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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Kuschelhöhle, wo er seine Freundinnen treffen konnte. Das wäre doch genial, oder?
    Im gleichen Haus, aber vor fremden Blicken verborgen. Stellen Sie sich nur vor, wie leicht es da wäre, sich nebenbei ein bisschen zu amüsieren.«
    »Vielleicht hat der Architekt sein Veto eingelegt.«
    »Niemand legt bei Beck ein Veto ein. Er weiß genau, was er will, und er bekommt es auch.« Sie legte einen Finger auf eine unbezeichnete Fläche direkt neben dem Empfang. »Könnte hinter dieser Wand nicht noch Raum sein?«
    Ich ging in Gedanken zurück und ließ die Gemäldegalerie und den Trompe-l’Œil-Effekt Revue passieren, der durch das abnehmende Format der Objekte erzielt wurde, wenn der Blick des Betrachters ihnen den Flur entlang folgte. Dann sah ich wieder auf den Grundriss. »Das glaube ich nicht. Wenn dort ein Raum wäre, wie käme man dann hinein? Soweit ich mich erinnere, sind in der Wand keinerlei Türen.«
    »So habe ich es auch in Erinnerung. Ich habe nämlich fünf Büros abgezählt, und Onnis war das in der Mitte. Nach Judes Büro – Sie wissen schon, das mit den vielen Schwarzweißfotos?«
    »Ja, ja.«
    »Gut, also die Gemäldegalerie beginnt dort, und die Wand 266
    muss an die acht Meter lang sein.«
    »Was ist mit dem Raum, in dem sie die Büromaterialien lagern?«
    »Der ist genau hier. Ich bin zweimal um diesen Teil
    herumgegangen, aber da war auch keine einzige Tür. Also, falls dort ein Raum ist, ist er hermetisch verschlossen.«
    »Vielleicht hat es etwas mit der Infrastruktur des Gebäudes zu tun. Mit ganz grundlegenden Gegebenheiten. Haben Sie denn keine Pläne, die neuer sind als die hier?«
    Reba schüttelte den Kopf. »Da war ich schon im Gefängnis.«
    Wir schwiegen beide einen Augenblick. Dann sagte ich:
    »Jammerschade, dass wir keine Pläne für die Büros unter seinem haben. Sie nehmen nur an, dass es sich um einen Raum handelt, aber es könnte auch eine Mauerrinne oder irgendetwas sein, das bis ganz nach unten reicht.«
    Sie rollte die Pläne zusammen und machte wieder einen Zylinder aus ihnen, indem sie das Gummiband darüber streifte.
    Dann warf sie die Rolle auf den Rücksitz und drehte den Zündschlüssel um. »Wenn wir es wissen wollen, gibt’s nur eins.«

    Reba fuhr um den Block und umrundete langsam das Passages-Einkaufszentrum. Immer wieder spähte sie über mich hinweg durch das Fenster auf der Beifahrerseite und suchte die Umgebung ab. An der Südseite des Einkaufszentrums hielt sie am Straßenrand, offenbar angezogen von einem Eingang, über dem »Anlieferung« stand. Eine steile Rampe führte nach unten ins Dunkel und verschwand.
    »Moment mal. Das muss ich sehen«, erklärte sie. Sie stellte den Motor ab und stieg aus, während ich es ihr nachtat. Zu Fuß schritten wir die Rampe hinab, die zwei Ebenen weit nach unten führte, in eine Art Keller unter dem Keller. Am Fuß der Rampe befand sich ein Gitter, an dem ein großes, hochwertiges 267
    Vorhängeschloss angebracht war. Durch die Gitterstäbe sah man zehn Parkplätze, eine unbeschriftete Doppeltür am Ende einer Sackgasse und eine einzelne Metalltür zur Rechten. »Glauben Sie, das ist der einzige Weg hinein?«, fragte ich.
    »Das kann nicht sein. Wenn Waren angeliefert werden, muss es doch Wege geben, auf denen die Sachen in die einzelnen Läden verteilt werden.«
    Wir gingen denselben Weg zurück und gerieten beim Aufstieg leicht außer Atem. Auf dem Gehweg angelangt, trat Reba ein paar Schritte zurück und ließ den Blick am Gebäude entlang schweifen. Auf Straßenebene gab es auf dieser Seite des festungsartigen Baus weder Schaufenster noch irgendeinen Zugang zu den Geschäften. »Ein Stück den Block runter befindet sich noch eine Rampe, genau wie die hier«, sagte sie.
    »Ach, warten Sie mal. Jetzt hab ich’s. Sehen wir nach, ob ich Recht habe.«
    Ich musterte sie. »Verraten Sie’s mir auch oder nicht?«
    »Wenn ich Recht habe, schon. Wenn nicht, braucht es Sie nicht zu interessieren.«
    »Sie sind ziemlich anstrengend.«
    Sie lächelte ungerührt.
    Wir kehrten zum Wagen zurück. Sie ließ ihn an und warf über die linke Schulter einen Blick nach hinten, um zu sehen, ob Autos kamen. Dann fuhr sie los und setzte ihre Umrundung des Einkaufszentrums fort, wobei wir das Gegenstück zu dem Eingang passierten, den wir soeben ergründet hatten. An der Ecke bog sie rechts ab und fuhr auf der Chapel in Richtung Norden.
    Im Passages war das Parken an den Wochenenden gratis, was einen vermutlich animieren sollte, mehr

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