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Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
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bevor Bobby antworten konnte, wandte sich der Polizist wieder seinem Vater zu. »Ist das Ihr Junge?«
    Bobbys Vater war bereits dabei, die Plane gewissenhaft vom Bug zum Heck über die
Chestnut Alley
auszubreiten. »Ja«, sagte er, ohne aufzublicken.
    Der Polizist wandte sich wieder an Bobby. »Hast du Alex heute gesehen?«
    »Nein. Nein, habe ich nicht«, sagte Bobby. Er sah am Polizisten vorbei. Sein Vater hatte aufgehört, an der Plane zu ziehen. Er kniete auf dem glatten Deck und blickte Bobby direkt an.
    Jetzt kehrte die Kälte zurück, und Bobby begann wieder zu zittern. Er presste die Kiefer fest zusammen, damit seine Zähne nicht klapperten.
    Der Polizist schnippte seine Zigarette hinaus auf das Wasser. Sie machte einen Lichtbogen wie eine Leuchtrakete. Ohne sich an jemand Bestimmtes zu wenden, sagte er: »Na denn, an die Arbeit.«
    Der Polizist ging an Bobby vorbei.
    Bobby hörte, wie er langsam die Stufen hochstieg. Einen Augenblick später wagte er es, zum Boot zurückzusehen.
    Sein Vater kauerte unverändert auf dem Deck. Er hatte sich nicht einen Millimeter bewegt. Er starrte Bobby immer noch an.

[home]
    21
    W alker verließ Weirtown und fuhr zurück zum Sommerhaus der Nuremborskis.
    Nietzsche Senior hatte behauptet, das Haus sei 1980 zugenagelt worden. Er hatte sehr sicher geklungen, und Walker hielt ihn für jemanden, der ein Datum nicht so schnell vergaß.
    Am 4. Oktober 1979 werde ich gefunden, dachte Walker, und im nächsten Jahr macht der Alte das Haus dicht. Sein Boot liegt jahrein, jahraus im Bootshaus, bis es leckschlägt und sinkt. Er kommt nie wieder hierher. Warum? Weil er die Nase hoch trägt und angeben will?
    Der ermordete Junge fiel ihm plötzlich ein, die Eingeweide hingen ihm heraus, aus irgendeinem Grund trieb er auf dem Wasser. Er schüttelte diesen Gedanken ab. Damit hatte er nichts zu tun.
    Zwei Kinder. Das hatte ihn überrascht, obwohl es nicht weiter verwunderlich war. Es war normal, dass Leute mehr als ein Kind hatten. Doch ihm war nie in den Sinn gekommen, dass es außer Lenore noch ein Kind geben könnte.
    Walker näherte sich dem Haus. Er erkannte das daran, dass sein Herzschlag sich deutlich beschleunigte. Als er es vor sich sah, fuhr er langsamer und blieb dann mitten auf der Straße stehen.
    Er bog in die Auffahrt ein, fuhr den Hang hinauf und stellte den Motor ab. Als sein Herz wieder normal schlug, öffnete er die Tür und stieg aus.
    Vom Fluss her wehte nun ein anhaltender Wind, rauschte durch das Geäst der Kiefern neben und hinter dem Haus.
    Er entschloss sich, hinter das Haus zu gehen. Die Holzveranda, die das Haus an drei Seiten umgab, hörte an der hinteren Hausecke auf. Es gab einen niedrigen Holzrost, der auf der Rückseite des Hauses entlanglief und an beiden Enden Stufen hatte, die zur Veranda führten. Von diesem Rost gingen in der Mauermitte zwei Türen ab, die mit verwittertem Sperrholz verschlagen waren.
    Im Garten zwischen den Bäumen stand ein alter Schuppen. Die Tür stand halb offen.
    Walker stieg den steinigen Hang zum Schuppen hinauf. Die Zedernschindeln an den Seiten waren so verfault, dass sie sich wölbten. Er stieß die Tür ganz auf und sah hinein.
    Zwei Werkbänke, der Holzboden und die Dachsparren waren übersät vom Schutt und Abfall vieler Jahre.
    Er ging hinein. In dem Schuppen herrschte Totenstille. Nicht einmal den Wind in den Kiefern, die direkt über ihm in den Himmel ragten, konnte er hier drinnen hören.
    Plötzlich war Walker zum Umfallen müde. Hier gab es keine Antwort. Keine Antwort, wohin er auch sah. Verzweiflung breitete sich in ihm aus.
    Dann trat er auf etwas. Er bückte sich und hob einen Hammer auf, der halbversteckt unter ölverschmierten Lumpen auf dem Boden lag. Der Kopf des Hammers hatte einen rostigen Fleck, und sein Griff war beinahe schwarz von Ölflecken.
    Walker hielt ihn in der Hand und drückte ihn so fest, dass er meinte, die Finger würden ihm brechen. Er drehte sich um und ging hinaus. Er rannte den Abhang hinunter, zurück zum Haus, stieg auf den Holzrost und warf sich gegen die Sperrholzverkleidung einer der beiden Türen. Er prallte zurück, und trotzdem fühlte er sich danach besser.
    Noch einmal ging er auf das Holz los, diesmal mit der Klaue des Hammers, die er unter die Holzkante hineintrieb. Rund um einen Nagel, der in den Türrahmen geschlagen war, splitterte das Sperrholz.
    Dadurch ermutigt, arbeitete er sich weiter die Holzkante entlang, spaltete das Holz und zog die Nägel heraus. Die dicke

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