicht.
    Als wäre er plötzlich zum Juristen geworden, hatte Walker immer wieder darauf gepocht, dass sie nichts in der Hand hatten. »Der Brief von Kim an Lennie, das Foto. Und der Vertrag von Jake Nuremborski, mit dem er mich kaufen wollte. Alles futsch.«
    »Aber du hast Kim«, hatte Krista gesagt. »Sie wird der Polizei sagen, dass Lennie und Kyle vorhatten, nach Toronto zurückzukommen, und sie sind ja auch zurückgekommen, weil du bist, wer du sagst. Das können wir jetzt beweisen.«
    Bevor sie zum Flughafen nach Kingston gefahren waren, hatten sie Roger Dumont, ihren Taxifahrer, gebeten, sie zum Joshua Green Memorial Hospital in Joy’s Grove zu bringen. Walker war an den Empfang gegangen und hatte sich als Sohn von Kyle und Lennie Tennu zu erkennen gegeben. Wenn sie jemanden brauchten, der seine Angaben bestätigte, sollten sie Reverend Charles Bryant von der St.-Thomas-Kirche anrufen. Er hatte gefragt, ob er Kopien von seiner Geburtsurkunde haben könne, die er für die Ausreise benötigte.
    Die Krankenhausangestellte, eine ältere Frau in makellos weißer Tracht, hatte aufgesehen und gesagt: »Reverend Chuck ist ein Cousin mütterlicherseits. Er ist auch nicht besser als wir.«
    Vom Wahrheitsgehalt ihrer eigenen Aussage offenbar eher befriedigt als von Walkers, hatte sie sich auf die Suche nach seinen Unterlagen gemacht. Er war mit je zwei Fotokopien zweier Dokumente abgezogen. Eines beurkundete die Geburt eines drei Kilo schweren Jungen am 13. März 1976, bezeichnet als Baby Tennu, und das andere die Entlassung Lennies und ihres Babys Walker Abel Tennu drei Tage später.
    Krista hatte einen Satz Kopien in einem kleinen

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