Ausgespielt
und im Zeitungsladen daneben. Wo zum
Teufel war sie geblieben? Ich rechnete zwar immer noch damit, sie zu finden, doch es ärgerte mich maßlos, dass sie einfach davonspaziert war, ohne mir eine Nachricht zu hinterlassen. Ich setzte mich für ein paar Minuten in die Halle, ehe ich nach draußen ging. Der Chefpage schob gerade einen mit Koffern beladenen Gepäckwagen herein. »Ich suche jemanden«, sagte ich, als er seine Last abgeladen hatte. »Eine Freundin von mir –
zierlich und dunkelhaarig. Sie ist vor kurzem
heruntergekommen und hatte einen Abholschein für –«
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»Ja, sicher. Sie hat den Rollenkoffer abgeholt und ist gegangen.«
»Wissen Sie, wohin?«
Er schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid. Ich wünschte, ich könnte Ihnen weiterhelfen.« Er entschuldigte sich, um sich um einen ankommenden Gast zu kümmern, und ließ mich ratlos stehen. Was nun?
Ein Wagen fuhr heran, den der Parkgehilfe einem wartenden Gast übergab. Als der Fahrer eingestiegen war und der Parkgehilfe die Wagentür geschlossen hatte, fing er meinen Blick auf. Es war derselbe junge Mann, den wir bei unserer Ankunft gesehen hatten. »Suchen Sie Ihre Freundin?«, fragte er.
»Ja.«
»Die haben Sie knapp verpasst.«
»Was meinen Sie mit ›knapp verpasst‹?«
»Der Portier hat ihr vor ein paar Minuten ein Taxi gerufen.«
»Sie meinen, sie ist weggefahren? Wohin denn?«
»Hab ich nicht gehört. Sie hat dem Fahrer ihre Anweisungen gegeben, und dann ist das Taxi davongefahren.«
»War sie allein?«
»Sah so aus. Sie hatte ihren Koffer dabei, also wollte sie vielleicht zum Flughafen.«
»Danke.«
Was nun?
Mir war völlig schleierhaft, was sie im Schilde führte.
Außerdem wollte ich unbedingt los, aber wie konnte ich das Hotel verlassen, wenn ich nicht die geringste Ahnung hatte, wo sie war oder ob sie zurückkommen würde? War sie einfach aus einem Impuls heraus abgereist, oder hatte sie schon geplant, mich abzuschütteln, seit wir Reno verlassen hatten? Was auch immer zutraf, ich hatte das Gefühl, noch eine Weile hier bleiben 391
zu müssen, zumindest so lange, bis ich mir sicher war, dass sie auf Nimmerwiedersehen verschwunden war.
Doch bis dahin konnte ich nicht untätig herumsitzen. Ich kehrte in die Hotelhalle zurück und setzte mich in denselben Sessel wie bei unserer Ankunft. Mit geschlossenen Augen ließ ich die Ereignisse Revue passieren. Ich sah Reba vor mir, wie sie auf den Tresen zuging. Sie hatte eine Versandtasche herausgezogen, in Druckbuchstaben etwas darauf geschrieben und sie beim Empfangschef hinterlegt. Im Gegenzug hatte sie auf ihre Frage hin einen Umschlag erhalten. Was konnte ich daraus schließen?
Ich stand auf und ging zum Tresen des Empfangschefs. Nur ein Mann, der laut seinem Namensschild Carl hieß, hatte Dienst und war gerade dabei, eine Tischreservierung für einen gut gekleideten älteren Herrn vorzunehmen. Ich wartete. Als der Herr weg war, sah mich Carl ausdruckslos an. Sein Blick wanderte zur Seite meines Kopfs, an dem ich plötzlich eine Beule von der Größe einer Kokosnuss vermutete. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ist der Geschäftsführer zu sprechen?«
»Ich kann mich erkundigen. Sind Sie Hotelgast?«
»Leider nein, aber ich habe ein kleines Problem und könnte seine Hilfe gebrauchen.«
»Aha. Und weiß er, worum es sich handelt?«
»Wahrscheinlich nicht. Sie können ihm sagen, dass ich Millhone heiße.«
Er nahm den Hörer seines Telefons ab und wählte eine Nummer, ohne den Blick von mir abzuwenden. Als sich am anderen Ende jemand meldete, wandte er sich ab und führte das Gespräch mit vorgehaltener Hand wie jemand, der höflich sein will, während er sich in der Öffentlichkeit die Zähne reinigt. »Er kommt gleich.«
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»Danke.«
Er lächelte, und sein Blick glitt von mir ab, als er sich wieder seiner Arbeit zuwandte. Eine Weile beschäftigte er sich mit einem dicken Ordner und dem Telefon. Ich setzte zum Sprechen an, doch er hielt einen Finger in die Höhe, was »Moment bitte«
heißen sollte, und setzte seine Tätigkeit fort. Wollte man mich hinhalten? Mir fiel wieder ein, was der Geschäftsführer angesichts Martys (mutmaßlicher) Entführung und der Attacke auf mich in Bezug auf die Haftbarkeit des Hotels gesagt hatte.
Vielleicht hatte er die Firmenleitung und seinen Chef verständigt oder den Chef seines Chefs und ihn davor gewarnt, weiteren Kontakt zu mir zu pflegen. Alles, was gesagt wurde, konnte vor Gericht gegen das Hotel verwendet werden. Ich hätte
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