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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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auch, dass es vollgekackt war, die Vogelkacke vieler Jahre.
    Das Brett, auf dem er stand, hing neben dem Bootshaus übers Wasser. Es schien ihm wenig vertrauenerweckend, und so sah er zu, dass er wieder festen Boden unter die Füße bekam. Abermals sah er hoch zum Haus.
    Von da, wo er gerade stand, konnte er nur das ausgebleichte Schindeldach und den quadratischen Eckturm sehen. Auch die Turmfenster waren mit Brettern verschlagen.
    Wieder fühlte Walker, wie sich eine kindliche Panik in ihm ausbreitete, so wie in Forest Hill. Er konnte nicht ausatmen, das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Rasch ging er zum Haus zurück und setzte sich in den Wagen. Schweiß, kalt wie Eiswasser, lief ihm die Rippen hinunter, die Nase lief, Tränen liefen ihm über die Wangen, alles lief.
    Im Rückwärtsgang setzte er zurück auf die Straße und fuhr dort halb blind weiter, an einigen Häusern vorbei, manche groß, manche klein. Minuten später war er in Weirtown. Er fuhr an den Straßenrand, hielt an, wischte sich die Augen, schneuzte sich. Was war denn los mit ihm, verdammt noch mal?
    Er sah sich um. Weirtown nahm langsam Konturen an.
    Er parkte gegenüber einem Haushaltswarengeschäft. Es war zusammen mit der Post in einem langgestreckten Holzgebäude untergebracht. Auf seiner Straßenseite gab es einen Friseur, Tür an Tür mit einem Hundesalon. Zwei Immobilienbüros, die Schaufenster zugepflastert mit Fotos, lagen einander zu beiden Seiten der Straße gegenüber, und ein Dorfladen beherrschte die einzige Kreuzung der Stadt.
    Das sind die Stufen, auf denen Kim und Lennie gesessen und nach Jungs Ausschau gehalten haben, dachte Walker.
    Obwohl es noch sehr früh war, trat aus einer Wohnung oberhalb des Ladens eine Frau auf den Balkon und hängte nasse Wäsche auf eine Leine. Ein alter Mann mit steifem Rücken kam mit einem Packen Post im Arm aus dem Haushaltswarengeschäft. Er quälte sich in einen Kleinlaster, fuhr an Walker vorbei und bog in eine schmale Seitenstraße, die zum Fluss hinunterführte. Walker konnte in einiger Entfernung das blinkende Metalldach eines Gebäudekomplexes erkennen.
    Der Yachthafen, dachte Walker. Der Ort, an dem sein Vater, sein gitarrespielender, liederschreibender Vater vor neunzehn Jahren gearbeitet hatte.
    Hatte er sein Haar lang getragen? War es geflochten gewesen? Wären sie sich sympathisch gewesen, wenn sie sich getroffen hätten? Wenn er jetzt zum Hafen hinüberführe und sein Vater irgendwie, durch ein Loch in Zeit und Raum, dort am Kai stünde, würden sie einander erkennen?
    Er sitzt im Rollstuhl, dachte Walker. Mit fahlem Gesicht, das schwarze Haar kurzgeschnitten. Oder vielleicht doch nicht?
    Walker schloss die Augen, in seinem Kopf begann es zu hämmern.
    Und dann überlegte er, warum das Sommerhaus mit Brettern verschlagen war. Offensichtlich, weil es nicht benutzt wurde. Und wahrscheinlich schon seit Jahren nicht mehr, wenn man bedachte, wie Jake Nuremborski mit seinen Schläuchen in der Nase herumlief. Warum hatte er es nicht verkauft? Weil er nicht gewollt hatte. Aber warum nicht?
    Beharrlich verfolgte Walker diesen Gedankengang weiter. Seine Mutter hatte ihn an einer Straße ungefähr dreißig Kilometer entfernt ausgesetzt. Wie hatte sein Großvater darauf reagiert? Indem er das Sommerhaus verbarrikadierte? Sein Enkel war verschwunden, und er hatte nichts Besseres zu tun, als das Haus unzugänglich zu machen?
    Walkers Blick fiel auf das Immobilienbüro auf der anderen Straßenseite. Das Schild über dem Schaufenster mit den Fotos verkündete, dass man es mit Nietzsche und Sohn Immobilien zu tun hatte. Der Makler neben ihm hatte anscheinend auch geöffnet, doch Walker entschied sich für Nietzsche und Sohn. Letztes Jahr erst hatte er
Also sprach Zarathustra
gelesen. Er nahm es als Omen.
    Walker öffnete die Ladentür. Ein ungeheuer dicker Mann im beigen Anzug, der neben einem Schreibtisch stand und in Papieren blätterte, sah sich um. Walker konnte sein mühsames Atmen durch den ganzen Raum hören. Er war noch viel dicker als Alphonso. Er schien das ganze Büro auszufüllen.
    »Hi«, keuchte er.
    »Hi«, erwiderte Walker. »Mein Name ist Walker Nuremborski.«
    Das überdimensionale Gesicht des Mannes wurde gleich um einiges aufmerksamer.
    »Nuremborski?«, wiederholte er und streckte Walker seine fleischige Pranke entgegen. »Ich bin Herman Nietzsche.«
    Walker schüttelte ihm die Hand.
    »Die einzigen Nuremborskis, die ich kenne, haben ein Anwesen oben am Fluss. Sind sie irgendwie

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