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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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zugegangen, aber es war, wie wenn ein Fremder in Ihre Richtung winkt. Man dreht sich um und sieht nach hinten, da man annimmt, dass jemand anders gemeint ist. Reba erinnert sich vielleicht noch an mehr als ich.
    Kann ich sie sprechen?«
    Er überlegte. Einerseits wollte er unbedingt so viel Informationen wie möglich aus mir herausholen, andererseits aber auch mitfühlend und besorgt wirken, wie es eben die Pflicht eines Hotelangestellten ist. »Sobald die Polizei mit ihr fertig ist, lasse ich sie holen.«
    »Danke.«
    Damit schloss ich erneut die Augen. Ich war müde und hatte das Gefühl, nie wieder aus diesem Bett aufstehen zu wollen. Auf einmal berührte mich jemand am Arm. Reba saß auf einem Stuhl, den sie ans Bett herangezogen hatte. Fitzgerald hatte das Zimmer verlassen.
    »Wohin ist denn Fitzgerald verschwunden?«
    »Keine Ahnung. Ich habe den Cops gesagt, sie sollen Cheney anrufen und sich von ihm alles erklären lassen. Schließlich wollte ich mich nicht verplappern und dem FBI ins Handwerk pfuschen. Was macht Ihr Kopf?«
    »Tut weh. Helfen Sie mir mal, damit ich sehe, ob ich mich aufsetzen kann, ohne ohnmächtig zu werden oder mich zu übergeben.« Sie hielt meine ausgestreckte Hand und half mir in eine aufrechte Position. Ich schob das Leintuch beiseite und stützte mich mit der anderen Hand auf dem Nachttisch ab. Es war gar nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.
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    »Sie wollen doch hoffentlich nicht irgendwohin, oder?«
    »Nicht, bevor ich weiß, wie ich in Form bin. Haben Sie diese Typen schon mal gesehen?«
    Sie zögerte. »Ich glaube schon. In dem Pick-up, der mit uns von Reno hier runtergefahren ist. Wahrscheinlich sind es Salustios Gorillas. Beck muss ihnen gesagt haben, dass ich ihm die fünfundzwanzig Riesen geklaut habe.«
    »Aber warum schnappen sie sich dann Marty? Er hatte
    überhaupt nichts damit zu tun.«
    »Ich habe keine Ahnung, was da abläuft. Scheiße, hätte ich Marty bloß nicht erzählt, dass die Feds schon auf dem Laufenden sind. Damit habe ich ihn nur zum Abhauen animiert.
    Im Gefängnis wäre er besser dran gewesen. Da wäre er wenigstens in Sicherheit.«
    »Was ist mit dem Gepäckabholschein, den er Ihnen gegeben hat? Worum handelt es sich dabei?«
    Sie blinzelte. »Keine Ahnung. Hab ich ganz vergessen.« Sie kramte in ihrer Tasche, zog den Zettel heraus und drehte ihn um.
    »Hotel-Gepäckaufbewahrung. Ich frage mal den Chefpagen und sehe nach, was es ist. Kann ich Sie so lange allein lassen? Es geht sicher schnell.«
    »Klar. Warten Sie unten auf mich. Sobald ich mit der Polizei gesprochen habe, komme ich in die Halle.«
    »Gut.«
    Ich wartete, bis sie weg war, ehe ich ins Badezimmer ging, mir das Gesicht wusch und den Kopf unter den Wasserhahn hielt, um das getrocknete Blut auszuwaschen, das in meinen Haaren klebte. Schließlich nahm ich ein Badetuch und tupfte sacht alles ab, bis die Strähnen trocken genug waren, um sie
    durchzukämmen. Ehrlich, ich fühlte mich besser als erwartet, jetzt, wo ich wieder auf den Beinen war.
    Als der Streifenpolizist erschien, saß ich bereits in einem 389
    Sessel und fühlte mich einigermaßen wiederhergestellt. Er hatte klar geschnittene Gesichtszüge, war etwa Mitte zwanzig, ernst und lispelte ein bisschen, was entwaffnend wirkte. Ich gab wieder, was ich wusste, und sah ihm zu, wie er in sein Notizbuch kritzelte. Wir gingen den Ablauf der Ereignisse so lange durch, bis er der Meinung war, alles aus mir
    herausgekitzelt zu haben, woran ich mich erinnerte. Ich gab ihm meine Adresse in Santa Teresa und neben meiner
    Telefonnummer auch die von Cheney. Er reichte mir eine Visitenkarte und erklärte, dass ich eine Abschrift des Polizeiberichts anfordern könne, indem ich ans Archiv schrieb, die Bearbeitungsdauer jedoch zehn Tage betrage.
    Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog ich die Schuhe an. Mich zum Binden der Schnürsenkel hinabzubeugen war nicht besonders angenehm, doch ich schaffte es. Ich nahm meine Tasche, trat in den Flur hinaus, suchte die Aufzüge und fuhr nach unten.
    In der Halle angekommen, sah ich zum Tresen des Chefpagen hinüber, da ich erwartete, Reba dort stehen zu sehen. Kein Chefpage und keine Reba. Ich hatte gut zehn Minuten mit dem Polizisten gesprochen, daher vermutete ich, dass sie das bereits abgeholt hatte, was Marty für sie hinterlegt hatte. Ich drehte eine Runde, spähte in die Cocktailbar, die Damentoilette und den Flur bei den öffentlichen Telefonen. Ich versuchte es im Geschenke-Shop

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