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Ausgespielt

Ausgespielt

Titel: Ausgespielt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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ich glaube, William war nicht ganz bei Trost, als er dich dazu überredet hat, hierher zu kommen. Zwischen Henry und Mattie lief alles bestens, bevor du aufgetaucht bist.«
    Lewis sah mich blinzelnd an, als spräche ich in fremden Zungen. »Da kann ich dir nicht folgen.«
    »Du hättest ja nicht unbedingt mitten beim Frühstück reinplatzen und sie fragen müssen, ob sie mit dir ausgeht.«
    »Ich habe sie nicht gefragt, ob sie mit mir ausgeht. Ich habe einen Ausstellungsbesuch und einen kleinen Mittagsimbiss vorgeschlagen.«
    »Das nennt man landläufig miteinander ausgehen. Henry war beleidigt, und das zu Recht.«
    Lewis zog eine verblüffte Miene. »Er war beleidigt?
    Meinetwegen?«
    »Natürlich. Mattie hätte ihre Zeit eigentlich mit ihm verbringen sollen.«
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    »Warum hat er dann nicht protestiert?«
    »Wie denn? Du hast ihn allen Ernstes vor Mattie eine schrullige alte Jungfer genannt. Er hat sich in Grund und Boden geschämt. Er konnte sich nicht zur Wehr setzen, ohne noch lächerlicher zu wirken, als er sich ohnehin schon vorkam.«
    »Aber das war doch nur harmlose Spöttelei. Ein Scherz.«
    »Es ist kein Scherz, wenn du plötzlich auf der Bildfläche erscheinst und versuchst, ihm den Rang abzulaufen. Das Leben ist auch so schon kompliziert genug.«
    »Aber wir haben schon immer um die Ladys rivalisiert. Es ist alles nur Spaß. Keiner von uns beiden nimmt es ernst. Meine Güte, frag doch William, wenn du an meinen Worten zweifelst.«
    »Das gibt er nie zu. Schließlich hat er das Ganze eingefädelt.
    Er hätte sich niemals einmischen dürfen, aber was du getan hast, war noch schlimmer. Du hast gewusst, dass Henry sich für Mattie interessiert.«
    »Natürlich tut er das, und ich auch. Das war schon auf der Kreuzfahrt ganz offensichtlich. Ich habe meinen Vorstoß gemacht und er seinen. Wenn er der Herausforderung nicht gewachsen ist, warum beklagt er sich dann bei mir?«
    »Mattie hat Schluss gemacht. Sie hat gesagt, dass sie ihn nicht wiedersehen will.«
    »Oh«, sagte Lewis zerstreut. »Tut mir Leid, das zu hören, aber das hat nichts mit mir zu tun.«
    »Doch. Du bist nach Kalifornien geflogen und hast dich in etwas eingemischt, was dich überhaupt nichts anging. Daran ist nichts ›harmlos‹. Das war eine bösartige Attacke.«
    »Nein, nein. Ganz und gar nicht. Wie kommst du nur dazu, das zu behaupten? Ich würde mir eher den rechten Arm abhacken, als so etwas zu tun.«
    »Aber du hast es getan, Lewis.«
    »Du bist komplett auf dem Holzweg. Das war nicht meine 226
    Absicht. Henry war schon immer mein Lieblingsbruder. Er weiß, dass ich ihn unheimlich gern habe.«
    »Dann solltest du dir schleunigst überlegen, wie du alles wieder einrenken kannst.«

    Um kurz vor acht kam Reba aus ihrem AA-Treffen und
    marschierte auf mein Auto zu. Es war nach wie vor hell. Eine massive Nebelbank hing am Horizont, und der vom Meer landeinwärts ziehende Wind brachte kühlere Luft mit. »Fühlen Sie sich besser?«
    »Nicht unbedingt, aber ich bin trotzdem froh, dass ich hingegangen bin.«
    »Wollen Sie jetzt noch essen gehen?«
    »Mist, wir müssen zurück zu mir fahren. Ich habe die Fotos vergessen.«
    »Wozu brauchen Sie die?«
    »Als Gedächtnisstütze«, erklärte sie. »Ich möchte Sie gern mit jemandem bekannt machen. Er isst jeden Freitagabend um neun im selben Lokal. Ich habe mich heute Morgen etwas umgehört, nur um eine Ahnung zu bestätigen, die ich hatte. Wir fahren schnell noch mal raus zu Pop, holen die Bilder, sprechen Klartext mit meinem Bekannten und stellen dann noch ein paar Nachforschungen an.«
    »Ist neun Uhr nicht ziemlich spät fürs Abendessen?«
    »Na, hoffentlich. Im Gefängnis isst man nachmittags um fünf.
    Das ist vielleicht deprimierend. Man kommt sich vor wie ein Kleinkind.« Sie wandte sich auf dem Sitz nach hinten. »Warum fahren Sie denn hier weiter? Sie hätten dort hinten rechts abbiegen müssen.«
    »Wir müssen nicht extra zu Ihnen zurückfahren. Ich habe einen Satz Bilder bei mir im Büro. Cheney hat sie mir gegeben.«
    Ich fragte mich, ob es sie stutzig machen würde, dass ich 227
    ebenfalls Abzüge der Fotos hatte, doch sie war offenbar in Gedanken schon bei etwas anderem, da sie mir einen
    forschenden Blick zuwarf.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Mir fällt nur auf, dass Sie Cheneys Namen fallen lassen, sooft sich die Gelegenheit dazu bietet. Haben Sie den von ihm?«, fragte sie und zeigte mit dem Finger auf mich.
    »Was soll ich von ihm haben?«
    »Den Knutschfleck am

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