Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgesetzt

Ausgesetzt

Titel: Ausgesetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James W. Nichol
Vom Netzwerk:
Empfangstisch nach vorn und sah zu ihr hinunter. »Wir sind halb Apartmenthaus, halb Hotel.«
    Walker beugte sich zu Krista und hob sie hoch. »Zweiter Stock geht in Ordnung«, sagte er. »Den Schlüssel, bitte.«
    Ihr Zimmer war klein, aber sauber. Ein Doppelbett stand darin, eine Kommode aus demselben hellen Holz und zwei Stühle aus Bambus.
    Krista legte sich aufs Bett. Sie zuckte zusammen, als sie die Beine ausstreckte. »Geh lieber und hilf dem Alten mit unseren Sachen, bevor er sich damit umbringt«, sagte sie.
    Tom kam Walker auf der Treppe entgegen. Ohne sichtbare Anstrengung trug er beide Koffer, die Sporttasche und Kristas Reisetasche hatte er sich um den Hals gehängt. Walker duckte sich an ihm vorbei und holte den Rollstuhl und die Krücken aus der Empfangshalle.
    Als er wieder im zweiten Stock angelangt war, kam Tom ihm bereits auf dem engen Flur entgegen.
    »Sind Sie schon lang hier?«, fragte Walker ihn, gab ihm zwanzig jamaikanische Dollar und lehnte sich an die Wand.
    »Wo?«, fragte Tom zurück. Er hatte große, rotgeränderte Augen.
    »Auf Reef Island.«
    »Mein ganzes Leben.«
    »Kennen Sie ein Haus, das Robinson’s Place heißt?«
    »Weg.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nicht mehr da.« Bedächtig rieb er sich die Nase. »An die Jungenschule gegangen.«
    »An die Jungenschule?«
    »Ja, Sir. Die Jungenschule. Früher war’s mal ein Wohnhaus, jetzt nicht mehr. Jetzt ist’s eine Schule für Jungen. Drei, vier Gebäude sind noch an das alte Haus angebaut worden.«
    »Aber ich nehme an, Sie kannten es schon, als es noch ein Wohnhaus war. Als da noch eine Familie lebte.«
    »Ganz richtig. Drei Kilometer die Straße rauf.«
    »Kannten Sie die Leute?«
    »Ich kenne alle, früher oder später. Auch die Reichen. Und alle anderen. Mit der Hälfte bin ich verwandt.«
    »Kannten Sie eine Familie Nuremborski, die in Robinson’s Place gewohnt hat?«
    »Mmm.« Der Alte dachte eine Weile nach. »Wie war der Name noch mal?«
    »Nuremborski. Eine Frau. Und ihre Tochter, ungefähr fünfzehn. Und ein kleiner Junge.«
    »Ah.« Jetzt kam Leben in Toms Gesicht. »Ja, Sir. Ich hab da mal einen Graben gemacht, für ein Rohr. Nuremborski.« Jetzt erinnerte er sich deutlich an etwas. »Er hat gesagt, nächstes Mal lässt er einen Hund das machen. Der würde schneller graben.« Der Alte kicherte.
    »Was ist daran lustig?«
    »Ich hab ihm die Schaufel in die Hand gedrückt. Hab gesagt, na gut, dann graben Sie halt. Sie hätten sein Gesicht sehen sollen. Ich seh’s noch heute vor mir.« Er grinste und stieg die Treppe hinunter. »Hab nicht einen Tag länger dort gearbeitet.«
    »Erinnern Sie sich noch an seine Frau und seine Tochter?«, rief Walker ihm nach.
    »Da waren immer wieder Leute. Ein Kommen und Gehen. Aber an ihn kann ich mich noch erinnern.« Noch einmal kicherte Tom, dann verschwand er um eine Biegung der Treppe.
    Als Walker ins Zimmer zurückkam, hatte Krista es irgendwie bis ins Bad geschafft und holte gerade Tabletten heraus.
    »Geht’s dir nicht gut?«
    »Doch, doch«, sagte sie. »Mir tut nur manchmal die Hüfte so weh. Wie willst du jetzt also weitermachen?«
    »Jemand suchen, der sich an mich erinnert. Vielleicht in der Stadt. Oder vielleicht lebt noch wer in der Nähe von Robinson’s Place. Es sind nur drei Kilometer die Straße hinauf.«
    »Geh du und schau, dass du ein Fahrzeug auftreibst«, sagte sie. »Ich leg mich inzwischen ein bisschen hin, O. K.?« Sie nahm ihm die Krücken ab, schwang sich zurück zum Bett, kroch hinauf und legte sich ein Kissen zurecht.
    »Ist wirklich alles in Ordnung?«
    »Ja.«
    Walker schlüpfte aus dem Zimmer und schloss leise die Tür.
    Tom deckte im Speisesaal die Tische. Durch eine Doppeltür am anderen Ende des Saals drangen Küchendüfte zu Walker. Es war fast Mittag, aber Gäste waren keine zu sehen.
    Er ging in den Speisesaal und fragte, ob es eine Möglichkeit gäbe, zur Schule hinaufzufahren. »Irgendwie müssen die Leute auf der Insel doch herumkommen, oder?«
    »Ja, sicher«, bestätigte Tom. »Hinten auf Simons Laster. Und die Reichen fahren meistens mit Andys Minibus hinauf zu ihren Häusern.«
    »Wo ist Andy?«
    »Überall. Aber wahrscheinlich eher nicht.«
    »Soll heißen?«
    Der alte Mann ging um den nächsten Tisch herum, zog ein Messer, dann eine Gabel und dann einen Löffel aus dem Besteck, das er in der Hand hielt, und legte sorgfältig eins nach dem anderen auf den Tisch.
    »Um diese Zeit ist er wahrscheinlich zu Hause.«
    »Wo ist zu

Weitere Kostenlose Bücher