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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Ausfahrt Perdido Avenue. Ich fuhr hinein und parkte seitlich neben den Toiletten.
    Ein Tankwart in Uniform stand am hinteren Ende eines Kombis, den er soeben voll tankte. Er sah mich kurz an und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Ich wartete, bis der Kunde den Kreditkartenbeleg unterzeichnet hatte und mit seinem Kombi davongefahren war, ehe ich mich auf den Weg zu den
    Zapfsäulen machte. Das Foto von Reba in der Hand, wollte ich den Tankwart schon fragen, ob er am Montag Dienst gehabt hatte und ob er sich an sie erinnerte. Doch während ich auf ihn 325
    zuging, fiel mir etwas anderes ein. »Hi«, sagte ich. »Können Sie mir den Weg erklären? Ich suche einen Spielsalon namens Double Down.«
    Er wandte sich um und deutete mit der Hand. »Zwei Blocks runter auf der rechten Seite. Wenn Sie zur Ampel kommen, sind Sie schon zu weit gefahren.«
    Es war kurz vor zwei Uhr nachmittags, als ich in die letzte freie Lücke auf dem Parkplatz hinter einem in unansehnlichem Beige gestrichenen Flachbau aus Waschbeton fuhr. Das davor angebrachte Schild ließ nacheinander Pik, Herz, Karo und Kreuz in rotem Neon aufblinken. Der Name »Double Down« war in blauer Neonschrift direkt am Gebäude angebracht. Anstelle einer Treppe führte eine Rampe für Rollstuhlfahrer zu einem fensterlosen Eingang hinauf, der gut einen Meter über der Erde lag. Ich stieg die Rampe empor, bis ich an der schweren Holztür mit ihren rustikalen schmiedeeisernen Scharnieren anlangte. Ein Schild besagte, dass von zehn Uhr morgens bis zwei Uhr nachts geöffnet war. Ich ging hinein.
    Es gab vier große, mit grünem Filz bedeckte Tische, an denen jeweils acht bis zehn Pokerspieler in hölzernen Lehnstühlen saßen. Etliche wandten sich um und sahen mich an, aber niemand richtete das Wort an mich. An der hinteren Wand befand sich eine kombüsenartige Küche, über deren Durchreiche die Speisekarte angeschlagen war. Die Auswahl war in auswechselbaren schwarzen Buchstaben in weißen Spalten aufgelistet: Frühstück, Sandwiches und ein paar Hauptgerichte.
    Sofort bekam ich Lust auf das Frühstücksburrito mit Rührei und Würstchen. Ich musterte die Rechnung aus Rebas Jackentasche
    – Cheeseburger, Chili-Pommes und Coke. Die gleichen Sachen standen auf der Tafel, und die Preise stimmten überein.
    Die Wände waren mit Kiefernholz getäfelt. An den Seiten der mit Dämmplatten versehenen Decke verlief eine Bilderleiste, die mit falschem Efeu geschmückt war und an der gerahmte Zeichnungen von Sportszenen hingen, überwiegend Football. Die 326
    Beleuchtung war matt. Sämtliche Spieler waren Männer, mit Ausnahme einer Frau weiter hinten, die schätzungsweise Mitte sechzig war. Auf einer an der Seitenwand angebrachten Tafel stand eine Namensliste, vermutlich von Leuten, die auf einen freien Platz warteten. Zu meinem Erstaunen konnte ich weder Zigarettenrauch noch Alkohol entdecken. Zwei Farbfernseher in einander gegenüberliegenden Ecken flackerten mit zwei unterschiedlichen Baseballspielen still vor sich hin. Es waren kaum Gespräche zu hören, sondern nur das Geräusch der Plastikchips, die leise aneinander klickten, wenn der Kartengeber die Gewinner auszahlte und die Einsätze der Verlierer einstrich.
    Gerade wechselten die Kartengeber die Tische, und drei Männer nutzten die Gelegenheit, um sich etwas zu essen zu bestellen.
    Rechts von mir war ein Schalter, und in dem Kabuff dahinter saß ein Mann auf einem Barhocker. »Ich suche den
    Geschäftsführer«, sagte ich. Eigentlich wusste ich gar nicht, ob Spielsalons Geschäftsführer hatten, aber es kam mir wie ein sicherer Tipp vor – sozusagen.
    »Jo«, sagte der Typ, ohne den Blick von seinem Buch zu heben.
    »Was lesen Sie da?«
    Er hielt es in die Höhe und drehte das Cover nach vorn, als frage er sich das selbst. »Das hier? Gedichte. Von Kenneth Rexroth. Kennen Sie sein Werk?«
    »Nein.«
    »Der Mann ist fantastisch. Ich würd’s Ihnen ja leihen, aber ich habe nur das eine.« Er legte den Finger zwischen die Seiten, um sich zu merken, wo er war. »Möchten Sie Jetons?«
    »Nein, ich bin leider nicht zum Spielen hier.« Ich zog das Foto von Reba heraus, faltete es auf und hielt es ihm hin. »Kennen Sie die?«
    »Reba Lafferty«, antwortete er, als wäre das überhaupt keine Frage.
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    »Wissen Sie noch, wann Sie sie zuletzt gesehen haben?«
    »Klar. Am Montag. Vorgestern Abend. Sie hat an dem Tisch da gesessen. Ist gegen fünf gekommen und geblieben, bis wir um zwei zugemacht haben. Hat den größten Teil

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