Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
tun.«
    »Wann war das?«
    »Am Donnerstag. Er ist hierher gekommen. Nord hat
    geschlafen, und so habe ich selbst mit ihm gesprochen. Er war auf der Suche nach ihr und hat sich große Sorgen gemacht. Er hat gemeint, er wolle keinen großen Aufstand machen, aber er fürchte, sie hätte etwas mitgenommen. Es war ihm sichtlich unangenehm, und ich hatte meine liebe Not, ihn dazu zu überreden, sich mir anzuvertrauen. Schließlich hat er zugegeben, dass sie fünfundzwanzigtausend Dollar gestohlen hat. Er hat 403
    erklärt, er will keinen Ärger machen, aber in meinen Augen war das Unsinn, und deshalb habe ich ihm gesagt, wo sie ist.«
    »Woher hatten Sie Mistys Adresse?«
    »Die hatte ich gar nicht, aber ich hatte Ihre. Nord hat sich an dem Abend, als Sie angerufen haben, einen Merkzettel geschrieben. Das Paradise Motel. Ich habe es auf dem Block gesehen, den er am Bett liegen hat.«
    »Lucinda, Beck hat Sie manipuliert. Begreifen Sie das nicht?«
    »Kaum. Er ist ein reizender Mann. Nach allem, was Reba ihm angetan hat, hätte ich es ihm auch verraten, wenn er gar nicht gefragt hätte.«
    »Ahnen Sie auch nur im Geringsten, was Sie angerichtet haben? Ihretwegen ist ein Mann gekidnappt worden.«
    Sie lachte und klemmte sich ihre Handtasche unter den Arm, während sie mit der anderen Hand die Reisetasche nahm.
    »Niemand ist gekidnappt worden«, erklärte sie, als wäre schon die Vorstellung absurd. »Wirklich, Sie sind genau wie Reba und machen ein Drama aus einer Lappalie. Alles ist gleich eine Krise. Alles ist gleich das Ende der Welt. Und es liegt nie an dem, was sie getan hat. Sie ist immer das Opfer und erwartet, dass andere hinter ihr aufräumen. Tja, diesmal muss sie selbst die Verantwortung übernehmen. Wenn Sie mich bitte
    entschuldigen wollen, ich möchte jetzt gern in die Klinik fahren und Nord die Sachen hier bringen.«
    Sie zog die Tür auf und ließ sie hinter sich wieder ins Schloss fallen. Da sie dermaßen von sich überzeugt war, hatte ich es nicht geschafft, ihre Ansichten infrage zu stellen oder auch nur den leisesten Hauch von Protest anzubringen. In ihren Aussagen hatte durchaus ein Körnchen Wahrheit gesteckt, doch es war nicht die ganze Wahrheit.
    »Miss Millhone?«
    Als ich mich umwandte, stand Freddy hinter mir im Flur.
    404
    »Haben Sie das gehört? Die Frau ist ein Albtraum«, sagte ich.
    »Jetzt, wo sie weg ist, wollte ich Ihnen noch etwas sagen.
    Reba war hier. Und zwar kurz bevor Miss Cunningham
    gekommen ist, um Mr. Laffertys Sachen zu holen.«
    »Und wo ist sie dann hingefahren?«
    »Das weiß ich nicht. Sie ist mit dem Taxi gekommen und war gerade lange genug da, um ihren Wagen und Kleider zum Wechseln zu holen. Sie hat gesagt, sie würde ins Krankenhaus fahren und ihren Vater besuchen, wollte aber auf keinen Fall Miss Cunningham über den Weg laufen. Sie hatte vor,
    Mr. Laffertys Arzt anzurufen und zu veranlassen, dass ihn nur Angehörige besuchen dürfen, ich natürlich eingeschlossen.«
    Freddy erlaubte sich ein verschmitztes Grinsen. »Das war meine Idee.«
    »Geschieht Lucinda recht. Wie ernst ist sein Zustand?«
    »Der Arzt sagt, es wird ihm bald besser gehen. Er war dehydriert, und seine Elektrolyte waren nicht ausgeglichen.
    Außerdem hat er, glaube ich, Anämie. Der Arzt möchte ihn ein paar Tage in der Klinik behalten.«
    »Ist doch gut. Da haben wir schon eine Sorge weniger, vor allem, wenn das Personal Lucinda fern halten kann. Hat Reba denn irgendwie durchblicken lassen, wohin sie wollte?«
    »Zu einem Freund.«
    »Sie hat keinen Freund. Hier in Santa Teresa?«
    »Ich glaube schon. Es muss ein Mann sein, den sie erst kennen gelernt hat, als sie wieder nach Hause gekommen ist.«
    Ich überlegte kurz. »Vielleicht jemand von den AA … Obwohl mir das unwahrscheinlich vorkommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jetzt noch zu AA-Treffen geht. Kann man sie irgendwie erreichen? Hat sie eine Nummer hinterlassen?«
    Freddy schüttelte den Kopf. »Sie hat gesagt, sie würde gegen neun noch mal vorbeikommen, hatte aber Angst, dass
    405
    Mr. Beckwith sie finden könnte.«
    »Kann ich mir denken. Lucinda hat ja überall bereitwillig geplaudert«, sagte ich. »Wenn Sie von ihr hören, richten Sie ihr bitte aus, dass ich sie unbedingt sprechen muss. Hat sie vielleicht einen Koffer hier gelassen?«
    »Nein, aber sie hatte einen dabei. Sie hat ihn in den Kofferraum ihres Wagens gelegt, bevor sie gefahren ist.«
    »Tja, dann hoffen wir mal, dass sie sich meldet.« Ich sah auf die Uhr.

Weitere Kostenlose Bücher