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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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Durcheinander. Er konnte nur mehr an den Friedhof hinter der Kirche denken, die Grabreihen und den großen Kapokbaum, der seine Äste über den weißen Lattenzaun gestreckt hatte. Alles andere war weg.
    Detective Lee führte sie in ein freundliches Besprechungszimmer mit einem Sofa, einem Couchtisch und Polstersesseln.
    Krista beschloss, in ihrem Rollstuhl sitzen zu bleiben. Ihre Hüfte schmerzte, und das bisschen Energie, Konzentration und Überzeugungskraft, das ihr noch geblieben war, wollte sie sich aufheben.
    Sie sah zu Walker hoch. Auch er sah erschöpft aus, und wegen seiner steifen Schulter bewegte er sich seltsam. Und warum hatte er eigentlich noch immer diesen idiotischen Hut auf? Wer sollte ihn damit ernst nehmen? Warum hatte sie daran nicht gedacht?
    »Nimm doch den Hut ab«, sagte sie.
    »Warum?«
    »Weil.«
    »Setzen Sie sich, bitte«, sagte Detective Lee. Als er seinen Schnitzer bemerkte, errötete er ein wenig und zog einen der Stühle weg, damit Krista den Rollstuhl näher an den Couchtisch schieben konnte. Walker nahm seinen Hut ab und setzte sich neben sie.
    Auf dem Tisch lagen ein Ordner, ein Notizblock und Stifte. Walker las das Schild auf dem Ordner: »Standardformulare«.
    »So«, sagte Detective Lee, schloss die Tür und setzte sich ihnen gegenüber. »Ich habe gehört, Sie haben Informationen für uns.«
    Krista war schon dabei, das Reißverschlussfach in ihrer Tasche zu öffnen, in dem sie die Kopien von Walkers Krankenhausunterlagen versteckt hatte.
    »Genau«, antwortete Walker.
    Das Ganze hatte etwas Unwirkliches für ihn. Er und Krista erzählten alles von Anfang an, von dem Moment, als der dreijährige Walker an einer Straße ausgesetzt wurde. Detective Lee nickte und wirkte aufmerksam, doch er stellte keine Fragen, ließ kein Tonband mitlaufen und machte sich auch keine Notizen.
    Es war, als befänden sich Walker und Krista in einer Welt voller Panik und Mord, und Detective Lee in einer anderen. Als ob er, wenn sie mit ihrer Geschichte zu Ende waren, aufblicken und antworten würde: »Wie bitte? Ich war gerade nicht bei der Sache.« Als ob ihn nur interessierte,
wie
sie etwas sagten, nicht,
was
sie sagten. Als ob die Botschaft, die sie zu übermitteln versuchten, ganz und gar nebensächlich wäre.
    Der Beamte verzog keine Miene, während Walker sich weiter mit seiner Geschichte herumplagte, dann und wann sekundiert von Krista. Als Walker den Namen Jake Nuremborski erwähnte, runzelte der Mann die Stirn. Mehr nicht.
    Als Walker über Jakes Sekretär berichtete, stellte Lee die allererste Frage. Kannte Walker den Namen des Sekretärs?
    »Nein«, sagte Walker. »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Hätte mich nur interessiert.« Der Polizist verfiel wieder in sein Halbkoma.
    Walker stotterte sich voran und kam schließlich zu der Episode mit dem Jungen am Baum und Jamie, der auch an einem Baum gehangen hatte. Und den Gedärmen, die beiden herausgehangen hatten.
    »Wie bitte?«, fragte Lee.
    Walker wiederholte, was er gesagt hatte.
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.« Lee stand rasch auf und verließ den Raum.
    Walker drehte sich zu Krista. »Ich glaube, jetzt kommen wir endlich weiter.«
    »Ich nicht. Ich glaube, wir sollten uns in Schutzhaft nehmen lassen.«
    Walker brauchte dringend eine Zigarette.
    Er zog seinen Tabakbeutel hervor und fing an, sich eine zu drehen.
    »Du kannst doch hier nicht rauchen.« Krista sah aus, als bekäme sie gleich Kopfschmerzen.
    Als Detective Lee zurückkam, war ein kleiner, gedrungener Mann in einem zerknautschten grauen Anzug bei ihm. Mit seinem groben, wettergegerbten Gesicht sah er aus wie ein Exboxer oder Jockey im Ruhestand.
    »Das ist Detective Sergeant Wilfred Kiss«, sagte Lee. »Krista Papadopoulos, Walker Devereaux.«
    Als er die Honneurs gemacht hatte, setzte sich Lee in einen etwas abseits stehenden Sessel, und Kiss nahm in dem Sessel gegenüber von Krista und Walker Platz.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, Ihre Geschichte noch einmal zu erzählen«, sagte Kiss ohne auch nur die Andeutung einer Frage oder eines Lächelns in seinem ledrigen Gesicht.
    Walker kannte solche Gesichter von klein auf. Es waren die Gesichter von Männern, die den Großteil ihrer Zeit im Freien verbrachten. Gerard Devereaux bekam auch langsam so ein Gesicht. Aber Walker konnte sich nicht richtig vorstellen, wie ein Polizist in einer Großstadt zu einer solchen Haut kam: von Wind und Wetter gezeichnet, abgeschmirgelt wie Treibholz.
    Detective Lee stellte einen

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